Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
hinsichtlich der Gründe für den Überfall nicht die Wahrheit sagen. Es war der erste falsche Ton, der mir im Lauf seines Geständnisses aufgefallen war. Ich vermutete, dass der Überfall auf Dahls eigenem Mist gewachsen und möglicherweise er derjenige gewesen war, der mir eine Abreibung hatte verpassen wollen.
Ich sah Bullocks an und dann Cisco. Einmal abgesehen von meinen Zweifeln bezüglich Dahls letzter Antwort, witterte ich hier eine Chance. Ich wusste, was Dahl als Nächstes anbieten würde. Sich selbst als Doppelagenten. Wenn er Opparizio in unserem Auftrag falsche Informationen zuspielte, würden wir es an den Strand schaffen.
Darüber musste ich erst einmal nachdenken. Ich konnte Dahl problemlos irreführende Informationen an Danny Greene weiterleiten lassen. Aber es wäre riskant, ganz zu schweigen davon, dass es ethisch höchst bedenklich war.
Ich stand auf und winkte Cisco zur Tür.
»Bleiben Sie so lange sitzen. Ich gehe nur kurz raus, um mit meinem Ermittler zu sprechen.«
Wir gingen ins Vorzimmer, und ich schloss die Tür hinter mir. Ich stellte mich an Lornas Schreibtisch.
»Weißt du, was das heißt?«, fragte ich Cisco.
»Es heißt, wir gewinnen diesen bescheuerten Fall.«
Ich zog die mittlere Schublade von Lornas Schreibtisch heraus und nahm die Speisekarten der Restaurants und Fastfoodketten in der näheren Umgebung heraus.
»Nein, es heißt … diese zwei Typen im Clubhaus? Sie könnten Bondurants Mörder gewesen sein, und wir haben mit dieser Hinterzimmernummer alles vermasselt.«
»Das sehe ich nicht so, Boss.«
»Ach ja, und was haben deine zwei Kumpel mit ihnen gemacht?«
»Genau das, was ich ihnen gesagt habe. Sie haben sie irgendwo abgesetzt. Sie haben mir später erzählt, dass beide zu irgendeinem Bottle Club in Downtown gebracht werden wollten. Und damit hatte es sich. Ohne Scheiß, Mick.«
»Trotzdem macht uns das einen Strich durch die Rechnung.«
Mit den Speisekarten in der Hand ging ich auf die Tür meines Büros zu. Cisco sagte zu meinem Rücken:
»Glaubst du Dahl?«
Ich blickte mich zu ihm um, bevor ich die Tür öffnete.
»Bis zu einem gewissen Punkt.«
Ich ging in mein Büro und legte die Speisekarten auf den Schreibtisch. Dann setzte ich mich und sah Dahl an. Der Kerl war aalglatt, immer auf seinen Vorteil bedacht. Und ich war auf dem besten Weg, es ihm gleichzutun.
»Wir sollten es nicht tun«, sagte Bullocks.
Ich sah sie an.
»Was nicht tun?«
»Ihn dazu benutzen, Opparizio Fehlinformationen zuzuspielen. Wir sollten ihn in den Zeugenstand rufen und zwingen, alles zu erzählen, was er weiß.«
Dahl protestierte sofort.
»Vor Gericht sage ich kein Wort! Wer ist diese Frau überhaupt, hier einfach zu bestimmen, wie …«
Ich hob beschwichtigend die Hände.
»Sie werden nicht vor Gericht erscheinen müssen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich Sie nicht in den Zeugenstand rufen. Sie haben nichts, was Opparizio direkt mit dieser Sache in Verbindung bringt. Sind Sie dem Mann überhaupt mal begegnet?«
»Nein.«
»Haben Sie ihn schon mal gesehen?«
»Ja, im Gericht.«
»Und davor?«
»Nein. Bevor mich Danny nach ihm gefragt hat, hatte ich nicht mal seinen Namen gehört.«
Ich sah Bullocks an und schüttelte den Kopf.
»Um sich eine direkte Verbindung nachweisen zu lassen, sind diese Leute viel zu schlau. Der Richter würde Dahl unter keinen Umständen aussagen lassen.«
»Und was ist mit Danny Greene? Wir könnten ihn in den Zeugenstand rufen.«
»Und womit bringen wir ihn dazu, dort irgendetwas zu sagen? Er beruft sich auf sein Recht, die Aussage zu verweigern, bevor wir überhaupt zu seinem Namen kommen. Es gibt nur eines, was wir hier tun können.«
Ich wartete auf weitere Proteste, aber Bullocks blieb endlich, wenn auch widerwillig, still. Ich sah wieder Dahl an. Der Mann war mir zutiefst zuwider, und ich traute ihm ebenso wenig, wie ich ihm abnahm, dass seine Haare echt waren. Aber das hielt mich nicht von meinem nächsten Schritt ab.
»Dahl, wie nehmen Sie mit Danny Greene Kontakt auf?«
»Normalerweise rufe ich ihn gegen zehn an.«
»Jeden Abend?«
»Ja, während des Prozesses schon. Er will, dass ich mich immer bei ihm melde. Meistens geht er dran, und wenn nicht, ruft er mich ziemlich schnell zurück.«
»Okay, dann bleiben wir vorerst hier und lassen uns was zu essen kommen. Heute Abend rufen Sie ihn von hier an.«
»Was soll ich ihm sagen?«
»Das überlegen wir uns bis zehn, wenn Sie ihn anrufen. Aber grundsätzlich, glaube
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