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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Alkohol
    Wasser
    Tween 20
    Glyzerin
    Aromastoffe Natrium-Saccharin
    FD&C Blue Nr. 1
    »Made in USA«
     
    Viel Spaß beim Rätseln, ich sagte euch die Lösung später. (Lösung: Ice Drops Icy Mint Mundwasser)
    D usty erzählte uns später lauter coole Sachen zum Thema Körper: Es gibt ein Doping-Mittel, RPO, das dem Körper hilft, mehr Sauerstoff umzuwandeln. Angeblich sind sämtliche Mitglieder eines französischen Radsport-Teams, die das Zeug genommen haben, an Herzinfarkt gestorben. Und sie erzählte, daß Frauen bei übermäßiger Steroideinnahme Haare wachsen und daß man dadurch auch »Acromegalie« bekommen kann -Verformungen des Kopfes.
    Ach ja - Dusty hat heute ganze Lake Superiors ausgekotzt.
    Was das wohl zu bedeuten hat.
    Bestimmt irgendeine neue Diät.
     
    Ethan sagt, es gebe gewisse Krankheiten, die ausschließlich bei einem bestimmten Menschentypus vorkommen, und diese Krankheiten würden über den TÜR-ZU-Knopf in Aufzügen übertragen, den nur dieser Typ, nämlich ungeduldige Menschen, betätigt. Ethan drückt diesen Knopf jetzt immer mit dem Ellbogen. Ich mache mir langsam Sorgen - um uns alle. Ganz im Geiste von Ethans Neurose schrieben wir an die Wandtafel, welche Tasten uns noch auf der Computer-Tastatur fehlen:
     
    BITTE
    DANKE
    VERPISS DICH
    STIRB
    OOPS ... MEINE SCHULD
    MACH WAS COOLES UND VERBLÜFF MICH
    S päter stritten wir uns um die Frage, ob die Minifigs von Fisher Price cooler sind als die von Lego oder umgekehrt. Die Diskussion wurde an die Schreibtafel verlagert:
     
    FISHER PRICE Minifigs gegen LEGO Minifigs
     
    Fisher Price Minifigs:
     
    Plus:         ohne Arme und Beine vermitteln sie Kindern ein Gefühl dafür, was Hilflosigkeit bedeutet.
    Minus:      Gesichter ähneln denen der geliebten, aber unkomischen Zeichentrickfiguren aus Family Circus
    Plus:         Gap-ähnlich identische Outfits.
    Minus:      falsch proportioniertes Verhältnis zwischen Körpergröße und -gewicht deutet auf Eßstörungen hin: schlechtes Vorbild für die nach Funktionalität lechzende Jugend der Jahrtausendwende.
     
    Lego Minifigs:
     
    Plus:         austauschbare geschlechtsneutrale Frisuren.
    Minus:       klauenartige Hände wirken furchterregend und potentiell traumatisierend.
    Plus:          Körper können mit in die Architektur einbezogen werden.
    Minus:       miese Mode.
     
    Dad haßt seinen Boß, »das 32jährige Arschloch«. »Er ist ein humorloser Total-Quality-Management-Fanatiker, der mich mit Anthony-Robbins-mäßigem Gelaber zu motivieren versucht, demütigend einfache Eingabecodes zu lernen. Verdammt, ich bin in jeder Hinsicht jünger als er - außer körperlich.«
    Dad steckt noch im unteren Drittel der Karriereleiter in seiner Abteilung bei Delta, und das muß wirklich erniedrigend für ihn sein. Mom sagte: »Ich weiß, daß dein Vater dringend wieder arbeiten wollte, aber vielleicht ist dieser Job einfach nicht sein Ding. Könnt ihr ihm C++ nicht ein bißchen schneller beibringen?« Wir mußten ihr sagen, daß Lernen keine variable Größe ist. Aber die Vorstellung, aus Dad könnte ein hipper Programmierer werden, der immer auf dem laufenden ist, erscheint uns allen im Büro verlockend. Wer weiß, wohin das führt.

FREITAG (eine Woche später)
    D ad hat gekündigt. Er tauchte um etwa zwei Uhr nachmittags im Büro auf, um es mir zu sagen. Michael gab ihm prompt ein paar C++-Handbücher, setzte ihn in die Ecke auf einen leeren Stuhl und sagte: »Zeit, mal was Richtiges zu lernen, Mr. Underhill.«
    Mom war S-T-I-N-K-sauer. Aber sie hatte ja gewußt, daß der Delta-Job nicht das Richtige war. Ihrer Meinung nach ist Dad einfach in dieser blöden demographischen Grauzone gefangen: zu jung, um in Rente zu gehen, zu alt, um noch neue Kniffe zu lernen. Sie rechnet damit, daß Dad jetzt wieder längere Zeit zu Hause sein wird, deshalb hat sie zwei neue Regeln für das tägliche Zusammenleben verfaßt:
     
    1) Ich mache dir kein Mittagessen
    2) Du darfst nicht mit mir einkaufen gehen
    W eitere Neuigkeiten: Die Zweierbande kam heute morgen hereingezottelt: »Wir sind keine Maoisten mehr. Jetzt ist unsere ideologische Basis die Produkt-Theorie.« Wir waren schon ganz benommen von dem ständigen Hin und Her - und von politischen Extremen im allgemeinen -, und daher machte sich mal wieder niemand die Mühe aufzublicken. »Prima, Kinder. Habt ihr gestern Raumschiff Enterprise gesehen?«
    Todd fügte hinzu: »In der modernen Wirtschaft geht es nicht um

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