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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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unteren Bereich gehen?«
    »Was?«
    Es war fast ein Quieken.
    »Ich bitte Sie, Andrea, Sie kommen doch nicht her und machen mir gleich Ihr bestes, endgültiges Angebot. So etwas tut kein Mensch. Wie wir beide sehr wohl wissen, haben Sie mehr zu bieten. Fahrlässige Tötung, Strafmaßempfehlung im unteren Bereich. Sie bekommt fünf bis maximal sieben Jahre.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Die Presse zerreißt mich in der Luft.«
    »Schon möglich, aber ich weiß, Ihr Chef hat Sie nicht mit einem einzigen Angebot zu mir geschickt, Andrea.«
    Sie lehnte sich zurück und sah kurz Aronson an, bevor ihr Blick über die vollen Bücherregale wanderte, die ich mit dem Büro gemietet hatte.
    Während ich wartete, warf ich Aronson einen Blick zu und zwinkerte. Ich wusste, was jetzt käme.
    »Tut mir leid, das mit Ihrer Hand«, sagte Freeman. »Muss ganz schön schmerzhaft gewesen sein.«
    »Ganz im Gegenteil, überhaupt nicht. Als sie das gemacht haben, war ich schon bewusstlos. Ich habe es nicht mehr mitbekommen.«
    Ich hielt wieder meine Hand hoch und wackelte mit den Fingern. Ihre Spitzen schlenkerten am Rand des Gipses entlang.
    »Ich kann sie schon wieder ziemlich gut bewegen.«
    »Also gut, unterer Bereich. Trotzdem möchte ich in vierundzwanzig Stunden Bescheid haben. Und es bleibt alles unter uns. Außer Ihrer Mandantin darf niemand etwas davon erfahren, wenn nichts daraus wird.«
    »Darauf haben wir uns bereits verständigt.«
    »Okay, das war’s bereits. Ich mache mich dann mal wieder auf den Weg.«
    Sie stand auf, und Aronson und ich folgten ihrem Beispiel. Wir führten die Sorte Smalltalk, zu der es nach einer wichtigen Besprechung häufig kommt.
    »Und wer wird nun der nächste DA?«, fragte ich.
    »Da bin ich mit Sicherheit keinen Deut klüger als Sie«, antwortete Freeman. »Ein deutlicher Favorit zeichnet sich bisher jedenfalls noch nicht ab, zumindest so viel steht fest.«
    Weil der frühere District Attorney eine Spitzenposition im U.S. Attorney General’s Office in Washington erhalten hatte, wurde die Staatsanwaltschaft zurzeit von einem Interimsvertreter geleitet. Um die so entstandene Vakanz zu füllen, wurden im Herbst Wahlen abgehalten, und bisher riss noch kein Kandidat irgendjemanden vom Hocker.
    Nach dem Austausch der obligatorischen Nettigkeiten schüttelten wir uns die Hände, und Freeman verließ das Büro. Ich setzte mich wieder und sah Aronson an.
    »Und, was meinen Sie?«
    »Ich glaube, Sie haben recht. Das Angebot war zu gut, und dann hat sie sogar noch mal einen draufgelegt. Sie scheint massive Probleme zu haben.«
    »Ja, aber welche? Solange wir nicht wissen, was es ist, nützt es uns nichts.«
    Ich beugte mich zum Telefon vor und drückte auf den Knopf der Sprechanlage. Ich bat Cisco, zu uns zu kommen. Während wir warteten, drehte ich mich stumm auf meinem Stuhl. Cisco kam herein, legte mein Handy auf den Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Freeman gesessen hatte.
    »Ich habe die Ortung in Auftrag gegeben. Kann allerdings drei Tage dauern. Sind nicht wahnsinnig fix, diese Leute.«
    »Danke.«
    »Und was gibt’s Neues von der Frau Staatsanwalt?«
    »Sie hat die Hosen voll, aber wir wissen nicht, warum. Ich weiß, du bist allem nachgegangen, was sie uns gegeben hat, und du hast die Zeugen unter die Lupe genommen. Ich möchte das noch mal machen. Irgendetwas hat sich geändert. Etwas, wovon sie dachten, sie hätten es, haben sie nicht mehr. Wir müssen herausfinden, was das ist.«
    »Margo Schafer wahrscheinlich.«
    »Wieso?«
    Cisco zuckte mit den Achseln.
    »Reine Erfahrungssache. Augenzeugen sind unzuverlässig. Schafer spielt eine wichtige Rolle in einem hauptsächlich auf Indizien basierenden Fall. Wenn sie umfällt oder auch nur zu wackeln anfängt, bekommen sie massive Probleme. Wir wissen jetzt schon, dass es nicht einfach werden wird, die Geschworenen davon zu überzeugen, dass sie gesehen hat, was sie gesehen zu haben behauptet.«
    »Aber wir haben noch nicht mit ihr gesprochen, oder?«
    »Sie weigert sich, mit uns zu reden. Dazu ist sie ja auch nicht verpflichtet.«
    Ich öffnete die mittlere Schreibtischschublade und nahm einen Bleistift heraus. Ich schob ihn mit der Spitze voran in die vordere Öffnung des Gipses und zwischen zwei Fingern nach hinten und bewegte ihn dann hin und her, um mich an der Handfläche zu kratzen.
    »Was machst du da?«, fragte Cisco.
    »Na, was wohl? Mich an der Handfläche kratzen. Das Jucken hat mich schon die ganze Besprechung halb

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