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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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Mann ist
    doppelbödig durch und durch. Bei jedem Furz überlegt er, welche Auswirkungen das auf seine Karriere hat. So einem darfst du nicht weiter trauen, als du ihn werfen kannst.«
    »Hmm.« Ein Piepsen im Hörer machte mich darauf
    aufmerksam, dass das Guthaben der Gebührenkarte erschöpft war. Ich unterbrach das Gespräch, um eine neue Karte
    einzulegen, und rief sofort wieder an.
    »Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde?«, meinte
    Gabriel, durch die Unterbrechung aus seinem Redefluss
    gebracht. »Die Sache verschweigen, oder sie allein bereinigen.
    Was kann der Typ denn machen, wenn du ihn dir schnappst
    und aus ihm herausprügelst, was er will? Was kann
    irgendjemand machen?«
    »Ja«, nickte ich. »Das ist wahr.«
    »Darauf kannst du einen lassen, dass das wahr ist. Wozu hat Uncle Sam all das Geld in uns investiert, frag ich dich?«
    »Das frag ich mich auch oft.«
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    »Ich sag dir, das ist bloß ein Journalist, der einfach geil ist auf eine Schlagzeile. Den zerlegst du mit einer Hand, wenn es sein muss.«
    »Schon.« Ich holte tief Luft, glaubte jede Muskelfaser
    meines Brustkorbs zu spüren und fühlte mich bereits fast wieder Herr der Lage. »Aber was mache ich danach mit den Einzelteilen?«
    »Die verfütterst du an die Fische.« Mein Telefon piepste schon wieder. »Saugt enorm, so ein Überseegespräch, was?«, meinte Gabriel. »Ich kann dir leider nicht anbieten,
    zurückzurufen. Abgesehen vom Abrechnungstechnischen wäre deine Nummer auf alle Ewigkeit in der Telefonanlage hier gespeichert...« Er klang plötzlich traurig. »Aber ruf doch mal wieder an und lass uns über die alten Zeiten reden, okay?
    Vierzehn Jahre sind verdammt lang.«
    »Mach ich«, versprach ich.
    »Und lass dich nicht unterkriegen, Duane, hörst du?«
    »Versprochen«, konnte ich noch sagen, ehe die Verbindung gekappt wurde.
    Ich holte die verbrauchte Karte aus dem Gerät und schnitt sie ebenso wie die andere in feine Schnipsel für den Müll. Morgen würde ich mir an der Tankstelle zwei neue Karten besorgen, wenn ich ohnehin zum Supermarkt ging, um meine Einkäufe
    abzuholen.
    Das Gesprach mit Gabriel hatte gut getan. Ich fühlte
    Zuversicht und Entspannung, als ich die Vorhänge trotzig wieder aufzog. Am Himmel ballten sich Regenwolken wie
    zerknüllte graue Bettwäsche, tief hängend und schwer. Die Gasse lag verlassen, soweit mein Blick reichte.
    Doch auf einmal schien er verschwunden, mein Verfolger.
    Auf meinem Stadtgang am Montag hielt ich regelrecht
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    Ausschau nach ihm, entdeckte ihn aber nirgends. Mir war fast, als hatte ich ihn mir nur eingebildet.
    Am späten Dienstagnachmittag, mehr oder weniger auf den
    letzten Drücker, ging ich in die Bibliothek, um meine fälligen Bücher zurückzugeben. Ich hatte einem der Romane eine
    zweite Chance gegeben, hauptsächlich weil er im früheren Irland spielte, und er hatte sie genutzt. Zum Schluss hatte ich Zeit und Raum vergessen und erst als ich das Buch zuklappte bemerkt, wie spät es geworden war. Wunderbar.
    Die Bibliothek ist ein kleiner grauer Bau in der Green Street, etwas unterhalb der Kirche St. Mary's. KERRY COUNTY
    COUNCIL – Dingle Library steht außen, zusammen mit einem geheimnisvollen Pendant in Galisch, LEABHARLANN AN
    DAIN GIN – Worte, die ich jedes Mal aufs Neue fasziniert mustere. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von halb elf bis halb zwei und von halb drei bis fünf. Besonders letztere Uhrzeit ist für mich wichtig, denn an Tagen, an denen Bücher fällig sind, wird es bei mir aus Gründen, die ich nicht völlig durchschaue, immer spät.
    Mrs Brannigan schenkte mir ihr wohlwollendstes
    Bibhothekarinnenlächeln, als ich mit meiner Umhängetasche durch die dunkle Kassettentür trat. Zwei Kinder, ein blondes Mädchen in einem verwaschenen blauen Sweatshirt und einem knielangen Rock und ein sommersprossiger, etwas
    aufgeschwemmt wirkender Junge mit frechem Grinsen, waren vor ihrer Theke damit beschäftigt, einen ausgestopften Fuchs behutsam aus einer Schachtel zu befreien, in der er durch allerhand dazwischengestopfte Stoffreste und anderes
    Füllmaterial vor Beschädigungen geschützt worden war. Es war ein prachtvolles Exemplar. In der Bibliothek steht, verteilt auf hoch an den Wänden angebrachten Regalbrettern, von
    Mäusen über Hasen bis hin zu Jagdfalken ein ganzer Zoo
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    ausgestopfter Tiere, alle von Mister Brannigan präpariert, vor seiner Krankheit ist das sein Hobby gewesen. Ausgeliehen werden sie ausschließlich an

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