Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
Vom Netzwerk:
Silicon-Valley-Exilanten Wenn die mit mir reden, dann bloß, weil sie wollen, dass ich ihre Hauser hüte und ihre tropischen Zierfische auf der richtigen Temperatur halte.«
    »Ich frage mich, ob er ein Agent ist«, sagte ich.
    Gabriel ließ ein verächtliches Schnauben hören. »Wurde ein Agent allein kommen? Würde er sich so dämlich anstellen?
    Wenn der chinesische Geheimdienst dahinter stecken würde, wurden sie dir zwölf Dutzend Muskelmänner auf den Hals
    schicken, die dich fortschleppen, und fertig.«
    »Die können ja noch kommen.«
    »Ach was. Das ist ein Journalist, der irgendwas
    aufgeschnappt hat und jetzt die Story seines Lebens wittert.
    Weiter nichts.«
    71
    »Wenn Reilly davon Wind bekommt, sitze ich trotzdem
    schneller in einem Bomber westwärts, als ich mich umschauen kann.«
    »Ich hab ein Zimmer für dich frei, wenn du möchtest. Kein Witz. Ich hab Platz ohne Ende.«
    Einen Moment war ich versucht, doch dann fiel mir ein,
    warum das nicht funktionieren würde. »Nur weil sie euch eure Telefonate durchgehen lassen, heißt das noch lange nicht, dass sie zusehen, wie wir einen Veteranenklub gründen..«
    »Mir würd's schon reichen, wenn du irgendwo wärst, wo
    man mit dem Auto hinfahren kann. Irland ist ein bisschen weit und stell dir vor, was los wäre, wenn einer von uns am
    Flughafen durch den Metalldetektor geht! Die würden
    ausflippen..«
    »Nicht nur die.« Verdammt, es tat gut, wieder mit ihm zu reden. Mit jemandem zu reden, der Bescheid wusste. Der
    wirklich verstand, wie einem zu Mute war.
    »Hey«, meinte er mit spürbarer Begeisterung, »das bleibt unter uns. Schlitzauge Gomez hat mich besucht. Ist zwei, drei Jahre her. Eines Morgens stand er plötzlich vor der Tür. War wirklich nett, fast wie in alten Zeiten. Was halt empfindlich gefehlt hat, war das Bier. Er lebt jetzt in Texas. Seit 'nem Jahr machen seine künstlichen Gelenke Probleme. Sein Auto hat er nicht mehr, und sie sagen, er muss zurück in die Klinik. Ich denke, ich fahr' demnächst mal hin. Scheiß auf die
    Vorschriften.«
    »Sag ihm Grüße von mir.«
    »Du kannst ihn selber anrufen, Sportsfreund.« Er nannte mir die Telefonnummer, und ich legte sie in meiner Datenbank ab.
    Das ist einer der Vorteile, die ich im Alltag habe. Ich brauche kein Notizbuch.
    72
    »Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich vor allem Reilly anrufen sollte«, gestand ich.
    Gabriel seufzte abgrundtief. »Dich haben sie wirklich gut hingetrimmt, Junge Reilly? Du machst dir Sorgen, und dann kommst du ausgerechnet auf die Idee, mit Papa Froschgesicht Reilly reden zu wollen?«
    »Immerhin bin ich auf die Idee gekommen, zuerst mit dir zu reden.«
    »Na bravo. Anlass zur Hoffnung. Und Gelegenheit, dir das mit Reilly auszureden. Wenn ich nur dran denke, wie er immer kommt und breitarschig auf meinem Sofa hockt und du nicht weißt, sagt er gleich >Sohn< zu dir oder packt er ein Pornomagazin aus?«
    »Ach komm So übel ist er nicht.«
    »Du siehst ihn nicht so oft wie wir. Was sehr fürs Ausland als Wohnsitz spricht, wenn ich es mir recht überlege. Also lass dir von einem geplagten Mann sagen, dass Lieutnant Colonel George M. Reilly keine Vertrauensperson ist, sondern ein verklemmter alter Sack.«
    »Nur weil seine Frau ihn verlassen hat, heißt das doch nicht, dass er...«
    »Nur eine Geschichte. Nur eine. Die sagt in meinen Augen alles. Du erinnerst dich, dass Reilly voll auf Bluesmusik abfährt? Auf die jammernden alten Neger mit ihren
    verstimmten Gitarren, richtig? Zur Hölle, er ist im Sommer '86
    hundert Meilen gefahren für eine Platte von Mance Lipscomb; ich würde schon sagen, der Mann liebt den Blues. Aber er steht nicht dazu, der feige Hund. Er macht zu Hause alle Fenster zu und setzt Kopfhörer auf, wenn er Muddy Waters hören will. Er hat mir damals erzählt, dass seine Kollegen und Vorgesetzten 73
    nichts davon wissen sollen, weil, das sind alles weiße
    Südstaatler, die nur Hank Williams gelten lassen.«
    »Find ich plausibel.«
    »Ja, fand ich damals auch; schließlich kannte man die Typen ja. Aber jetzt kommt's: Inzwischen hat Reilly einen Schwarzen als Vorgesetzten. Den kennst du noch, glaube ich, Luther Torrance?«
    »Holla. Steile Karriere.«
    »Na, das war doch klar. Major General, und da wird sicher noch nicht Schluss sein. Bloß, was erzählt Reilly mir, als er mich neulich heimsucht? Wenn er jetzt mit seiner Vorliebe für Blues rausrückt, meint er, dann würde es so aussehen, als wolle er sich anbiedern! Was sagst du dazu? Der

Weitere Kostenlose Bücher