Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
es Chenar in die Magengrube.
«Wer hat mich so verleumdet?»
«Ich höre auf kein Geschwätz. Meine Meinung gründet sich auf Tatsachen.»
«Unmöglich!»
«In einem Haus in Memphis hat Serramanna zwei Frauenleichen und die Werkstatt eines Magiers entdeckt, der seine Zauberkünste an der Königin versucht hat.»
«Und was soll ich mit diesen Schändlichkeiten zu tun haben?»
«Dieses Haus gehört dir, wenn du es auch vorsichtshalber auf den Namen unserer Schwester eingetragen hast. Die Männer im Grundbuchamt lassen daran keinen Zweifel.»
«Ich besitze so viele Häuser, vor allem in Memphis, daß ich schon gar nicht mehr weiß, wie viele es wirklich sind! Wie könnte ich wissen, was darin geschieht?»
«Befand sich unter deinen Freunden nicht ein syrischer Kaufmann namens Raia?»
«Freund ist nicht richtig, er lieferte mir ausgefallene Vasen.»
«In Wirklichkeit ist er ein von den Hethitern bezahlter Spion.»
«Das ist… Das ist ja unerhört! Wie hätte ich das wissen sollen? Hunderte von Persönlichkeiten waren seine Kunden!»
«Du verteidigst dich recht geschickt, aber ich weiß, daß dein maßloser Ehrgeiz dich dazu geführt hat, dein Land zu verraten und mit unseren Feinden zusammenzuarbeiten.
Die Hethiter benötigten Verbündete auf unserem Boden, und ihr wichtigster Verbündeter warst du, mein eigener Bruder!»
«Was ist denn das für ein Hirngespinst, Ramses!? Nur der Abschaum der Menschheit könnte so etwas tun!»
«Du bist dieser Abschaum, Chenar.»
«Es macht dir Spaß, mich grundlos zu beleidigen.»
«Du hast einen verhängnisvollen Fehler begangen, indem du geglaubt hast, jeder sei bestechlich. Du hast nicht gezögert, dich an meine Umgebung, an meine Jugendfreunde heranzupirschen, aber du wußtest nicht, daß Freundschaft so unzerstörbar sein kann wie Granit. Daher bist du in die Falle getappt, die ich gestellt hatte.»
Chenars Blick wurde haltlos.
«Acha hat mich nicht verraten, Chenar, er hat nie für dich gearbeitet.»
Der ältere Bruder des Königs klammerte sich an die Armlehnen seines Sessels.
«Mein Freund Acha hat mich über deine Pläne und dein Tun stets auf dem laufenden gehalten», fuhr Ramses fort. «Du bist ein von Grund auf verdorbener Mensch, Chenar, und du wirst dich nicht ändern.»
«Ich… Ich habe Anrecht auf einen Richterspruch!»
«Den sollst du haben, und der wird auf Tod wegen Hochverrats lauten. Da wir uns im Kriegszustand befinden, wirst du erst einmal im großen Gefängnis von Memphis eingesperrt, später dann, in Erwartung des Prozesses, im Straflager der Oase Charga.
Wie das Gesetz es befiehlt, muß ein Pharao, bevor er an die Front zieht, erst die Feinde im Inneren bändigen.»
Eine Grimasse entstellte Chenars Mund.
«Du wagst nicht, mich zu töten, weil ich dein Bruder bin… Die Hethiter werden dich besiegen! Und wenn du tot bist, werden sie mir die Macht übergeben!»
«Für einen König ist es heilsam, dem Bösen begegnet zu sein und sein Gesicht zu kennen. Dir, Chenar, verdanke ich es, daß ich nun besser kämpfen werde.»
FÜNFZIG
DIE HETHITISCHE BÄUERIN hatte Ramses erzählt, wie Acha und sie sich durchgeschlagen hatten und wie sie dann nach Ägypten gelangt war, wo sie, dank des Sendschreibens des Gesandten, gut aufgenommen und unverzüglich zum Pharao gebracht worden war.
Wie von Acha versprochen, hatte Ramses der Hethiterin eine Unterkunft in Pi-Ramses sowie lebenslangen Unterhalt und eine Dienstmagd zugestanden. Aus grenzenloser Dankbarkeit hätte sie dem Herrscher ja nur allzugern von Achas weiterem Los berichtet, aber sie wußte leider nicht, was aus ihm geworden war.
Nur soviel schien Ramses deutlich zu sein: Der Freund war festgenommen und vermutlich hingerichtet worden. Eine letzte List hatte Acha vielleicht noch ausspielen können: die anderen glauben machen, er arbeite für Chenar und somit für die Hethiter.
Aber hatte man ihm die Zeit gelassen, Erklärungen abzugeben und überzeugend zu wirken?
Wie dem auch sei, Acha hatte seinen Auftrag nach bestem Vermögen erfüllt. Seine knappe Botschaft bestand aus nur drei Wörtern, doch diese hatten Ramses bewogen, in den Krieg zu ziehen:
Kadesch - Schnell - Gefahr
Mehr hatte Acha nicht geschrieben, aus Angst, die Botschaft könne abgefangen werden, und der Bäuerin hatte er sich auch nicht anvertraut, aus Furcht, sie könne ihn verraten. Aber diese drei Worte waren ja auch aufschlußreich genug.
Als Meba zur großen Ratsversammlung einbestellt wurde, mußte er sich vor
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