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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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längst klar. Das Ganze war Ihnen mehr oder weniger in den Schoß gefallen, richtig?«
    »So einfach ist das in einem Mordfall nie. Man darf nichts unberücksichtigt lassen und muss jedem Anhaltspunkt nachgehen.«
    »Und was ist mit dem U.S. Secret Service? Sind Sie diesem Anhaltspunkt nicht nachgegangen?«
    »Der Secret Service? Ich weiß leider nicht, was Sie meinen.«
    »Haben Sie im Lauf dieses Ermittlungsverfahrens Kontakt mit dem U.S. Secret Service aufgenommen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Und mit dem U.S. Attorney’s Office in Los Angeles?«
    »Ebenfalls nicht, wobei ich nicht für meinen Partner oder andere Kollegen sprechen kann, die mit dem Fall befasst waren.«
    Das war eine gute Antwort, aber sie war nicht gut genug. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Freeman an den Rand ihres Sitzes gerutscht war. Sie wartete den richtigen Moment ab, um gegen meine Fragestellung Einspruch einzulegen.
    »Detective Kurlen, wissen Sie, was ein Federal Target Letter ist?«
    Freeman sprang auf, bevor Kurlen antworten konnte. Sie legte Einspruch ein und bat um eine Unterredung mit dem Richter.
    »Dafür sollten wir uns lieber ins Richterzimmer zurückziehen«, erklärte Perry. »Die Geschworenen und das Gerichtspersonal bleiben auf ihren Plätzen, während ich mich mit den Anwälten berate. Mr. Haller, Ms. Freeman, kommen Sie bitte mit.«
    Ich zog ein Dokument und den dazugehörigen Umschlag aus einem meiner Ordner und folgte Freeman zu der Tür, die ins Richterzimmer führte. Ich war mir sicher, dass ich im Begriff stand, entweder das Verfahren zugunsten der Verteidigung zu kippen oder wegen Missachtung des Gerichts im Gefängnis zu landen.

29
    R ichter Perry machte keinen glücklichen Eindruck. Er befand es nicht einmal für nötig, hinter seinen Schreibtisch zu gehen und sich zu setzen. Wir betraten sein Zimmer, und er drehte sich sofort zu mir um und verschränkte die Arme über der Brust. Er starrte mich finster an und begann erst zu sprechen, als seine Protokollführerin Platz genommen und ihre Stenografiermaschine aufgestellt hatte.
    »Also, Mr. Haller, Ms. Freeman legt Einspruch ein, weil das, vermute ich, das erste Mal ist, dass sie etwas vom Secret Service und dem U.S. Attorney’s Office und einem Federal Target Letter zu hören bekommt und was das alles mit diesem Verfahren zu tun haben mag oder nicht. Ich lege auch selbst Einspruch ein, weil es, soweit ich mich erinnere, das erste Mal ist, dass eine Bundesbehörde zur Sprache kommt, und ich nicht zulassen werde, dass Sie im Beisein der Geschworenen auf Bundesebene zu fischen beginnen. Wenn Sie also tatsächlich etwas haben, möchte ich auf der Stelle ein konkretes Beweisangebot, und als Nächstes möchte ich wissen, warum Ms. Freeman nichts darüber weiß.«
    »Danke, Euer Ehren«, sagte Freeman, die Hände ungehalten an die Hüften gelegt.
    Ich versuchte, die gespannte Situation etwas zu entschärfen, indem ich mich beiläufig von unserer dicht gedrängt stehenden Kleingruppe entfernte und an das Fenster trat, von dem man auf die sanft ansteigenden Santa Monica Mountains hinausblickte. Ich konnte die auf Stützen gebauten Häuser oben am Kamm sehen. Sie sahen aus wie Streichholzschachteln, die nur darauf warteten, beim nächsten Erdbeben in die Tiefe zu purzeln. Ich wusste, wie es war, über dem Abgrund zu hängen.
    »Euer Ehren, in meiner Kanzlei ist mit der Post ein nicht mit einem Absender versehener Umschlag eingegangen, der eine Kopie eines an Louis Opparizio und ALOFT adressierten Federal Target Letter enthielt. In diesem Schreiben wurde er darüber in Kenntnis gesetzt, dass er und seine Firma Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens wegen betrügerischer Zwangsversteigerungsmaßnahmen sind, die im Auftrag verschiedener Banken durchgeführt wurden.«
    Ich hielt das Schreiben und den Umschlag hoch.
    »Das hier ist dieser Brief. Er ist zwei Wochen vor dem Mord datiert und nur acht Tage nach dem Einschreiben, das Bondurant an Opparizio geschickt hat.«
    »Wann haben Sie diesen angeblich nicht mit einem Absender versehenen Umschlag erhalten?« Freemans Stimme troff vor Skepsis.
    »Er ging gestern in meinem Postfach ein, wurde aber erst am späten gestrigen Abend geöffnet. Wenn mir die Staatsanwältin nicht glaubt, kann ich meine Büroleiterin herkommen lassen, und Sie können ihr jede Frage stellen, die Sie wollen. Sie war es, die das Postfach geleert hat.«
    »Lassen Sie mal sehen«, verlangte der Richter.
    Ich reichte Perry Brief und

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