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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Verhandlung verfügte der Richter, dass sich Lisa im fünften Stock des Gerichtsgebäudes vor Richter Coleman Perry zu verantworten hätte. Perry war ein weiterer Richter, mit dem ich noch nie zu tun gehabt hatte. Da ich jedoch schon vorher gewusst hatte, dass sein Gerichtssaal einer der insgesamt vier möglichen Austragungsorte des Prozesses war, hatte ich mich bei anderen Strafverteidigern nach ihm erkundigt. Der Grundtenor ihrer Einschätzung war, dass Perry absolut integer, aber leicht reizbar war. Solange man ihm nicht dumm kam, war er fair, doch andernfalls konnte er bis ans Ende des Prozesses sehr nachtragend sein. Das war gut zu wissen, da das Verfahren jetzt in seine letzte und entscheidende Phase eintrat.
    Zwei Tage später fühlte ich mich endlich in der Lage, mich wieder ins Getümmel zu stürzen. Meine gebrochenen Finger waren eingegipst, und das dunkle Violett meines Oberkörpers war einem scheußlichen Gelbton gewichen. Am Kopf waren mir die Fäden gezogen worden, und ich konnte das Haar vorsichtig über die rasierte Wunde kämmen, als wollte ich eine beginnende Glatze kaschieren.
    Und was das Beste war, der Zustand meines verdrehten Hodens, der zu guter Letzt doch nicht hatte entfernt werden müssen, verbesserte sich den Aussagen des Arztes und seinem Tastsinn zufolge von Tag zu Tag. Die Zeit würde zeigen, ob er seine gewohnte Funktion und Tätigkeit wieder aufnehmen oder wie eine ungepflückte Eiertomate an der Ranke absterben würde.
    Wie verabredet, holte mich Rojas Punkt elf Uhr mit dem Lincoln an der Eingangstreppe ab. Auf einen Gehstock gestützt, stieg ich langsam die Stufen hinunter. Rojas half mir behutsam auf den Rücksitz des Autos, und wenig später saß ich auf meinem gewohnten Platz. Rojas setzte sich ans Steuer und fuhr mit einem Ruck an und den Berg hinunter.
    »Immer schön mit der Ruhe, Rojas. Anschnallen ist im Moment noch zu schmerzhaft. Aber ich möchte auch nicht jedes Mal, wenn Sie losfahren, gegen den Vordersitz knallen.«
    »Sorry, Boss. Soll nicht wieder vorkommen. Wo möchten Sie hin? In die Kanzlei?«
    Den Boss-Quatsch hatte er von Cisco übernommen. Ich fand es idiotisch, mit Boss angesprochen zu werden, obwohl ich wusste, dass ich es war.
    »Nein, das hat noch Zeit. Zuerst fahren wir zu Archway Pictures in der Melrose Avenue.«
    »Alles klar.«
    Archway war ein zweitklassiges Studio in der Melrose, direkt gegenüber von Paramount Pictures, das zu den ganz Großen der Branche zählte. Ursprünglich ein reines Aufnahmestudio, das die verstärkte Nachfrage nach Räumlichkeiten und Equipment auffangen sollte, hatte sich Archway unter der Leitung von Walter Elliot zu einer eigenständigen Produktionsfirma entwickelt. Inzwischen produzierte Archway jedes Jahr ein eigenes Kontingent an Filmen und trug seinerseits zu einer Nachfragesteigerung bei. Zufälligerweise war Elliot einmal mein Mandant gewesen.
    Rojas brauchte zwanzig Minuten für die Strecke von meinem Haus über dem Laurel Canyon bis zum Studio. Er hielt am Pförtnerhäuschen neben dem Bogen, der sich, ganz in Einklang mit dem Namen des Studios, über den Eingang spannte. Ich ließ das Fenster herunter und sagte dem Wachmann, dass ich Clegg McReynolds zu sprechen wünschte. Er fragte mich nach meinem Namen und wollte meinen Ausweis sehen, und ich gab ihm meinen Führerschein. Er zog sich in das Häuschen zurück und konsultierte einen Computermonitor. Er runzelte die Stirn.
    »Bedaure, Sir, aber Sie stehen nicht auf der Besucherliste. Haben Sie einen Termin?«
    »Nein, habe ich nicht. Aber er wird bestimmt mit mir sprechen wollen.«
    Ich hatte McReynolds nicht zu früh vorwarnen wollen.
    »Tut mir leid, aber wenn Sie keinen Termin haben, darf ich Sie nicht auf das Studiogelände lassen.«
    »Können Sie ihn nicht anrufen und ihm sagen, dass ich da bin? Er wird mich bestimmt sprechen wollen. Sie wissen doch, wer er ist, oder?«
    Was das bedeuten sollte, war klar. Bei jemandem von McReynolds’ Kaliber baute man lieber keinen Scheiß.
    Der Wachmann schob die Tür zu, während er mit McReynolds telefonierte. Ich konnte ihn durch die Glasscheibe sprechen sehen. Er hatte jemanden am Apparat. Schließlich schob er die Tür wieder auf und reichte mir den Hörer, der mit einem langen Kabel ausgestattet war.
    Ich griff danach und fuhr das Fenster hoch. Wie du mir, so ich dir.
    »Hier Michael Haller. Spreche ich mit Mr. McReynolds?«
    »Nein, ich bin Mr. McReynolds’ persönliche Assistentin. Was kann ich für Sie tun,

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