Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
ein Ende zu setzen.
Hattuschili starrte auf die Hügel im Westen. Was er da zu sehen glaubte, ließ ihn versteinern.
«Majestät, dort drüben, man möchte meinen… Ägyptische Streitwagen in vollem Galopp!»
«Woher kommen die denn?»
«Vermutlich über die Küstenstraße.»
«Wie sind sie denn da durchgekommen?»
«Uriteschup hat sich geweigert, den Durchgang zu versperren, er behauptete, kein Ägypter würde es wagen, diesen Weg zu benutzen.»
Die Hilfstruppen stürmten das noch freie Gelände hinunter, rannten, da hier noch kein Gegner war, in voller Breite durch die Ebene und schnurgerade auf die von Ramses geschlagene Bresche zu.
«Lauft doch nicht davon!» brüllte der Fürst von Aleppo. «Tötet Ramses!»
Ein paar Soldaten gehorchten, doch kaum machten sie kehrt, zerfetzten ihnen die Krallen des Löwen Gesicht und Brust.
Als der Fürst von Aleppo Ramses’ goldenen Wagen auf sich zustürmen sah, riß er nur noch die Augen auf und verzichtete ebenfalls auf den Kampf. Sein Pferd zertrampelte die hethitischen Verbündeten, um dem Pharao zu entkommen. In Todesangst ließ der Fürst die Zügel aus der Hand, das Tier ging durch und stürzte sich in den Orontes, der schon voller Streitwagen war, die sich übereinander türmten und allmählich untergingen oder von der Strömung fortgetragen wurden. Soldaten erstickten im Schlamm, die einen ertranken, die anderen versuchten zu schwimmen, jeder schien es vorzuziehen, in den Fluß einzutauchen, anstatt diesem dem himmlischen Feuer ähnlichen und Schrecken verbreitenden Gott die Stirn zu bieten.
Die Hilfstruppen vollendeten somit Ramses’ Werk, indem sie viele der hethitischen Bundesgenossen zu Tode trampelten oder die Flüchtenden in den Orontes trieben. Ein Offizier der Streitwagentruppen zog den Fürsten von Aleppo an den Füßen hoch, der das Wasser, das er geschluckt hatte, mühsam ausspuckte.
Ramses’ Streitwagen kam dem Hügel, auf dem die feindlichen Heerführer standen, immer näher.
«Weichen wir zurück», riet Hattuschili dem Herrscher.
«Wir haben noch die Streitkräfte vom westlichen Ufer.»
«Die werden nicht genügen… Ramses ist fähig, die Furt frei zu kämpfen für die Einheiten Ptah und Seth.»
Der Herrscher wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
«Was ist los, Hattuschili… ist ein einziger Mann in der Lage, ein ganzes Heer zu vernichten?»
«Wenn dieser Mann der Pharao ist, wenn er Ramses heißt…»
«Der eine, der die Vielzahl bändigt… Das ist doch eine Sage, und hier sind wir auf einem Schlachtfeld!»
«Wir sind besiegt, Majestät, wir müssen abziehen.»
«Ein Hethiter weicht nicht zurück.»
«Wir sollten lieber dein Leben schützen und den Kampf auf andere Weise fortsetzen.»
«Was schlägst du vor?»
«Flüchten wir ins Innere der Festung.»
«Dann sitzen wir in der Falle!»
«Wir haben keine andere Wahl», sagte Hattuschili. «Wenn wir gen Norden fliehen, werden Ramses und seine Truppen uns verfolgen.»
«Dann hoffen wir, daß Kadesch auch wirklich uneinnehmbar ist.»
«Das ist keine Festung wie die anderen, Majestät. Sogar Sethos hat darauf verzichtet, sie zu besetzen.»
«Das wird sein Sohn aber nicht tun!»
«Beeilen wir uns, Majestät!»
Unwillig hob Muwatalli die rechte Hand und hielt sie eine schier endlos scheinende Weile erhoben: Das war das Zeichen für den Rückzug.
Uriteschup, der ohnmächtig der Niederlage beiwohnen mußte, biß sich die Lippen blutig. Die Einheit, die den Zugang zur Furt auf dem Ostufer des Orontes versperrte, zog sich zurück bis zur zweiten. Die Überlebenden der Einheit Ptah wagten nicht zu folgen, aus Furcht, in eine neue Falle zu geraten. Der General zog es vor, sich den Rücken frei zu halten und einen Boten zur Einheit Seth zu schicken, um zu melden, daß der Weg frei war und sie durch den Wald bei Labwi vorrücken konnten.
Der Fürst von Aleppo, der langsam wieder zu sich kam, entwischte dem Soldaten, der ihn gerettet hatte, schwamm durch den Fluß und schloß sich seinen Verbündeten an, die auf die Festung zumarschierten. Die Bogenschützen der Hilfstruppen töteten die Flüchtenden zu Hunderten.
Die Ägypter marschierten über die Leichen und schnitten jedem eine Hand ab. Das Ergebnis dieses makabren Treibens würde in die Annalen eingehen.
Niemand wagte, sich dem Pharao zu nähern. Vor den Pferden lag in Sphinxhaltung der Löwe. Blutbefleckt stieg Ramses von seinem goldenen Wagen, tätschelte seinen Löwen und seine beiden Pferde. Die
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