Microsoft Word - Atlan 027 - Auf verlorenem Posten.rtf
nicht.”
“Hat er seinen Plan aufgegeben?”
“Nein”, antwortete der betrunkene Techniker. “Er will, daß ich ihm Bescheid sage, wenn ich ein Schiff für ihn gefunden habe.”
“Wo sollen Sie ihn treffen, Freund?” fragte Kennon.
Der Rumaler blickte ihn mit trüben Augen an.
“Willst du mir mein letztes Geschäft wegnehmen?” lallte der Kranke.
Kennon lächelte.
“Das würde ich niemals tun”, beteuerte er, “Wir sitzen doch alle in einem Boot.”
Der Rumaler trank erneut. Er lehnte den Kopf gegen das kühle Metall der Landestrebe und lächelte müde.
“Ich soll ihn im Galaktischen Kaufhaus treffen”, sagte er. “Dort wartet er auf mich. Wenn ich eine Mannschaft und ein Schiff gefunden habe, dann soll ich in das Kaufhaus gehen und mich einfach über ein Beschwerde- oder Bestellmikrophon melden. Das genügt. Komisch, was? Wirklich, so etwas Verrücktes habe ich überhaupt, noch nie gehört.”
“Danke”, sagte Kennon. “Wir melden uns wieder.”
Er erhob sich. Die drei Männer blickten auf den Rumaler hinab. Der Kranke saß mit geschlossenen Augen vor ihnen. Er atmete mühsam. Seine Hand glitt tastend über die geschwollene Schulter.
“Es geht bald zu Ende”, murmelte der Mann. “Wenn es nur nicht so weh täte ...”
Kennon wandte sich ab. Tekener und Taskan folgten ihm langsam, als er sich in die Dunkelheit zurückzog und nach Norden ging. Sie hielten sich in seiner Nähe. Taskan mochte sich wundern, daß der Mann, den er nur unter dem Namen Rabal Tradino kannte, sich in der Dunkelheit so sicher bewegte. Er stellte jedoch keine Fragen.
Die drei Männer hingen ihren Gedanken nach.
Sie kannten das Galaktische Einkaufszentrum. Nur das konnte der Rumaler mit der Bezeichnung “Galaktisches Kaufhaus” gemeint haben. Ischka Taskan hatte ihnen das auffallende, Vförmige Gebäude schon gezeigt. Es hatte einen völlig intakten Eindruck gemacht und war vielleicht auch noch unzerstört. Es war eines der höchsten Bauwerke der Freihandelswelt und wurde vollrobotisch gesteuert. Ronald Tekener war überzeugt davon, daß es gerade deshalb noch unversehrt war. Er vermutete, daß die Kontrollinstrumente das Einkaufszentrum völlig abgeschlossen hatten.
Er wußte nicht, ob er den Worten des Betrunkenen glauben sollte. Konnte der Unbekannte, in dem sie den Mörder Tschen Baharks vermuteten, sich in dem Gebäude befinden, wenn es ansonsten nicht betreten werden konnte?
“Er wird sich irgendwo in der Nähe des Einkaufzentrums aufhalten”, sagte Sinclair Marout Kennon plötzlich, als habe er die Gedanken des Freundes verfolgt.
“Das wird sich zeigen”, entgegnete Tekener.
*
Am Morgen des. 10. Mai 2408 stieg Firing blutigrot über den Horizont. Es war der sechste Tag, der seit dem Beginn ihrer Suche nach Tschen Bahark anbrach. Sie hatten lange benötigt, um vom Raumhafen bis in die Nähe des Kaufhauses zu kommen. Immer wieder waren sie auf Schwierigkeiten gestoßen. Mehrmals konnten sie Patrouillen des SWD buchstäblich in letzter Sekunde ausweichen. Zwei Männer, die von der Metaseuche verformt waren, hatten sie überfallen und versucht, ihnen die Waffen zu entreißen. Kurz nach Mitternacht hatte Ischka Taskan einen Schwächeanfall erlitten. Es hatte geregnet, und sie hatten den Schutz eines Hauses aufsuchen müssen. Auch hier war es wieder zu Kämpfen mit Verzweifelten gekommen.
Inzwischen hatte Ischka Taskan sich wieder erholt. Er brannte vor Kampfeseifer.
“Bitte”, sagte er zu Tekener und Kennon, “bitte, überlassen Sie mir den Mörder, wenn wir ihn gestellt haben. Ich möchte mit ihm abrechnen.”
“Wir wollen nur die Informationen haben”, besänftigte ihn Kennon. Er ging mit ihnen am Rande eines Anfahrtsweges auf das Einkaufszentrum zu. “Der Mann selbst interessiert uns nicht. Machen Sie mit ihm, was Sie wollen. Ich fürchte nur, er wird sich die Aufzeichnungen nicht wegnehmen lassen, ohne dafür zu kämpfen.”
Ischka Taskan hob den Kopf und blickte an der spiegelnden Fassade des Gebäudes empor. Die Sonne schuf blutigrote Reflexe auf den glatten Flächen. Der Anti hatte sich weiter verformt, so daß nunmehr keinerlei Ähnlichkeit mit seiner früheren Erscheinung vorhanden war. Er hatte ein ausgesprochen insektoides Gesicht mit übergroßen Facettenaugen, einer stumpfen Nase und runden, chitingepanzerten Wangenpartien. Er tastete immer wieder mit seinen ebenfalls stark verformten Fingern über das Gesicht. Tekener sah dem Augenblick mit Besorgnis entgegen, in dem der Anti sich im Spiegel
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