Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
wahnsinnig gemacht.«
    »Wissen Sie, was juckende Handflächen bedeuten?«, fragte Aronson.
    Ich sah sie an und fragte mich, ob die Antwort irgendeine versteckte sexuelle Anspielung enthielt.
    »Nein, was?«
    »Juckt die rechte Hand, kommt man zu Geld. Ist es die linke, verliert man welches. Wenn man sich kratzt, hebt man es auf.«
    »Bringen sie einem das beim Jurastudium bei, Bullocks?«
    »Nein, das hat meine Mutter immer gesagt. Sie war abergläubisch. Sie hat fest daran geglaubt.«
    »Wenn sie recht hatte, habe ich uns gerade einiges Geld gespart.«
    Ich zog den Bleistift heraus und legte ihn in die Schublade zurück.
    »Cisco, starte bei Schafer noch mal einen Versuch. Vielleicht gelingt es dir, sie irgendwie zu überrumpeln. Sprich sie irgendwo an, wo sie nie mit dir rechnen würde. Schau, wie sie reagiert. Schau, ob sie redet.«
    »Alles klar.«
    »Wenn sie nicht reden will, nimmst du dir ihren Hintergrund noch mal vor. Vielleicht gibt es da irgendeinen Zusammenhang, von dem wir nichts wissen.«
    »Wenn es einen gibt, finde ich ihn.«
    »Nichts Geringeres habe ich erwartet.«

16
    W ie erwartet, wollte Lisa Trammel nichts von einem Deal hören, der sie bis zu sieben Jahre ins Gefängnis brächte, obwohl ihr eine viermal so lange Haftstrafe drohte, wenn sie beim Prozess verurteilt wurde. Sie beschloss, aufs Ganze – sprich: einen Freispruch – zu gehen, und ich konnte es ihr nicht verdenken. Ich konnte mir den Sinneswandel der Anklage zwar immer noch nicht erklären, aber das Angebot eines verteidigungsfreundlichen Deals bestärkte mich in der Annahme, dass es die Anklage mit der Angst zu tun bekommen hatte und wir eine realistische Chance hatten. Wenn meine Mandantin bereit war, es darauf ankommen zu lassen, war ich es allemal. Es war nicht meine Freiheit, die auf dem Spiel stand.
    Als ich am nächsten Tag nach der Arbeit nach Hause fuhr, rief ich Andrea Freeman an, um ihr unsere Entscheidung mitzuteilen. Sie hatte im Lauf des Tages bereits mehrere Nachrichten hinterlassen, auf die ich in der Hoffnung, sie ins Schwitzen zu bringen, nicht geantwortet hatte. Wie sich herausstellte, hatte ich ihr damit jedoch nicht im Geringsten einheizen können. Sie lachte nur, als ich ihr sagte, meine Mandantin habe das Angebot ausgeschlagen.
    »Vielleicht sollten Sie künftig etwas früher auf Ihre Nachrichten antworten, Haller. Ich habe Sie heute Morgen mehrmals zu erreichen versucht. Um zehn wurde das Angebot unwiderruflich zurückgezogen. Sie hätte es gestern Abend annehmen sollen. Dann hätte es ihr wahrscheinlich zwanzig Jahre Gefängnis erspart.«
    »Wer hat das Angebot zurückgezogen? Ihr Chef?«
    »Nein, ich. Ich habe es mir anders überlegt, ganz einfach.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, was in weniger als vierundzwanzig Stunden einen derart einschneidenden Sinneswandel hervorgerufen haben könnte. Das Einzige, was sich meines Wissens an diesem Morgen in Hinblick auf das Verfahren getan hatte, war, dass Louis Opparizios Anwalt einen Schriftsatz eingereicht hatte, um die gerichtliche Vorladung seines Mandanten zurückzuweisen. Aber ich sah nicht, wie das zu Freemans abruptem Umschwenken beim Deal hätte führen können.
    Als ich nichts erwiderte, wollte sie das Gespräch schon beenden.
    »Dann sehen wir uns also demnächst vor Gericht, Counselor.«
    »Ja. Und nur damit Sie’s wissen, Andrea: Ich werde es herausfinden.«
    »Was werden Sie herausfinden?«
    »Was Sie mir verheimlichen. Die Sache, die Ihnen gestern einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, derentwegen Sie mit diesem Angebot zu mir gekommen sind. Wiegen Sie sich ruhig in dem Glauben, sie hätten alles unter Dach und Fach. Ich werde es herausfinden. Und wenn der Prozess beginnt, habe ich es in der Hinterhand.«
    Sie lachte auf eine Weise ins Telefon, die die Zuversicht, die ich bei meiner Entgegnung versprüht hatte, sofort untergrub.
    »Wie gesagt, wir sehen uns vor Gericht«, sagte sie.
    »Allerdings«, erwiderte ich.
    Ich legte das Handy auf die Armstütze und überlegte, was hinter all dem stecken könnte. Dann wurde es mir klar. Vielleicht hatte ich Freemans Geheimnis bereits in der Tasche.
    Das Schreiben Bondurants an Opparizio war in dem Heuhaufen aus Dokumenten versteckt gewesen, die Freeman uns ausgehändigt hatte. Vielleicht war sie auch selbst erst vor kurzem darauf gestoßen und hatte gemerkt, was ich damit anstellen und wie ich meine Verteidigung darauf stützen könnte. Das kommt hin und wieder vor. Ein Staatsanwalt bekommt einen

Weitere Kostenlose Bücher