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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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müssen. Selbst wenn es nur den Hügel runter zu Starbucks ist, geben Sie mir Bescheid, dann fahre ich Sie.«
    »Danke, Rojas. Dürfte ja auch das Mindeste sein, was Sie noch tun können, oder?«
    »Häh …«
    Er machte ein verdutztes Gesicht, aber so verdutzt nun auch wieder nicht. Er wusste, worauf das hinauslief. Ich beschloss, nicht länger um den heißen Brei zu reden.
    »Wie viel hat er Ihnen gezahlt?«
    Er rutschte auf dem Stuhl herum.
    »Wer? Wofür?«
    »Kommen Sie, Rojas. Wem wollen Sie noch was vormachen? Damit machen Sie es nur noch peinlicher.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen. Vielleicht sollte ich lieber doch gehen.«
    Er stand auf.
    »Wir haben keine Vereinbarung getroffen, Rojas. Wir haben keinen Vertrag, keine mündlichen Zusicherungen, nichts. Wenn Sie jetzt rausgehen, entlasse ich Sie, und damit hat es sich. Wollen Sie das wirklich?«
    »Ist doch ganz egal, ob wir eine Vereinbarung haben. Sie können mich auch ohne Grund feuern.«
    »Aber ich habe einen Grund, Rojas. Herb Dahl hat mir alles erzählt. Sie sollten eigentlich am besten wissen, dass es unter Dieben keine Ehre gibt. Er hat gesagt, Sie haben ihn angerufen und angeboten, ihm alles zu beschaffen, was er braucht.«
    Der Bluff funktionierte. Ich sah wilde Wut in Rojas Augen explodieren. Für alle Fälle hatte ich den Finger auf dem Rufknopf für die Schwester.
    »Diese miese, dreckige Ratte!«
    Ich nickte.
    »Treffende Beschreibung. Wie …«
    »Von wegen, dass ich ihn angerufen habe. Er ist bei mir angeschissen gekommen. Wollte nur, dass ich ihn fünfzehn Sekunden an den Kofferraum lasse. Hätte ich mir doch denken müssen, dass alles auf mich zurückfällt.«
    »Eigentlich hätte ich Sie für schlauer gehalten, Rojas. Wie viel hat er Ihnen gezahlt?«
    »Vier Scheine.«
    »Nicht mal einen Wochenlohn, und jetzt erhalten Sie gar keinen Lohn mehr.«
    Rojas kam ganz nah ans Bett. Ich ließ meinen Finger auf dem Rufknopf. Ich vermutete, dass er mich entweder angreifen oder mir einen Deal vorschlagen würde.
    »Mr. Haller … ich … bin auf diesen Job angewiesen. Meine Kinder …«
    »Das ist wieder genau das gleiche Muster wie beim letzten Mal, Rojas. Haben Sie daraus denn gar nichts gelernt? Dass man den eigenen Arbeitgeber nicht bescheißt?«
    »Doch, Sir, schon. Dahl hat gesagt, er wollte sich bloß was ansehen, aber dann hat er es genommen, und als ich ihn daran hindern wollte, hat er gesagt: ›Was wollen Sie denn groß dagegen tun?‹ Damit hatte er natürlich recht. Ich war machtlos.«
    »Haben Sie die vierhundert noch?«
    »Ja, ich habe nichts davon ausgegeben. Vier Hunderter. Und sie haben echt ausgesehen.«
    Ich winkte ihn auf den Stuhl zurück. Ich wollte ihn nicht so nah haben.
    »Okay, Rojas, Sie haben die Wahl. Entweder gehen Sie jetzt mit Ihren vier Hundertern zur Tür raus, und ich sehe Sie nie wieder. Oder ich gebe Ihnen eine zweite …«
    »Ich will die zweite Chance. Bitte, es tut mir leid.«
    »Na schön, aber Sie müssen sie sich auch verdienen. Sie müssen mir helfen, wieder geradezubiegen, was Sie angestellt haben. Ich werde Dahl verklagen, den Vertrag gestohlen zu haben, aber dafür werde ich Sie als Zeugen brauchen. Sie werden genau schildern müssen, was passiert ist.«
    »Das mache ich gern. Aber wer wird mir glauben?«
    »Dafür haben wir die vier Hundertdollarscheine. Sie fahren jetzt nach Hause oder wo Sie sie sonst haben und …«
    »Ich habe sie einstecken. In meiner Geldbörse.«
    Er sprang von seinem Stuhl auf und zog die Börse heraus.
    »Nehmen Sie sie so raus.«
    Ich hielt Zeigefinger und Daumen aneinander.
    »Kann man von Geldscheinen Fingerabdrücke abnehmen?«
    »Selbstverständlich. Und wenn die von Dahl drauf sind, kann er erzählen, was er will. Dann ist er dran.«
    Ich öffnete eine Schublade des Tischchens neben meinem Bett. Sie enthielt einen Druckverschlussbeutel mit meiner Geldbörse, dem Schlüsselbund und etwas Bargeld. Meine Sachen waren von den Rettungssanitätern, die in das Parkhaus des Victory Building gerufen worden waren, darin verstaut worden. Cisco hatte den Beutel sichergestellt und mir eben erst zurückgegeben. Ich leerte seinen Inhalt in die Schublade und reichte den Beutel Rojas.
    »Da, geben Sie die Scheine in den Beutel und verschließen Sie ihn.«
    Er tat, was ich sagte, und dann bedeutete ich ihm, mir den Beutel zu geben. Die Hunderter sahen steif und neu aus. Auf wenig gebrauchten Scheinen waren die Chancen höher, verwertbare Fingerabdrücke zu

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