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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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Operationen Sie eigentlich gehabt haben?«
    »Bei fünfzig habe ich aufgehört zu zählen«, erwiderte ich, vermutlich mit etwas gepresster Stimme. Bilder huschten durch meinen Geist, himmelhohe grün gekachelte Wände, das Klirren von Metall wie das Klirren von Schwertern einer archaischen Schlacht, grelle kalte Lampen, Männer und Frauen mit
    Mundschutz, summende, piepsende und sirrende Maschinen,
    das tierhafte Keuchen der Beatmungsgeräte. »Und da ging es erst richtig los.«
    »Unglaublich«, meinte er. »Dass Sie so wenig sichtbare
    Narben haben, meine ich.«
    Ich sagte nichts. Man hat damals alle bekannten Verfahren der kosmetischen Chirurgie an uns ausprobiert und auch ein paar nicht so bekannte, neu erfundene, viel versprechende. Jede Menge Versprechungen hat man uns gemacht, und verglichen damit war das Ergebnis armselig. Es war müßig, das jetzt zu 34
    diskutieren. Jetzt wollte ich mich lieber auf das kalte Gefühl in meinem Bauch konzentrieren.
    »Spüren Sie das?«, hörte ich Dr. O'Shea fragen.
    »Was?«, erwiderte ich.
    »Schon gut. Ich fange jetzt an. Ein winziger Schnitt wird genügen.«
    »Sagen Sie Bescheid, ehe Sie...« Was hatte ich sagen
    wollen? Es waren nicht Schmerzen. Schmerzen spürte ich
    keine. Es war die Situation. Dass wieder jemand mit einem Messer auf meinen Körper losging, den viel geplagten.
    Die Stimme das Arztes klang sonor, beruhigend, Vertrauen einflößend. »Keine Sorge. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Auch die Stimmen der Ärzte damals hatten sonor, beruhigend, Vertrauen einflößend geklungen. »Und denken Sie daran, die Blutzufuhr zu drosseln.«
    »Alles klar.«
    Wie so oft suchte ich meine Zuflucht bei Seneca. Nur ein ück gibt es für einen Menschen, nämlich dass es Dinge in seinem Leben gibt, die er als Unglück ansieht. Wie lange hallt dieser Satz schon in meinem Geist wider? Ich werde nie vergessen, wie ich einmal, trübsinnig und mit meinem Schicksal hadernd, durch die Straßen von Dingle geschlichen bin und
    unversehens, in einer Wühlkiste vor einer eigentlich auf gälische Literatur spezialisierten Buchhandlung in der Dyke Gate Lane, auf ein kleines, zerschlissenes Buch mit Texten des altrömischen Philosophen gestoßen bin. Seneca. Ich schlug es auf, und dieser Satz war das Erste, was ich las. Als spräche er zu mir.
    Natürlich habe ich das Buch gekauft. Ein halbes irisches Pfund hat es damals gekostet, doch ich lese es, als wäre es die kostbarste Anschaffung meines Lebens.
    35
    »Ich habe das Implantat freigelegt«, sagte Dr. O'Shea. »Die Kabelenden sehen gut aus. Ich ziehe zuerst den Stecker. Drei, zwei, eins – jetzt.«
    Ich spürte meinen Körper erstarren, mit Ausnahme des
    linken Arms. Auch das rechte Auge wurde dunkel, das linke, echte dagegen blieb diesmal unbeeindruckt.
    »Ich ziehe die Buchse – jetzt. Auf den ersten Blick scheinen beide Enden tatsächlich zusammenzupassen; ich muss nur noch ein wenig säubern... So. Ich verbinde Stecker und Buchse.«
    Es gab ein schnappendes Geräusch, oder zumindest glaubte ich eines zu hören, und übergangslos war ich wieder lebendig, als wäre nichts gewesen. »Es funktioniert«, brachte ich
    mühsam hervor.
    »Gott sei gelobt.« Er klang etwas gestresst, und ich spürte ihn hektisch an meinem Bauch herumfuhrwerken. »Ahm,
    könnten Sie die Blutzufuhr wieder stoppen? Ich spreche im Interesse Ihrer Hose.«
    Natürlich, durch den Stromausfall war die Drossel wieder aufgegangen. Ich habe überall im Körper solche Drosseln, kleine schlingennetzartige Gebilde, die sich um bestimmte Arterien herum zusammenziehen und die Blutzufuhr in
    bestimmte Körperregionen einschränken können. Es ist eine endlose Tortur gewesen, diese Apparate beherrschen zu lernen, aber wundersamerweise ist es heute das, was ich am besten kann. Ich stoppte die Blutung der Wunde; das war so einfach wie Luftanhalten.
    »Danke.« O'Sheas Gesicht tauchte über mir auf. »Ich
    entferne jetzt das Implantat; ist das in Ihrem Sinne?«
    »Absolut«, erwiderte ich.
    36
    »Und ich vernähe die Kabelverbindung mit unlöslichem
    Katgut, ehe ich die Wunde schließe. Die Enden scheinen zwar eingerastet zu sein, aber sicher ist sicher.«
    »Genau.«
    Endlich konnte ich entspannen. Ich starrte die Decke an, während O'Shea nähte und verschloss, wovon ich nicht mehr mitbekam als ein unklares Druckgefühl. Schließlich machte er mir einen prachtvollen Verband über den halben Bauch und bat mich, zu versuchen, mich aufzusetzen. Wenn man das Gefühl hat,

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