Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
sich in Mittelägypten zusammengeschart, in der Nähe seiner aufgegebenen Hauptstadt, die der Sonnenscheibe geweiht war. Ofir bereute nicht, allen etwas vorgegaukelt zu haben, das war doch jetzt recht nützlich. Glaubte doch auch Dolente, er sei von Liebe zu diesem einzigen Gott erfüllt, daher war sie ihm treu ergeben. Und so konnte er, bis die Hethiter in Ägypten einfielen, auf einen sicheren Hort im Kreise dieser Schwärmer zählen.
Zum Glück hatte Ofir, bevor er untertauchte, noch eine wichtige Botschaft erhalten und Meba in Kenntnis gesetzt: der von Muwatalli entworfene Plan würde bald in Taten umgesetzt werden. Nun brauchte man nur noch die entscheidende Schlacht abzuwarten.
Sobald die Botschaft von Ramses’ Tod das Land erreichte, würde Chenar Nefertari und Tuja aus dem Felde schlagen und den Thron besteigen, um die Hethiter würdig zu empfangen. Chenar wußte nicht, daß es nicht Muwatallis Art war, die Macht zu teilen.
Ramses’ älterer Bruder wäre nur ein Übergangspharao, und die Beiden Länder würden zur Kornkammer der Hethiter.
Entspannt genoß Ofir die sanfte Schönheit des ägyptischen Landes.
Seinem Rang und seinem Stand gemäß war Acha nicht in einem der finsteren und feuchten Verliese der Unterstadt gelandet, wo man im Durchschnitt nicht länger als ein Jahr überlebte, sondern in einem aus Quadersteinen gemauerten Kerker der Oberstadt, der Gefangenen von Bedeutung vorbehalten war. Das Essen war zwar eher ein Fraß und die Schlafstatt ein Pfuhl, doch der junge Gesandte nahm es hin und hielt sich bei Kräften, indem er mehrmals täglich Bewegungsübungen machte.
Seit seiner Festnahme war es zu keinem Verhör gekommen. Seine Haft konnte also kurzerhand in einer Hinrichtung enden.
Endlich öffnete sich doch die Tür seiner Zelle.
«Wie geht es dir?» fragte Raia.
«Bestens.»
«Die Götter haben dich im Stich gelassen, Acha. Wäre ich nicht gewesen, wärst du auf und davon.»
«Ich hatte doch nicht die Absicht zu fliehen.»
«Die Tatsachen lassen sich schwerlich leugnen!»
«Der Schein trügt manchmal.»
«Du bist Acha, der Jugendfreund von Ramses! Ich habe dich in Memphis und auch in Pi-Ramses gesehen und deiner Familie sogar kostbare Vasen verkauft. Der König hat dich mit einer besonders gewagten Kundschaftertätigkeit betraut, und an Mut und Geschick hast du es auch nicht fehlen lassen.»
«In einem entscheidenden Punkt irrst du dich. Ramses hat mir in der Tat diesen Auftrag erteilt, aber ich diene einem anderen Herrn. Ihm und nicht dem Pharao hätte ich die tatsächlichen Ergebnisse meiner Nachforschungen mitgeteilt.»
«Von wem redest du?»
«Von Chenar, Ramses’ älterem Bruder und dem zukünftigen Pharao von Ägypten.»
Raia zupfte an seinem Kinnbart und zerzauste die vom Barbier so kunstvoll hergestellte Ordnung. Dann wäre Acha also ein Verbündeter der Hethiter… Nein, ein entscheidendes Detail widersprach dieser Behauptung.
«Warum hättest du dich dann, wenn dem so wäre, als Töpfer verkleidet?»
Der junge Gesandte lächelte.
«Als ob du das nicht wüßtest!»
«Erkläre es mir dennoch.»
«Muwatalli regiert, das ist gewiß, aber auf welche Gruppierung stützt er sich und wie weit reicht seine Macht wirklich? Kämpfen sein Sohn und sein Bruder nicht verbissen gegeneinander, oder ist der Erbfolgekrieg vielleicht schon ausgefochten?»
«Schweig!»
«Das sind doch wichtige Fragen, und auf die sollte ich eine Antwort geben… Jetzt verstehst du, warum ich unerkannt bleiben mußte. Übrigens… könntest du mir das nicht beantworten?»
Verwirrt schlug Raia die Tür zu.
Vielleicht war es nicht richtig gewesen, den Syrer herauszufordern, aber indem Acha sein Geheimnis verriet, hoffte er, seinen Kopf zu retten.
Von seiner Leibwache geschützt und abgeschirmt gegen neugierige Blicke von der Straße oder einen auf dem Dach eines Gebäudes versteckten Bogenschützen, verließ Muwatalli seinen Herrscherpalast. Er war prunkvoll gekleidet, und durch Ausrufer wußte jedermann, daß der Herrscher von Hatti sich zum großen Tempel in der Unterstadt begab, um die Gunst des Wettergottes zu erbitten.
Feierlicher konnte man den Kriegszustand nicht einleiten im Lande Hatti, damit bündelte man alle Kräfte im Hinblick auf den endgültigen Triumph.
Von seiner Zelle aus hörte Acha den Jubel, der dem Herrscher auf seinem Weg entgegenschlug. Auch ihm wurde klar, daß eine gewichtige Entscheidung getroffen worden war.
Sämtliche hethitischen Gottheiten hatten sich dem
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