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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Kurlen in den Zeugenstand zurückkehrte, waren wir vollzählig. Ich nahm meine Akten und meinen Block und trat ans Pult. Es kam mir vor, als sei seit der Unterbrechung meines Kreuzverhörs eine ganze Woche vergangen, aber es war weniger als ein Tag. Ich tat so, als sei es weniger als eine Minute gewesen.
    »So, Detective Kurlen, als wir gestern Schluss gemacht haben, hatte ich Sie gerade gefragt, ob Sie wissen, was ein Federal Target Letter ist. Können Sie diese Frage jetzt beantworten?«
    »Meines Wissens versendet eine Bundesbehörde ein solches Schreiben, wenn sie beabsichtigt, von einer Person oder Firma Informationen einzuholen. Darin teilt sie der betreffenden Person oder Firma mit, dass sie mit ihnen sprechen will. Es ist gewissermaßen eine Benachrichtigung, die darauf hinausläuft: ›Kommen Sie mal vorbei und lassen Sie uns miteinander reden, damit es zu keinen Missverständnissen kommt.‹«
    »Und das ist alles?«
    »Ich bin kein Agent einer Bundesbehörde.«
    »Halten Sie es denn für eine ernste Angelegenheit, von der Bundesregierung ein Schreiben zu erhalten, in dem steht, dass man Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens ist?«
    »Unter Umständen schon, nehme ich mal an. Das hängt vermutlich von der Straftat ab, um die es geht.«
    Ich bat den Richter um Erlaubnis, dem Zeugen ein Dokument vorlegen zu dürfen. Freeman legte der Form halber Einspruch ein und führte als Begründung mangelnde Relevanz an. Der Richter gab ihm kommentarlos nicht statt und sagte mir, ich könne das Dokument dem Zeugen geben.
    Nachdem ich Kurlen das Schriftstück ausgehändigt hatte, kehrte ich ans Pult zurück und ersuchte den Richter, das Dokument als Beweisstück drei der Verteidigung zu registrieren. Dann forderte ich Kurlen auf, den Brief vorzulesen.
    »›Sehr geehrter Mr. Opparizio, mit diesem Schreiben möchte ich Sie darauf …‹«
    »Augenblick«, unterbrach ich den Detective. »Könnten Sie bitte zuerst vorlesen und beschreiben, was oben auf dem Brief ist? Den Briefkopf?«
    »Hier steht ›Office of the United States Attorney, Los Angeles‹, und auf einer Seite ist das Bild eines Adlers und auf der anderen eine amerikanische Flagge. Soll ich jetzt den eigentlichen Brief vorlesen?«
    »Ja, bitte tun Sie das.«
    »›Sehr geehrter Mr. Opparizio, mit diesem Schreiben möchte ich Sie darauf hinweisen, dass A. Louis Opparizio Financial Technologies – kurz ALOFT – und Sie persönlich Gegenstand der Ermittlungen einer von mehreren Behörden eingerichteten Sondereinheit sind, die sich mit jeglicher Form von betrügerischen Zwangsversteigerungen im südlichen Kalifornien befasst. Mit dem Empfang dieses Schreibens werden Sie aufgefordert, keine die Geschäfte Ihrer Firma betreffenden Dokumente oder Arbeitsunterlagen zu entfernen oder zu vernichten. Sollten Sie den Wunsch haben, über dieses Ermittlungsverfahren zu sprechen und mit Mitgliedern der Sondereinheit zu kooperieren, setzen Sie sich bitte entweder selbst oder mittels Ihres Anwalts umgehend mit mir oder Charles Vasquez vom U.S. Secret Service in Verbindung, der als leitender Ermittler für das ALOFT-Verfahren zuständig ist. Wir werden nichts unversucht lassen, uns mit Ihnen zu treffen und über diese Angelegenheit zu sprechen. Wenn Sie nicht mit uns kooperieren möchten, können Sie versichert sein, dass sich in Kürze Agenten der Sondereinheit mit Ihnen in Verbindung setzen werden. Ich möchte Sie noch einmal daran erinnern, keine Dokumente oder Arbeitsunterlagen aus Ihren Büros und betrieblichen Räumlichkeiten zu entfernen oder zu vernichten. Jede diesbezügliche Zuwiderhandlung nach Erhalt dieser Benachrichtigung stellt einen schweren strafrechtlichen Verstoß gegen die Vereinigten Staaten von Amerika dar. Mit freundlichen Grüßen, Reginald Lattimore, U.S. Attorney, Los Angeles.‹ Das ist alles, außer dass unten noch die Telefonnummern von allen Beteiligten angegeben sind.«
    Durch den Saal ging ein Raunen. Ich war sicher, dass die meisten Normalbürger nichts über Dinge wie einen Federal Target Letter wussten. Das war Gesetzesvollzug einer neuen Zeit. Aller Wahrscheinlichkeit lief die Tätigkeit dieser sogenannten Sondereinheit auf symbolische Handlungen von Agenten einer Handvoll Behörden ohne Etat hinaus. Anstatt aufwendige Ermittlungen durchzuführen, versuchten sie, die Leute so weit einzuschüchtern, dass sie von sich aus ankamen und um Gnade flehten. Dahinter stand die Absicht, ohne großen Aufwand ein paar Erfolge zu erzielen, die

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