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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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eine weitläufige Verwandte, eine Cousine oder Tante soundsovielten Grades, die einst in Los Angeles die
    Oberweiten hoffnungsvoller Nachwuchs-Starlets den
    68
    Erwartungen der Filmindustrie angepasst hat. Dr Michael
    Whitewater jedoch hatte sich der ernsthaften kosmetischen Chirurgie verschrieben, korrigierte schiefe Nasen, beseitigte Segelohren, vernähte Hasenscharten und tat an Opfern von Verkehrsunfällen reinste Wunder. Zumindest behauptete
    Gabriel das.
    Dieser Engel der Entstellten hatte das Pech, in einem Haus mit der Nummer 150 zu wohnen, in das eines Sonntagmorgens drei Killer marschierten, die vermutlich dringend eine
    Korrektur der Gehörgänge gebraucht hätten, weil sie dann nämlich verstanden hätten, dass die feindlichen Drogendealer, die sie umnieten sollten, zwar in dieser Straße, aber im Haus mit der Nummer 115 zu finden waren. Doch das hatten sie
    eben nicht richtig verstanden, und so fuhren sie zum falschen Haus, kamen, während die Familie Whitewater mit Ausnahme ihres ältesten Sohnes Gabriel am Frühstückstisch saß und der Vater das Gebet sprach, die Treppe hoch, traten die Tür ein und schossen die Magazine ihrer Maschinenpistolen leer, ehe
    irgendjemand zu irgendwelchen Korrekturen in der Lage
    gewesen wäre.
    Ich wartete eine lange halbe Stunde. Ich ging auf und ab wie ein eingesperrter Tiger, wagte es sogar, den Küchenvorhang ein Stück zu öffnen und hinauszusehen – nichts, natürlich. Ich sah Gespenster. Ich schob den Vorhang wieder zu, setzte mich und hypnotisierte den Minutenzeiger der Uhr. Als der endlich dort war, wo ich ihn haben wollte, tippte ich die neue
    Ziffernfolge in das Mobiltelefon.
    Gabriel nahm nach dem ersten Läuten ab.
    »Was ist das für eine Nummer?«, fragte ich.
    »Also, nur damit du ein Bild hast«, kam es mit genüsslicher Lässigkeit, »ich liege im Moment auf einem mindestens
    dreitausend Dollar teuren Designer-Liegestuhl am Rand eines 69
    wenigstens hundert Fuß langen, unglaublich blauen Pools. In dem gepflegten Palmengarten ringsum hat es echte Flamingos
    – du weißt schon, diese rosa Vögel, die auf einem Bein stehend schlafen und zu dumm sind, um herauszufinden, dass eine
    Mauer kein Hindernis für sie ist. Wenn ich mit dem Finger schnippe, kommt ein Roboter her, der den ganzen Tag in
    gebührendem Abstand hinter mir her rollt, damit ich jederzeit die Auswahl aus sage und schreibe siebenundzwanzig
    verschiedenen Sorten Mineralwasser habe, selbstverständlich alle gut gekühlt. Ein nettes Spielzeug. Sieht ein bisschen aus wie R2D2 aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter, wenn du dich erinnerst. Und so weiter. Na, was sagst du dazu?«
    »Drogenhandel«, sagte ich. »Oder Erpressung. Jedenfalls
    keine Erhöhung des Ruhestandssolds.«
    Er lachte. »Darauf kannst du aber einen lassen. Nicht mal ein Hundert-Sterne-General könnte sich so eine Bude hinstellen.«
    Ein sehnsüchtiger Seufzer. »Tja, ließe sich aushalten hier. Aber die profane Wahrheit lautet: Es ist nur ein Arbeitsplatz. Seit ein paar Jahren betreibe ich nämlich ein kleines Gewerbe – passe auf Häuser auf, deren Besitzer verreist sind, füttere ihre Hunde und Katzen, gieße Blumen und so weiter. Ist eine stinkreiche Gegend hier, in der es für böse Buben viel zu holen gibt. Da ist mein bescheidenes Honorar gut angelegtes Geld.« Ich konnte ihn grinsen hören. »Ich bin jetzt im Haus eines neuen Kunden, der mich erst gestern beauftragt hat, absolut kurzfristige Sache.
    Geht auch nur bis Freitagabend, leider. Jedenfalls, ich traue meinen spitzohrigen Schutzengeln nicht zu, dass sie so schnell schalten. Du?«
    »Auch nicht.«
    »Und was hast du zu bieten?«
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    »Ein Mobiltelefon für Prepaid-Karten, das ich einem
    Touristen abgekauft habe. Keine Namen, keine Fragen.
    Niemand kann mir diese Nummer zuordnen.«
    »Alles klar. Dann können wir ja jetzt zum verschwörerischen Teil des Gesprächs übergehen.«
    Es war, als wäre keine Zeit vergangen. Als hätten wir uns erst gestern voneinander verabschiedet und nicht vor einer halben Ewigkeit, an einem sonnigen Nachmittag auf einem
    Parkplatz voller Geheimdienstleute und Autos, als keiner erfahren durfte, wohin der andere gebracht wurde.
    Mein seltsamer Verfolger kam mir plötzlich völlig irreal vor, wie ein schlechter Traum. Ich musste mich formlich dazu
    zwingen, Gabriel davon zu erzählen.
    »Hmm«, meinte er »Asiate, sagst du? Hier gibt's naturlich eine Menge Leute, auf die deine Beschreibung passen würde, aber das sind alles

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