Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Hypothekenübertragung zu sein, aber wenn Sie auf die letzte Seite gehen …«
Sie drückte auf die Taste mit dem nach unten zeigenden Pfeil und blätterte zur letzten Seite des Dokuments. Es war die Seite mit den Unterschriften eines Vertreters der Bank und eines Notars und dem amtlichen Siegel des Notars.
»Da wären zwei Dinge«, fuhr Aronson fort. »Der notariellen Beurkundung zufolge wurde das Dokument, wie Sie sehen können, angeblich am sechsten März 2007 unterschrieben. Das wäre gewesen, kurz nachdem WestLand das Hypothekenportfolio von CityPro gekauft hatte. Der unterzeichnende Vertreter der Bank ist eine Michelle Monet. Nun ist es uns bisher nicht gelungen, eine Bankmitarbeiterin namens Michelle Monet ausfindig zu machen, die in irgendeiner Abteilung oder Zweigstelle von WestLand National in irgendeiner Funktion tätig ist oder war. Der zweite Punkt ist: Wenn Sie sich das notarielle Siegel ansehen, ist deutlich zu erkennen, dass das Auslaufdatum darauf 2014 ist.«
An dieser Stelle machte sie, wie verabredet, eine Pause, so, als ob der Betrug in Zusammenhang mit dem notariellen Siegel für jeden offensichtlich wäre. Als wartete ich auf mehr, sagte ich lange nichts.
»Aha, und was ist daran auszusetzen, dass das Auslaufdatum 2014 ist?«
»Im Bundesstaat Kalifornien werden Notariatslizenzen für die Dauer von fünf Jahren vergeben. Das hieße, dass das Siegel dieses Notars 2009 ausgestellt wurde, aber das auf diesem Dokument notariell beglaubigte Datum ist der sechste März 2007. Das heißt, dieses Dokument wurde ausgefertigt, um den Schuldbrief des Trammel-Hauses fälschlicherweise auf WestLand National zu übertragen.«
Ich kehrte ans Pult zurück, um meine Notizen zu Rate zu ziehen, und ließ Aronsons Aussage noch etwas länger im Raum stehen.
Ich warf einen kurzen Blick in Richtung Geschworenenbank und sah, dass einige Geschworene immer noch zu den Flachbildschirmen hinaufblickten. Das war gut.
»Und was ging für Sie daraus hervor?«
»Dass wir WestLands Berechtigung, das Trammel-Haus zwangsversteigern zu lassen, anfechten könnten. WestLand war nicht der rechtmäßige Inhaber der Hypothek. Sie gehörte weiterhin CityPro.«
»Haben Sie Lisa Trammel auf diesen Punkt aufmerksam gemacht?«
»Am siebzehnten Dezember letzten Jahres fand ein Mandantengespräch statt, an dem Lisa Trammel, Sie und ich teilgenommen haben. Dabei wurde ihr mitgeteilt, dass wir hinsichtlich des Zwangsversteigerungsantrags eindeutige und überzeugende Beweise für Betrug hatten. Wir erklärten ihr auch, dass wir diese Beweise als Druckmittel einsetzen würden, um eine für sie befriedigende Lösung auszuhandeln.«
»Wie hat sie darauf reagiert?«
Freeman legte Einspruch ein und führte als Begründung an, ich stellte eine Frage, die eine auf Hörensagen basierende Antwort nach sich zöge. Dem hielt ich entgegen, es stehe mir zu, die Gemütslage der Angeklagten zum Zeitpunkt des Mordes darzustellen. Der Richter gab mir recht, und Aronson durfte antworten.
»Sie war sehr froh und zuversichtlich. Sie sagte, das sei ein frühes Weihnachtsgeschenk, denn für sie bedeutete das, dass sie ihr Haus nicht so schnell verlieren würde.«
»Danke. Haben Sie daraufhin einen Brief an WestLand National aufgesetzt und mir zur Unterschrift vorgelegt?«
»Ja, ich habe in Ihrem Auftrag einen Brief geschrieben, in dem diese Hinweise auf Betrug aufgeführt wurden. Er war an Mitchell Bondurant adressiert.«
»Und zu welchem Zweck geschah das?«
»Dieser Brief war Teil der Verhandlungen, von denen wir Lisa Trammel unterrichtet hatten. Dem lag die Absicht zugrunde, Mr. Bondurant darüber zu informieren, wie ALOFT im Auftrag der Bank vorging. Wir erhofften uns davon, die Verhandlungen zugunsten unserer Mandantin beeinflussen zu können, wenn Mr. Bondurant fürchten müsste, die Bank könnte in dieser Sache kompromittiert werden.«
»Als Sie dieses Schreiben in meinem Auftrag aufgesetzt haben, wussten Sie da oder beabsichtigten Sie, dass es Mr. Bondurant an Louis Opparizio von ALOFT weiterleiten würde?«
»Nein, das stand nicht in meiner Absicht.«
»Danke, Ms. Aronson. Ich habe keine weiteren Fragen.«
Der Richter schickte uns in die Vormittagspause, und Aronson setzte sich auf den Platz der Angeklagten am Tisch der Verteidigung, während Lisa und Herb Dahl nach draußen gingen, um sich auf dem Flur die Beine zu vertreten.
»Endlich darf ich hier sitzen«, sagte sie.
»Keine Angst, von jetzt an wird Sie niemand mehr von hier
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