Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Trammel-Zwangsversteigerung nicht der im Protokoll genannte Anwalt, richtig?«
»Das ist richtig. Bei dieser Zivilsache war ich Ihre Partnerin.«
Ich nickte.
»Und als solche haben eigentlich Sie die ganze Arbeit gemacht, obwohl auf den Schriftsätzen mein Name steht, richtig?«
»Ja, das ist richtig. Die meisten Dokumente in der Zwangsversteigerungsakte wurden von mir erstellt. Ich war bestens mit der Sache vertraut.«
»Das ist für eine Partnerin im ersten Jahr so üblich, richtig?«
»Wahrscheinlich.«
Wir lächelten beide. Danach ging ich mit ihr Schritt für Schritt durch, welche Maßnahmen wir gegen die Zwangsversteigerung ergriffen hatten. Ich würde nie behaupten, dass man mit Geschworenen wie mit kleinen Kindern reden muss, aber man muss sich allgemeinverständlich ausdrücken. Man hat zwölf verschiedene Persönlichkeiten auf der Geschworenenbank sitzen, von Börsenmaklern bis zu Vorstadthausfrauen, alle von unterschiedlichen Lebenserfahrungen geprägt. Aber man muss ihnen allen dieselbe Geschichte erzählen. Und man bekommt nur eine einzige Gelegenheit. Das ist der Trick dabei. Zwölf Persönlichkeiten, eine Geschichte. Vorzugsweise eine Geschichte, die jedem von ihnen etwas sagt.
Sobald wir die finanziellen und rechtlichen Probleme meiner Mandantin erläutert hatten, schilderte ich, wie die WestLand National und ALOFT als ihr Subunternehmer vorgegangen waren.
»Was haben Sie als Erstes getan, als Sie die Akte zu dieser Zivilsache erhielten?«
»Also, Sie hatten mir eingeschärft, grundsätzlich alle Daten und Fakten auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Sie hatten mir gesagt, mich bei jedem Fall zu vergewissern, dass der Kläger auch tatsächlich Klageberechtigung hat. Anders ausgedrückt, wir mussten prüfen, ob die Institution, die die Zwangsversteigerungsforderung erhob, tatsächlich die Klageberechtigung für eine solche Forderung hatte.«
»War das denn in diesem Fall nicht offensichtlich, weil die Trammels fast vier Jahre lang ihre Ratenzahlungen an WestLand geleistet hatten, bevor sie wegen finanzieller Schwierigkeiten in Verzug gerieten?«
»Nicht unbedingt, denn wir stellten fest, dass der Hypothekenmarkt um die Mitte des Jahrzehnts explodiert war. Es wurden so viele Hypotheken vergeben und dann umstrukturiert und weiterverkauft, dass diese Übertragungen in vielen Fällen nie rechtskräftig zum Abschluss gebracht wurden. In dieser Sache ging es eigentlich gar nicht darum, an wen die Trammels ihre Hypothekenraten zahlten. Die Frage war vielmehr, welcher Körperschaft die Hypothek rechtmäßig gehörte.«
»Okay, und was haben Sie festgestellt, als Sie Daten und Fakten der Trammel-Zwangsversteigerung geprüft haben?«
Freeman legte erneut wegen mangelnder Relevanz Einspruch ein und wurde erneut abgewiesen. Ich brauchte Aronson die Frage nicht noch einmal zu stellen.
»Bei eingehender Prüfung der Daten und Fakten stieß ich auf Unstimmigkeiten und Anzeichen von Betrug.«
»Können Sie uns sagen, was das für Anzeichen waren?«
»Ja. Es gab unwiderlegbare Beweise, dass Übertragungsdokumente gefälscht worden waren und somit keine rechtmäßige Klageberechtigung für eine Zwangsversteigerungsforderung seitens WestLands gegeben war.«
»Haben Sie diese Dokumente hier, Ms. Aronson?«
»Ja, und wir können sie in unserer PowerPoint-Präsentation zeigen.«
»Bitte tun Sie das.«
Aronson klappte einen Laptop auf, der auf der Ablage vor ihr stand, und startete das Programm. Das fragliche Dokument erschien auf den beiden Flachbildschirmen des Gerichtssaals, und ich bat Aronson um weitere Erläuterungen.
»Was sehen wir hier, Ms. Aronson?«
»Wenn ich dazu etwas weiter ausholen dürfte: Vor sechs Jahren haben Lisa und Jeff Trammel ihr Haus gekauft und über eine Maklerfirma namens CityPro Home Loans einen Kredit aufgenommen. Kurz darauf fasste CityPro die Hypothek der Trammels mit neunundfünfzig anderen Hypotheken ähnlicher Größenordnung zu einem Portfolio zusammen. Dieses Portfolio wurde von WestLand gekauft. Nun oblag es WestLand, dafür Sorge zu tragen, dass die Hypotheken jeder einzelnen dieser Immobilien vertraglich der Bank übertragen wurden. Im Fall des Trammel-Hauses erfolgte jedoch keine Überschreibung der Hypothek.«
»Wie kommen Sie denn darauf? Wir haben doch das Dokument, in dem die Übertragung verbrieft wurde, vor uns liegen.« Ich kam hinter dem Pult hervor und deutete auf die Bildschirme.
Aronson fuhr fort. »Dieses Dokument gibt nur vor, die
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