Microsoft Word - Atlan 027 - Auf verlorenem Posten.rtf
Hände der Kopfarme die Spinnenleiber.
Das Mirawesen, das sie heraufgeführt hatte, lächelte. Er schien Verständnis für das Verhalten des Antis zu haben.
“Sie werden euch nicht belästigen”, versprach er. Er benutzte Interkosmo, die auf Lepso offizielle Sprache. “Das Sekret, das sie benötigen, finden sie nur bei uns.”
Er schleppte sich zu einem geflochtenen Teppich und ließ sich darauf nieder. Immer wieder griff er, sich nach dem Kopf, als habe er Schmerzen.
Kennon und Tekener setzten sich ebenfalls auf den Boden. Ein anderer Miraner brachte ihnen etwas zu trinken. Taskan lehnte zunächst ab, nahm das Getränk dann jedoch an, als Kennon ihm auffordernd zunickte. Zögernd trank er. Sein Gesicht entspannte sich, und dann stürzte er alles, was in der Schale war, hastig herunter.
“Kann ich noch etwas mehr haben?” fragte er. “Ich bin wie ausgetrocknet.”
Der Miraner nahm die Schale und entfernte sich langsam. Kennon bemerkte, daß er das Gefäß aus einer kleinen Tonne erneut füllte.
“Ist das alles, was ihr noch habt?” fragte er.
“Ja.”
“Dann haben wir genug.”
“Ich habe noch Durst”, drängte der Anti.
Kennon erhob sich, nahm dem Miraner die Schale ab und stellte sie neben der Tonne auf den Boden.
“Es genügt uns”, sagte er. “Wir haben schon viel zuviel genommen.”
Er kehrte zu Tekener und dem Anti zurück. Die beiden Freunde blickten sich kurz an, dann fragte der Robotmensch: “Du sagtest, daß die Spinnen das Sekret nur bei euch finden?”
“Ja”, antwortete der Miraner, “sonst wäre unsere Lage nicht so aussichtslos.”
“Warum trennt ihr euch dann nicht von den Spinnen?”
Das Mirawesen sah ihn überrascht an. Dann griff er sich mit seinen vier Händen an den Kopf und lachte kurz auf.
“Jetzt verstehe ich”, sagte er. “Du glaubst, daß die Spinnen schuld sind an unserer Situation? Nein, so ist es nicht. Wir geben ihnen gern das Sekret; es ist sogar lebenswichtig für uns, daß sie es uns abnehmen können. Nur—jetzt können wir nicht mehr genügend Aemm produzieren. Unsere Freunde werden sterben—und wir werden mit ihnen untergehen müssen. Wir sind Symbionten und können nicht für uns allein leben.”
“Gibt es keinen Ausweg?” fragte Kennon.
“Nein, unser Volk ist verloren.”
Kennon und Tekener blickten sich überrascht an.
“Dein Volk?” fragte der Robotmensch.
“Die Zusammenhänge sind sehr kompliziert”, erklärte der Miraner. “Begonnen hat alles mit der ALAT, einer wirtschaftlichen Organisation, die ihren Sitz auf Lepso hat. Die ALAT nimmt uns dreißig Prozent unserer Exportprodukte ab, das heißt, praktisch die gesamte Industrieproduktion. Der Springer Arol Pratso ist der Händler, der die Waren von Mira abholt und uns im Auftrag der ALAT andere dafür verkauft. Vor zwei Jahren wurde die Flora von Mira von einer Pilzkrankheit befallen. Der ganze Planet drohte zu veröden. Wir haben unseren gesamten Export gegen ein Spezialmittel getauscht, das der Springer Pratso uns lieferte. Das Mittel half. Die Vegetation wurde gerettet, aber unsere Sekretproduktion ging ständig zurück. Die symbiotischen Bedingungen verschlechterten sich immer mehr.
Pratso hat uns abermals geholfen. Er hat auf einem uns unbekannten Planeten ein Medikament gefunden, das unsere Aemm-Erzeugung wieder steigerte.”
“Dann seid ihr dem Springer zu Dank verpflichtet”, warf Ischka Taskan ein.
“Durchaus nicht”, entgegnete der Miraner. “Pratso kannte unsere Situation genau. Er hat seine Forderungen immer höher geschraubt, bis unser ganzes Volk nur noch für ihn arbeitete. Unser Leben ist sinnlos geworden, denn es kann nicht Sinn des Lebens sein, nur für den Reichtum eines Mannes aus einem anderen Volk zu arbeiten. Es gab nur noch zwei Möglichkeiten für uns. Entweder mußten wir herausfinden, von welchem Planeten der Springer das Medikament besorgte, oder wir mußten die ALAT veranlassen, uns zu helfen.”
“Pratso wird euch niemals sagen, woher er das Gegenmittel hat”, sagte Kennon. “Und die ALAT wird euch nur zu ähnlichen Bedingungen helfen wie der Springer.”
Der Miraner lächelte traurig.
“Du hast recht”, antwortete er. “Wir haben uns an die ALAT gewandt und erfahren, daß der Springer selbst eine Beteiligung bei dieser Gesellschaft hat. Sie ist allerdings nur gering.”
“Vielleicht können wir euch helfen”, sagte Sinclair M. Kennon.
“Niemand kann Lepso verlassen”, entgegnete der Symbiont. “Alle Hilfe wird zu spät kommen. Wir haben auch die
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