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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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und Spitzel tatsächlich gab.« Donovans Hit »Sunshine Superman«, der bis auf Platz zwei der britischen Charts gelangte, wollten einige zensiert sehen, weil sie fürchteten, der Text sei mit Slangausdrücken aus dem Drogenmilieu gespickt. Ein Jahr zuvor war der ehemalige Folkmusiker eine der ersten Popgrößen gewesen, die wegen Drogenmissbrauchs verhaftet wurden, weil er in der BBC-Dokumentation A Boy Called Donovan Haschisch rauchend auf einer Party zu sehen war.
    1967 waren die Rolling Stones einflussreicher als je zuvor, und man kann sich leicht vorstellen, dass sie sich für unverwundbar und vielleicht auch für ein bisschen messianisch hielten. Nach drei Jahren, die sie ausschließlich mit Touren und im Aufnahmestudio verbracht hatten, kam endlich auch ein bisschen Geld in ihre Kasse und sie tauschten den cleveren Marketingstrategen Andrew Loog Oldham gegen den stämmigen, hartgesottenen Manager Allen Klein aus. Klein war in einem Waisenhaus in New Jersey aufgewachsen, was sein berüchtigt schroffes und aggressives Wesen gewiss mitgeprägt haben dürfte. In seinen Dreißigern arbeitete er für den berühmten Soulsänger Sam Cooke, der einer der ersten schwarzen Musiker war, die einen eigenen Verlag besaßen. Nach Cookes Ermordung im Jahr 1964 sattelte Klein um und fühlte im Namen von Britisch-Invasion-Bands wie den Animals und Herman’s Hermits den entsprechenden Plattenfirmen auf den Zahn, um herauszufinden, ob diese ihren Klienten die ihnen zustehenden Tantiemen auch in voller Höhe auszahlten. Er erhielt stolze zwanzig Prozent von allen Nachzahlungen, die er veranlassen konnte, doch angesichts der Summen, um die es ging, war sein Einsatz für seine Kunden in der Regel sehr lohnend. (»Niemand muss einen Vertrag mit mir abschließen, wenn er das nicht will«, erklärte er 1971 in einem Playboy- Interview.) Klein (der einen Ruf als »größter Stecher im Musikgeschäft« genoss) hatte von Anfang an ein Auge auf die Beatles und die Rolling Stones geworfen. Als er aus den Hörfunknachrichten erfuhr, dass der Beatles-Manager Brian Epstein Selbstmord begangen hatte, soll er angeblich am Straßenrand angehalten und laut ausgerufen haben: »Jetzt hab ich sie!« Oldham, der immer tiefer im Drogensumpf versackte, holte Klein zunächst als Berater mit ins Boot.
    Innerhalb eines Jahres hatte es Allen Klein geschafft, sowohl für die Stones als auch für die Beatles als allein verantwortlicher Manager zu arbeiten. Im Falle der Stones fiel dieser Managementwechsel zufällig auch in eine Zeit, in der die Band mit (den besonders einträglichen) Eigenkompositionen etliche Hits landete, die sowohl in England als auch in Amerika die Charts anführten und sich mit den besten Songs der Beatles messen konnten. »Paint It Black«, »19th Nervous Breakdown«, »Mother’s Little Helper« und »Ruby Tuesday« waren perfekt arrangierte Popsongs mit cleveren Texten, die sich offen mit Themen wie Schwarzmalerei und Heuchelei, Trauer und Vergänglichkeit auseinandersetzten, und zwar so humorvoll und tiefsinnig, wie man es von dreiminütigen Popsongs bis dato nicht kannte. Die Stones konnten so etwas tun, ohne dass es ihrem Image als taffe Jungs etwas anhaben konnte. Wenn es sein musste, konnten sie auch sehr direkt sein. Nehmen wir zum Beispiel das »Stupid Girl« (womit wohl Chrissie Shrimpton gemeint war); sie regt sich über Dinge auf, die sie überhaupt nichts angehen und meckert immerzu nur rum. Oder »Doncha Bother Me«, der Song in dem Mick all jene Bands, die die Stones kopieren, ebenso warnt wie Nachtschwärmer, die sich mit ein bisschen Namedropping und einem eleganten Outfit Eintritt in die angesagten Clubs verschaffen wollen: »Doncha copy me no more. The lines on my eyes are protected by copyright law.« Beide Songs sind auf dem 1966 erschienenen Album Aftermath , dem ersten der Stones, das ganz ohne Coverversionen auskam. Die in den RCA-Studios in Los Angeles eingespielte Platte kam im selben Jahr heraus wie Revolver, Pet Sounds und Blonde on Blonde . Aftermath , das ausschließlich Jagger/Richards-Songs enthält, präsentierte die Stones in einer Weise, wie dies keines der Vorgängeralben getan hatte. Man konnte sich kaum vorstellen, dass der Höhenflug der Band in absehbarer Zeit gestoppt werden sollte, aber wie Ikarus oder der Protagonist ihres Aftermath- Titels »Flight 505« machten sie sich auf die Suche nach einem neuen Leben, stiegen zu hoch auf, und gerade als sie sich wie Könige fühlten, denen die ganze

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