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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sehen. Aber fangen wir doch einfach mal an. Am besten ganz am Anfang. Sie haben gestern gesagt, Sie wurden beauftragt, an Lisa Trammels Protestaktionen teilzunehmen. Beginnen Sie damit.«
    Dahl nickte, widersprach mir dann aber.
    »Ich glaube, ich muss noch weiter ausholen. Diese Geschichte reicht bis Anfang letzten Jahres zurück.«
    Ich hob meine offenen Hände.
    »Nur zu. Wir haben die ganze Nacht Zeit.«
    Darauf begann Dahl eine lange Geschichte über einen Film mit dem Titel Blood Racer zu erzählen, den er ein Jahr zuvor produziert hatte. Es war ein Familienfilm über ein Mädchen, das ein Pferd geschenkt bekommt, das Chester heißt. Sie entdeckt auf der Innenseite der Unterlippe des Tiers eine tätowierte Nummer, die darauf hindeutet, dass es in Wirklichkeit ein reinrassiges Rennpferd ist, von dem alle glauben, dass es fünf Jahre zuvor bei einem Stallbrand ums Leben gekommen ist.
    »Darauf gehen sie und ihr Vater der Sache nach und …«
    »Hören Sie«, unterbrach ich Dahl. »Das mag ja eine nette Story sein, aber könnten wir vielleicht allmählich über Louis Opparizio reden? Ich mag ja die ganze Nacht Zeit haben, aber trotzdem sollten wir langsam zum Punkt kommen.«
    »Aber das ist doch der Punkt. Dieser Film. Er war eigentlich als typische Low-Budget-Produktion konzipiert, aber ich bin ein Pferdenarr. Schon seit meiner Kindheit. Und ich dachte wirklich, ich könnte mit diesem Film aus den Regalen rauskommen.«
    »Aus den Regalen?«
    »Na ja, dieser ganze Müll, der erst gar nicht in die Kinos kommt, sondern sofort in den Videotheken landet. Ich fand, diese Geschichte hätte etwas von einem ungeschliffenen Diamanten und das Zeug zu einem richtigen Kinoerfolg, wenn sie nur vernünftig umgesetzt würde. Aber dafür ist eine aufwendige Produktion nötig, und dafür wiederum braucht man Geld.«
    Immer lief es aufs Geld hinaus.
    »Sie haben sich das Geld geliehen?«
    »Ja, ich habe mir das Geld geliehen und in den Streifen gesteckt. Dumm von mir, ich weiß. Und das auch noch zusätzlich zu dem Investorenkapital, das ich am Anfang bekommen hatte. Aber der Regisseur war dieser durchgeknallte Spanier, ein totaler Perfektionist. Sprach zu allem Überfluss auch kaum ein Wort Englisch, aber wir nahmen ihn trotzdem. Er machte Unmengen Takes von jeder Einstellung – dreißig Takes von einer einzigen bescheuerten Imbissbudenszene! Wie auch immer, uns ging das Geld aus, und ich brauchte noch einmal mindestens eine Viertelmillion, bloß um den Film fertigstellen zu können. Ich war bereits überall hausieren gegangen, aber niemand wollte mir noch was geben. Aber ich war total überzeugt von diesem Projekt. Für mich war er einfach dieser kleine Film, der eine echte Chance hatte, Sie wissen schon.«
    »Sie haben sich das Geld auf der Straße besorgt«, sagte Cisco von einer Stelle hinter Dahls Stuhl.
    Dahl drehte sich um und schaute zu ihm hoch und nickte.
    »Ja, von jemandem, den ich kenne. So eine Unterwelttype.«
    »Wie heißt er?«, fragte ich.
    »Sein Name spielt hier keine Rolle«, sagte Dahl.
    »O doch. Wie heißt er?«
    »Danny Greene.«
    »Haben Sie nicht gesagt …«
    »Ja, ich weiß. Er gehört zu ihnen, aber er heißt Greene – was soll ich sagen? ›Green‹ mit einem E hinten dran.«
    Ich warf Cisco einen kurzen Blick zu. Er würde das prüfen.
    »Okay, Sie haben sich also von Danny Greene eine Viertelmillion geliehen, und was ist dann passiert?«
    In einer Geste, die Frustration zum Ausdruck bringen sollte, hob Dahl die Handflächen.
    »Das ist es ja gerade, nichts ist passiert. Ich habe den Film fertiggestellt, konnte ihn aber nicht verkaufen. Ich habe ihn auf so ziemlich jedem Festival in Nordamerika angeboten, aber niemand wollte ihn. Ich habe ihn auf dem American Film Market vorgestellt und im Loew’s in Santa Monica extra eine ganze Suite angemietet, aber verkaufen konnte ich ihn bloß nach Spanien. Na klar, das einzige Land, das daran interessiert war, war das, aus dem dieser Idiot von Regisseur kam.«
    »Danny Greene war also nicht gerade begeistert?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich habe zwar brav meine Zinsen bedient, aber das Darlehen war auf sechs Monate befristet, und dann hat er es eingefordert. Ich konnte nicht alles zurückzahlen. Ich gab ihm das Geld der Spanier, von dem der Großteil aber noch ausstand. Sie müssen den Film synchronisieren und was weiß ich noch alles, und ich bekomme den größten Teil der Kohle erst Ende dieses Jahres, wenn der Film dort drüben in die Kinos

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