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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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blickte auf die leere Seite meines Blocks hinab. Ich hatte gerade eine vernichtende Niederlage einstecken müssen.
    Ich begann, langsam meine Sachen zusammenzupacken.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Aronson.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Lassen Sie die Blutuntersuchung auf jeden Fall machen«, sagte Lisa Trammel mit Nachdruck. »Das kann nicht stimmen. Das kann nicht sein Blut sein an meinen Schuhen. Vollkommen ausgeschlossen.«
    Ich sah sie an. Ihre braunen Augen waren leuchtend und glaubhaft. »Keine Sorge. Ich lasse mir schon was einfallen.«
    Der Optimismus schmeckte schal in meinem Mund. Ich schaute zu Freeman hinüber. Sie sah Akten in ihrem Koffer durch. Ich schlenderte zu ihr, und sie bedachte mich mit einem abschätzigen Blick. Sie war nicht an meiner Leidensgeschichte interessiert.
    »Sie sehen aus, als wäre für Sie gerade alles nach Wunsch gelaufen«, sagte ich.
    Sie ließ sich nichts anmerken. Sie schloss ihren Aktenkoffer und ging zur Schranke. Bevor sie die Tür erreichte, blickte sie sich nach mir um.
    »Sie wollen mit harten Bandagen kämpfen, Haller?«, sagte sie. »Dann müssen Sie lernen, einzustecken.«

19
    D ie nächsten zwei Wochen vergingen rasch, aber nicht ergebnislos. Die Verteidigung dachte um und entwickelte neue Strategien. Für einen Pauschalbetrag von viertausend Dollar ließ ich ein privates Labor die DNA-Analyse der Staatsanwaltschaft bestätigen und baute die verheerende Beweislage dann in eine Falldarstellung ein, die es dem wissenschaftlichen Befund gestattete, korrekt, und der Unschuld meiner Mandantin, möglich, ja sogar wahrscheinlich zu sein. Die klassische Verteidigungstheorie, die von einem abgekarteten Spiel ausging. Es wäre eine zusätzliche und zwangsläufige Dimension der Sündenbock-Nummer. Ich gelangte mehr und mehr zu der Überzeugung, dass es klappen könnte, und meine Zuversicht wuchs wieder. Als die aufgeschobene Auswahl der Geschworenen schließlich begann, hatte ich wieder so weit Schwung aufgenommen, dass ich mich aktiv um Geschworene bemühte, die möglicherweise dazu neigten, mir die neue Version, die ich ihnen auftischen wollte, abzunehmen.
    Es dauerte bis zum vierten Tag der Geschworenenauswahl, bis ich von Freeman wieder einen vor den Latz bekam. Die Jury war fast komplett, und es war eine der seltenen Gelegenheiten, in denen sowohl Anklage als auch Verteidigung, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, mit der Zusammensetzung der Jury zufrieden waren. Sie setzte sich zu einem großen Teil aus Männern und Frauen aus der Arbeiterklasse zusammen. Hauseigentümer, die aus Haushalten mit zwei Erwerbstätigen kamen. Wenige hatten einen College- und keiner einen Universitätsabschluss. Lauter einfache Leute im besten Sinn des Wortes, und das war für mich eine ideale Besetzung. Ich zielte auf Leute ab, für die es in der angespannten Wirtschaftslage Spitz auf Knopf stand, die mit der ständigen Bedrohung einer Zwangsversteigerung im Nacken lebten und die Mühe gehabt hätten, für einen Banker viel Mitgefühl aufzubringen.
    Auf der anderen Seite hatte die Anklage detaillierte Auskünfte über die finanzielle Situation jedes potenziellen Geschworenen eingeholt und nach fleißigen Personen gesucht, die sich zwar auch nur mühsam über die Runden brachten, aber jemanden, der aufgehört hatte, seine Hypothek abzuzahlen, nicht als Opfer betrachten würden.
    Das Ergebnis war, jedenfalls bis zum Morgen des vierten Tages, eine Jury aus lauter Geschworenen, gegen die keine Seite etwas einzuwenden hatte und von denen beide Parteien glaubten, aus ihnen Befürworter ihrer gerechten Sache machen zu können.
    Die Watsche bekam ich, als Richter Perry die Vormittagspause einberief. Freeman stand auf und fragte den Richter, ob sich die Anwälte in der Pause im Richterzimmer treffen könnten, um eine beweistechnische Frage zu klären, die sich gerade ergeben hatte. Außerdem bat sie Perry, Detective Kurlen an der Besprechung teilnehmen zu lassen. Perry gab der Bitte statt und verdoppelte die Dauer der Pause auf eine halbe Stunde. Dann folgte ich Freeman, die hinter der Protokollführerin und dem Richter in dessen Zimmer ging. Den Schluss bildete Kurlen, der einen großen braunen Umschlag trug. Er war mit rotem Beweismitteltape verschlossen und ziemlich dick und schien etwas Schweres zu enthalten. Das Verräterische war jedoch der Umschlag. Biologische Beweisstücke wurden immer in Papier verpackt. Beweismitteltüten aus Plastik schlossen Luft und Feuchtigkeit ein und

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