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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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geschweige denn auf Siliziumbasis - vielleicht ist der Hauptbestandteil meines Körpers so ein nutzloses Element wie Bor, das zu überhaupt nichts gut ist.
    Davon erzähle ich Karla aber nichts.

DONNERSTAG
    I m Büro ist durchgesickert, daß ich ein schlanker Fettleibiger bin (die Fitneß-Lady hat Todd gegenüber geplaudert), und ich mußte 14 Stunden lang geschmacklose Witze über mich ergehen lassen. Todd nahm mich zur Seite und schenkte mir eine Büchse Aminosäure und ein paar aufmunternde Worte.
    D ad hat heute bei Delta angefangen. Auf dem Rückweg schaute er kurz bei uns im Büro herein. Susan, Bug und Michael versuchten ihn zu bequatschen, daß er ihnen irgendeinen Zugang zum Delta-Server verschafft oder zumindest irgendwas, wovon aus sie dann weiterhacken können. Michael wollte sein Delta-Konto um zehn Millionen Vielfliegermeilen aufstocken: »Ich will zum Südpol fliegen, erster Klasse Saudi Airlines, in einem Schlafsessel und mit einer Reuben-Kincaid-Schlafbrille aus den Brustfedern von Wandertauben auf der Nase.«
    A uf der anderen Seite der Straße, gegenüber von unserem Haus, machten ein paar Kinder einen kleinen Garage Sale: ein einzelnes zerfleddertes Cosmopolitan, zwei versiffte Big-Bird-Puppen, Future Shock als Taschenbuch und ein Cowboystiefelauszieher. Das war ganz schön deprimierend - und erinnerte auf fast unheimliche Weise an Susans Witz über russische Garage Sales. Karla sagte: »Susan hat recht. Die Russen werden uns nie einholen.«
    Ethan, der gerade zu Besuch war, sagte: »Au contraire, meine Liebe, die werden uns wahrscheinlich schon bald voraus sein.«
    A ls ich heute morgen ins Büro kam, kotzte Dusty gerade die Spüle voll. Sie sagte, sie hätte im Fitneßstudio zu hart trainiert.
    A be:
     
    Meine Key-Card für die Firmeneingangstür ist kaputtgegangen, und ich kam nicht rein und hatte das Gefühl, ich hätte aufgehört, zu existieren

FREITAG
    T odd begrüßte uns heute morgen mit den Worten: »Ich bin jetzt Maoist!«
    Wir andern haben von all der Politik bereits so die Nase voll, daß wir uns noch nicht mal dazu aufraffen konnten, ihn anzugähnen.
    »Ihr kennt doch die drei Formen des Kommunismus, oder?«
    »Nein, Todd. Aber du wirst sie uns sicher gleich erklären.«
    »Na gut...
    Also, zuerst kam der Marxismus-Leninismus. Dann kam der Stalinismus - na ja, eigentlich ist der Stalinismus eine Anwendung, kein eigenes Betriebssystem. Ich meine, wenn man 40 Millionen Menschen auslöschen will, installiert man den Stalinismus auf seiner Festplatte. Das ist eine Art politischer Ebola-Virus.«
    Susan verglich die stalinistischen Säuberungsaktionen mit denen bei IBM.
    »Und schließlich der Maoismus. Beim Maoismus geht es um die totale Abschaffung jeglicher Kultur. Alles, was nur im entferntesten mit Kultur zu tun hat, ist schlecht. Vom Cocktail-Schirmchen bis zu Mozart. Das muß alles weg.« Ich sagte: »Das ist doch entsetzlich, Todd - Kultur ist schließlich alles. Ohne Kultur sind wir nichts. Willst du mir erzählen, daß du dafür bist, alle Bob-Newhart-Folgen, die es gibt, verwerten zu lassen?«
    »Bob Newhart romantisiert eine dekadente, egozentrische, bürgerlich-liberale Therapiekultur. Das einzige, was man der Psychologie zugute halten kann, ist, daß sie sich gegen die Kirche stellt.«
    »Klingt mir nach einem Universum, in dem es nicht viel zu lachen gibt«, sagte Karla.
    »Lachen ist nicht alles«, sagte Todd, während er im Büromixer eine Dose Del-Monte-Ananas mit irgendeiner Art von Proteinpulver verquirlte. »Es ist doch ganz klar - alle Kultur muß zugrunde gehen.«
    »Wieso?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht genau. Ich weiß nur, daß es so ist. Ich arbeite noch dran. Ach, guck mal - da unten auf der Straße steht Dusty. Wir müssen zu unserem Posing-Kurs. Bei Gold's sind gerade neue Podeste eingetroffen. Ciao, Genossen.« Schlürf. Gluck. Schluck. Rums. »Trainier mal 'ne Runde für mich mit.«
    »Wieso können die beiden nicht einfach nur programmieren?« stöhnte Michael - ein Gefühlsausbruch, wie man ihn von ihm gar nicht erwartet.
    Na, da hat die Zweierbande (Boris und Natascha sind nicht mehr) aber schnell ihren nächsten politischen Kick gefunden.
    A be:
     
    War bei Microsoft. Hab den größten Teil des Vormittags damit verbracht, meine alten Singlplatten in eine selbstgebastelte Datenbank einzugeben. Für meine Videosammlung nehm ich Filemaker Prod von Claris.
    Aufgaben: Versucht mal, anhand der Zutaten rauszukriegen, was das ist:
     
    SD

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