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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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    »Um alles Weitere wird sich Cisco kümmern. Ich werde ihn anrufen und ihm sagen, noch mal herzukommen und die Scheine abzuholen. Demnächst wird er auch Ihnen Fingerabdrücke abnehmen müssen.«
    »Ähm …«
    Rojas’ Blick war auf den Beutel und das Geld gerichtet.
    »Ja, was?«
    »Bekomme ich das Geld zurück?«
    Ich legte den Beutel in die Schublade und knallte sie zu.
    »Mein Gott, Rojas, sehen Sie bloß zu, dass Sie verschwinden, bevor ich es mir noch mal anders überlege und Sie feure.«
    »Schon gut, schon gut, es tut mir leid, echt.«
    »Es tut Ihnen leid, dass Sie erwischt worden sind, mehr nicht. Und jetzt gehen Sie! Ich kann kaum glauben, dass ich Ihnen eine zweite Chance gegeben habe. Ich muss komplett bescheuert sein.«
    Rojas zog sich zurück wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz. Als er draußen war, fuhr ich das Bett langsam wieder nach unten und versuchte, nicht an seinen Verrat zu denken oder wer die zwei Kerle mit den schwarzen Handschuhen geschickt hatte oder an sonst etwas, was mit dem Fall zu tun hatte. Ich schaute zu dem mit klarer Flüssigkeit gefüllten Beutel hinauf, der über mir hing, und wartete auf die ersehnte Dosis, die mir die Schmerzen wenigstens zum Teil nehmen würde.

13
    A ls die Vorverhandlung im Van Nuys Superior Court nach eintägiger Dauer zu Ende ging, wurde Lisa Trammel wie erwartet von Richter Dario Morales auferlegt, sich in einem Prozess wegen der gegen sie erhobenen Mordanklage zu verantworten. Anklägerin Andrea Freeman verwendete Detective Howard Kurlen als ihren Hauptbeweisträger und spann mit seiner Hilfe ein Netz von Indizien, das Lisa rasch umfing. Freeman überwand die Hürde der Glaubhaftmachung im Eiltempo, und der Richter traf seine Entscheidung kaum weniger schnell. Reine Routine. Kein langes Hin und Her. Hopp, und Lisa musste sich vor Gericht verantworten.
    Meine Mandantin saß bei der Verhandlung am Tisch der Verteidigung, aber ich nicht. In dem von Anfang an einseitigen Spiel hielt Jennifer Aronson für die Verteidigung die Stellung, so gut sie konnte. Der Richter hatte sich erst bereit erklärt, mit der Verhandlung fortzufahren, nachdem er sich von Lisa Trammel mittels ausführlichster Befragung hatte überzeugen lassen, dass ihre Entscheidung, auf meine Teilnahme zu verzichten, in vollem Wissen, aus freien Stücken und aus strategischen Gründen erfolgte. Lisa bestätigte dem Gericht, dass sie sich Aronsons mangelnder praktischer Erfahrung bewusst sei, und verzichtete auf das Recht, sich bei einem Antrag auf eine Revision des Urteils auf die Unerfahrenheit des Verteidigers zu berufen.
    Ich verfolgte das meiste davon in meinen eigenen vier Wänden, wo ich mich von meinen Verletzungen erholte. In Ermangelung anderer Themen hatte KTLA Channel 5 die ganze Vormittagssitzung live übertragen, um am Nachmittag wieder dazu überzugehen, die gewohnt schale Talkshow-Kost aufzutischen. Das hieß, dass ich nur die letzten zwei Stunden der Verhandlung verpasste, was aber nicht weiter tragisch war, weil mir an diesem Punkt längst klar war, wie der Hase lief. Es gab keine Überraschungen, und die einzige Enttäuschung war, dass ich keinerlei neue Hinweise erhielt, wie die Anklage das Pferd beim Prozess aufzäumen würde, wenn es ernst wurde.
    Wie bei unseren Treffen in meinem Krankenzimmer im Holy Cross besprochen, präsentierte Aronson weder Zeugen noch eine affirmative Verteidigungstheorie. Wir hatten beschlossen, uns sämtliche Indizien für unsere Unschuldshypothese aufzusparen, bis der Prozess begann und die Erfordernis, die Schuld der Angeklagten über jeden berechtigten Zweifel hinaus nachzuweisen, beiden Parteien zu fast gleich guten Ausgangspositionen verhalf.
    Aronson machte nur spärlichen Gebrauch von ihrem Recht, die Zeugen der Anklage einem Kreuzverhör zu unterziehen. Es waren lauter alte Hasen, die allesamt Erfahrung mit solchen Auftritten vor Gericht hatten – neben Kurlen waren ein Spurensicherungsexperte und ein Rechtsmediziner darunter. Freeman verzichtete darauf, Margo Schafer in den Zeugenstand zu rufen, und begnügte sich damit, Kurlen den Inhalt der Vernehmung der Augenzeugin wiedergeben zu lassen, die Lisa Trammel nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt gesehen hatte. Aus den Vorbringungen der Staatsanwältin ließ sich nicht viel entnehmen, und deshalb war unsere Strategie, zu beobachten und abzuwarten. Uns Zeit zu lassen. Wir würden sie beim Prozess attackieren, wenn unsere Chancen am besten standen.
    Am Ende der

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