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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schuldspruch kommt.«
    »Wenn Lisa sich damit einverstanden erklärt, kann uns nichts passieren. Ich werde sie anrufen und ihr sagen, dass es Teil unserer Prozessstrategie ist. Bullocks soll einfach übers Wochenende ein paar Mal vorbeikommen, dann arbeite ich sie ein.«
    »Aber was haben wir überhaupt für eine Strategie, Mick? Warum warten wir nicht, bis du wieder fit bist?«
    »Weil ich möchte, dass sie glauben, sie hätten erreicht, was sie wollten.«
    »Wer?«
    »Opparizio. Die Leute, denen ich das hier zu verdanken habe. Sollen sie ruhig glauben, ich wäre handlungsunfähig oder ich hätte die Hosen voll. Egal was. Aronson übernimmt die Vorverhandlung, und dann sehen wir zu, dass es zum Prozess kommt.«
    Cisco nickte.
    »Alles klar.«
    »Gut. Und jetzt geh und ruf Maggie an. Sag ihr, sie soll mich auf jeden Fall wecken, egal, was die Schwestern sagen, vor allem, wenn sie mit Hayley kommt.«
    »Mache ich, Boss. Da wäre, ähm, nur noch eine Sache.«
    »Was?«
    »Rojas sitzt draußen im Wartezimmer. Er wollte eigentlich mit reinkommen, aber ich habe ihm gesagt, er soll draußen warten. Gestern war er auch hier, aber da hast du geschlafen.«
    Ich nickte. Rojas.
    »Hast du dir den Kofferraum angesehen?«
    »Habe ich. Ich habe keine Spuren gefunden, dass er geknackt wurde. Keine Kratzer an den Stiften.«
    »Aha. Schick ihn rein, wenn du gehst.«
    »Möchtest du ihn allein sprechen?«
    »Ja. Allein.«
    »Alles klar.«
    Cisco ging, und ich griff nach der Fernbedienung des Betts. Langsam und unter starken Schmerzen stellte ich es etwa fünfundvierzig Grad auf, so dass ich meinen nächsten Besucher halb sitzend empfangen konnte. Die Haltungsänderung ging mit einer weiteren stechenden Schmerzattacke einher, die durch meinen Brustkorb raste wie ein Augustwaldbrand.

    Rojas kam zögernd herein und winkte und nickte mir zu.
    »Hallo, Mr. Haller, wie geht’s?«
    »Mir ging’s schon besser, Rojas. Wie geht’s Ihnen?«
    »Mir geht’s gut. Doch, gut. Ich wollte nur mal vorbeischauen und hallo sagen und so.«
    Er war höllisch nervös. Und ich glaubte, den Grund dafür zu kennen.
    »Schön, dass Sie vorbeigekommen sind. Setzen Sie sich doch. Auf den Stuhl dort.«
    »Okay.«
    Er setzte sich auf den Stuhl in der Ecke. So konnte ich ihn ganz sehen. Ich bekam alle Körperbewegungen mit – eine gute Voraussetzung, um ihn zu durchschauen. Er zeigte bereits einige der klassischen Merkmale eines Heuchlers – Vermeiden jedes Blickkontakts, unangemessenes Lächeln, ruhelose Hände.
    »Haben Ihnen die Ärzte schon gesagt, wie lang Sie im Krankenhaus bleiben müssen?«, fragte er.
    »Noch ein paar Tage, glaube ich. Zumindest so lange, bis ich aufhöre, Blut zu pissen.«
    »Ganz schön krass, Mann! Glauben Sie, die finden die Täter?«
    »Besonders anzustrengen scheinen sie sich jedenfalls nicht.«
    Rojas nickte. Ich sagte nichts weiter. Schweigen ist häufig ein äußerst wirksames Verhörinstrument. Nach einer Weile rieb mein Fahrer ein paar Mal mit den Handflächen über seine Oberschenkeln und stand auf.
    »Tja, dann will ich Sie nicht länger stören. Wahrscheinlich müssen Sie sowieso wieder schlafen.«
    »Nein, heute bleibe ich auf, Rojas. Schlafen ist zu schmerzhaft. Sie können ruhig noch ein bisschen bleiben. Wozu auch die Eile? Sie fahren ja niemand anders, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Widerstrebend setzte er sich wieder. Rojas war ein Mandant von mir gewesen, bevor er mein Fahrer wurde. Er war wegen Besitzes von Diebesgut verhaftet worden und war vorbestraft gewesen. Der Staatsanwalt wollte ihn hinter Gitter bringen, aber ich konnte eine Bewährungsstrafe herausschlagen. Er schuldete mir dreitausend Dollar für meinen Aufwand, aber weil sein Arbeitgeber auch das Opfer des Diebstahls gewesen war, hatte er seinen Job verloren. Ich schlug ihm vor, seine Schulden abzuarbeiten, indem er mich fuhr und für mich dolmetschte, und er nahm an. Ich zahlte ihm fünfhundert Dollar die Woche und rechnete ihm zusätzliche zweihundertfünfzig auf seine Schulden an. Nach drei Monaten hatte er seine Schulden abbezahlt, aber er blieb und bekam von da an die ganzen siebenhundertfünfzig Dollar. Ich glaubte, er sei zufrieden und auf dem schmalen Pfad der Tugend, aber vielleicht war doch etwas Wahres daran: einmal ein Dieb, immer ein Dieb.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, Mr. Haller, dass Sie vierundzwanzig Stunden am Tag auf mich zählen können, wenn Sie hier rauskommen. Ich möchte nicht, dass Sie selbst irgendwohin fahren

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