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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch etwas für die Verteidigung übrig zu lassen. Wir werden gleich loslaufen und die Probe analysieren lassen, bevor morgen die Auswahl der Geschworenen beginnt. Also wirklich, das ist einfach …«
    »Sie haben vollkommen recht, Counsel«, unterbrach mich der Richter. »Auch mir stößt das sauer auf. Ms. Freeman, Sie haben dieses Beweisstück seit dem Beginn des Verfahrens. Wie kann es angehen, dass es passenderweise genau am Tag vor der Auswahl der Geschworenen auftaucht?«
    »Euer Ehren«, erwiderte Freeman, »ich habe vollstes Verständnis für die Belastung, die dies für die Verteidigung und das Gericht bedeutet. Aber es ist, wie es ist. Ich habe von den Untersuchungsergebnissen erst erfahren, als ich heute Morgen um acht Uhr den Laborbefund erhielt. Das ist für mich die erste Gelegenheit, es dem Gericht zur Kenntnis zu bringen. Warum das Ganze erst jetzt zur Sprache kommt, hat verschiedene Gründe. Das Gericht ist sich der langen Wartezeiten für DNA-Analysen im Labor der Cal State sicher bewusst. Sie haben dort Tausende Fälle zu bearbeiten. Auch wenn Mordfälle natürlich Vorrang haben, geschieht dies nicht vollständig auf Kosten aller anderen Fälle. Aufgrund der Kleinheit der Probe haben wir uns dagegen entschieden, ein privates Labor mit der Analyse zu beauftragen, obwohl dies den Vorgang erheblich beschleunigt hätte. Uns war von Anfang an klar, dass es uns, wenn bei einem externen Anbieter etwas schiefginge, nicht mehr möglich wäre, die Blutprobe zu analysieren – und einen Teil davon für die Verteidigung zu erhalten.«
    Frustriert den Kopf schüttelnd, wartete ich darauf, wieder zu Wort zu kommen. Das brachte das Spiel tatsächlich zum Kippen. Bisher hatte die Beweisführung der Anklage ausschließlich auf Indizien basiert. Jetzt war plötzlich ein Beweis aufgetaucht, der die Angeklagte direkt mit der Straftat in Verbindung brachte.
    »Mr. Haller?«, sagte der Richter. »Wollen Sie etwas entgegnen?«
    »Allerdings, Euer Ehren. Dies scheint mir mehr zu sein als ein schlichtes Überrumpelungsmanöver, und ich nehme der Frau Staatsanwältin nicht eine Sekunde lang ab, dass der Zeitpunkt dieser Entdeckung Zufall ist. Deshalb schlage ich vor, das Gericht erklärt der Anklage, dass es zu spät ist, um jetzt noch mit so etwas anzukommen. Ich stelle den Antrag, dieses sogenannte Beweisstück beim Prozess nicht zuzulassen.«
    »Und was würden Sie von einem Aufschub des Prozesses halten?«, fragte der Richter. »Was wäre, wenn Sie genügend Zeit bekämen, um selbst eine Analyse durchführen zu lassen und sich in diesem Punkt auf den neuesten Stand zu bringen?«
    »Mich auf den neuesten Stand bringen? Euer Ehren, hier geht es doch nicht nur um die Möglichkeit, eine eigene Analyse vornehmen zu lassen. Wir müssten auch unsere ganze Verteidigungsstrategie umstellen. Die Anklage versucht, am Vorabend des Prozesses aus einem auf Indizien basierenden Verfahren einen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußenden Fall zu machen. Ich brauche nicht nur Zeit, um eine DNA-Analyse vornehmen zu lassen. Nach zwei Monaten muss ich jetzt auch noch den ganzen Fall völlig neu überdenken. Das ist untragbar, Euer Ehren, und es sollte nicht zugelassen werden, falls man hier noch von einem fairen Verfahren sprechen möchte.«
    Freeman wollte etwas erwidern, aber der Richter ließ es nicht zu. Ich fasste das als gutes Zeichen auf – bis ich ihn auf den Kalender schauen sah, der hinter dem Platz der Protokollführerin an der Wand hing. Das verriet mir, dass er nur bereit wäre, meine Situation mit einem Mehr an Zeit zu verbessern. Er würde die DNA-Analyse als Beweisstück zulassen und mir lediglich zusätzliche Zeit zur Verfügung stellen, um mich darauf vorzubereiten.
    Niedergeschlagen nahm ich wieder Platz. Lisa Trammel beugte sich zu mir und flüsterte hektisch: »Mickey, das kann unmöglich sein. Da versucht mir jemand etwas anzuhängen. Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass sein Blut an meinen Schuhen ist. Das müssen Sie mir glauben.«
    Ich hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Ich musste kein Wort aus ihrem Mund glauben, und außerdem tat das alles nichts zur Sache. Tatsache war, dass sich das Blatt wendete. Kein Wunder, dass Freeman wieder vor Zuversicht strotzte.
    Plötzlich wurde mir etwas klar. Ich stand rasch wieder auf. Zu rasch. Ein stechender Schmerz schoss durch meinen Oberkörper in meinen Unterleib, und ich beugte mich über den Tisch.
    »Euer … Ehren?«
    »Alles in Ordnung,

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