Microsoft Word - Atlan 022 - Der Marsch durch die Unterwelt.rtf
Intelligenzstufe als das der Rockandos stand. Die Sumpfgebleichten hatten ihre Zivilisation unter der Oberfläche mit primitivsten Mitteln aufgebaut. Ihr wichtigstes Hilfsmittel beim Graben der Tunnel waren ihre mächtigen Hände. Zum Abstützen der Wände und Decken nahmen sie Produkte, die ihnen die Natur lieferte. Manchmal nahmen sie Baumstämme als Stützpfeiler, gelegentlich auch Felsblöcke, zumeist aber verwendeten sieeine Wasserpflanze. Es handelte sich dabei um ein Schlinggewächs, das sie Schajwa nannten. Die Schajwa überzog den Meeresgrund von Cronot mit dichten Wäldern, die oftmals sogar über die Ufer ans Land wucherten. Solche, ihrem Element entwanderte SchajwaPflanzen entwurzelten die Sumpfgebleichten und setzten sie in den Sümpfen aus. In den Sümpfen erreichte die Schajwa zwar nicht die riesigen Ausmaße wie im schlammigen Meeresboden, doch dafür wurden die Stämme und Äste kräftiger und zäher. Und diese künstlichen Züchtungen hatten noch einen besonderen Vorteil—man konnte sie in fast jedem Boden einsetzen, wenn er nur genug Feuchtigkeit besaß.
Die Sumpfgebleichten pflanzten die veredelten Schajwa-Pflanzen in ihre Tunnel, wo sie rasch wuchsen, über die Wände und die Decke kletterten und sie stützten. So geschickt und erfinderisch die Sumpfgebleichten in ihrem bescheidenen Rahmen waren, so hervorragende Tunnelbaumeister sie waren, ihnen wurden Grenzen. gesetzt, wo der Untergrund zu felsig war.
Kennon hatte dies während des Abstieges durch den Schacht oftmals gemerkt. Denn der Schacht -führte von der Oberfläche nicht in einer geraden Linie zu dein tausend Meter tiefen Tunnelsystem, sondern stellte ein wahres Labyrinth dar. Oft zog sich der Schacht spiralförmig in die Tiefe, dann verlief er wieder fast horizontal. um gleich darauf in senkrechte Abgründe zu münden. Kennon erfuhr von Ojanis, daß die Sumpfgebleichten sich bei der Grabung des Schachtes weitestgehend den natürlichen Gegebenheiten angepaßt hatten. Sie hatten die Hohlräume zwischen übereinandergelagerten Felsmassen genutzt, sie von den Erdmassen befreit und so die einzelnen Höhlen miteinander verbunden. Nur gelegentlich mußten die Sumpfgebleichten im Wege stehende Felsmassen mit Hilfe der “unsichtbaren Geister” beseitigen.
Es war für Kennon nicht gleich verständlich, was Ojanis mit den “unsichtbaren Geistern” meinte. Aber durch weiteres Fragen erfuhr er, daß der Sumpfgebleichte damit Gase meinte, mit denen der Boden von ganz Cronot bis tief unter der Oberfläche gesättigt war. Es gab überall Gasadern, die entweder von den Sümpfen kamen oder von den reichen Öllagern. Die Sumpfgebleichten nutzten diese Gase, um hinderliche Felsblöcke zu sprengen. Und das war das Verblüffende daran, obwohl sie keine Ahnung von der chemischen Zusammensetzung der von ihnen angewendeten Gase hatten, stellten sie instinktiv immer jene Gasgemische her, die sie für ihr Vorhaben benötigten.
Nachdem Kennon dies in Erfahrung gebracht hatte, wußte er auch, was Daynamar gemeint hatte, als er von “unsichtbaren Ungeheuern, die alles Lebende anfallen und erwürgen”, sprach. Die Erklärung war denkbar einfach: Die unsichtbaren Ungeheuer waren in Wirklichkeit Giftgase, an denen man erstickte. Es beruhigte Kennon aber keineswegs, daß er für die unsichtbaren Ungeheuer eine logische Erklärung gefunden hatte. Ihm konnten die Gase zwar nichts anhaben, da sein Gehirn im Robotkörper eine von der Umvvelt unabhängige Sauerstoffversorgung besaß. Aber Ronald Tekener und Monty Stuep waren allen äußeren Einflüssen hilflos ausgeliefert, denn sie besaßen keine Schutzanzüge.
Er konnte nur hoffen, daß Ojanis’ und Daynamars Erzählungen maßlos übertrieben waren.
Endlich erreichten sie den eigentlichen Tunnel. Der beschwerliche Abstieg hatte mehr als vier Norm-Stunden gedauert, und nach terranischer Zeitrechnung schrieb man bereits den 6. Februar 2408. Hier, in der Unterwelt von Cronot verlor man allerdings jeglichen Zeitbegriff.
Kennon stieg von Ojanis’ Rücken und gesellte sich wieder zu seinen beiden Gefährten.
“Öffnen Sie den Verschluß Ihrer Brusttasche, Stuep”, raunte Kennon in einem Augenblick, da sie unbeobachtet waren, dem Ertruser zu. “Ich möchte, daß Kamla Romo jeden Augenblick einsatzbereit ist. Er soll in kritischen Momenten vor uns herfliegen und eventuelle Gefahrenherde melden. Aber das brauchen Sie ihm nicht mitzuteilen. Ich werde mich noch rechtzeitig mit ihm über Funk in Verbindung
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