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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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hin bin, um sie zu holen, war die Haustür aufgebrochen, die ganze Wohnung durchwühlt, jede
    Schublade, jedes Regalbrett. Ein einziges Chaos. Jemand hat etwas gesucht, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Und ich wette, das, was er sucht, ist dieser Ordner.«
    Ich merkte, dass ich unwillkürlich den Atem angehalten
    hatte, und atmete erst mal aus. Das klang nicht nach mir. Als ich die Wohnung verlassen hatte, war sie in tadellosem Zustand gewesen. Dieser Einbruch musste vergangene Nacht
    stattgefunden haben.
    205
    »Vielleicht waren die Kopien nicht vollständig«, schlug ich als Erklärung vor, eigentlich nur, um überhaupt etwas zu sagen.
    »Wie sieht man Kopien so etwas an?«
    Ich hob die Schultern. »Fehlende Seitenzahlen? Keine
    Ahnung.«
    »Der springende Punkt ist doch«, meinte Finnan unduldsam,
    »dass, wer auch immer dahinter steckt, er jedenfalls genau weiß, dass es diesen Ordner gibt.« Er schob ihn mir hin.
    »Warum? Was soll das Ganze?«
    Ich musterte das oben liegende Blatt, das Itsumi
    offensichtlich für persönliche Notizen eingeheftet hatte. Duane Fitzgerald stand da, dann ein Pfeil. Boston. Brian Marconi, Friedhofsverwalter. Schickt Rechnungen für Grabpflege Eltern nach Dingle, Irland, postlagernd. So also hatte er mich aufgespürt. Ganz schön trickreich, dieser Mister Itsumi.
    Darunter standen noch ein paar Dinge, die mir im Moment
    nichts sagten, unter anderem, dreimal unterstrichen und mit dicken Fragezeichen versehen, die Worte DRAGON BLOOD.
    Nie gehört. Ich blätterte um und fand eine Adressenliste von uns allen, Stand etwa Anfang der Neunziger, komplett mit Telefonnummern. Bis auf die Adresse von Forrest DuBois
    waren alle durchgestrichen und mit dem Vermerk unbekannt verzogen versehen. Bei Forrest stand ein Datum, das etwa drei Wochen zurücklag, und eine Uhrzeit. Sah aus, als hätte Itsumi ihn erreicht.
    Was er ihn wohl gefragt hatte? Ich nahm mir vor, bei
    nächster Gelegenheit selber anzurufen und zu fragen.
    Ich blätterte die Seiten aus der technischen Dokumentation nur flüchtig durch. Das kannte ich sozusagen alles auswendig.
    Doch anders als ich erwartet hatte, beschränkte sich der Inhalt des Ordners nicht darauf. »Hier haben Sie es«, sagte ich zu 206
    Finnan. »Eine Menge Seiten, auf denen der
    Geheimhaltungsvermerk fehlt. Wahrscheinlich hat Itsumi
    geglaubt, dass er damit etwas anfangen kann.«
    »Und warum fehlt der Geheimhaltungsvermerk?«, fragte
    Finnan zurück.
    »Keine Ahnung. Schlamperei, vielleicht.« Ich blätterte in den Unterlagen, versuchte zu verstehen, worum es darin ging.
    Die hatte ich jedenfalls noch nie gesehen. Es waren
    Memoranden aus den achtziger Jahren, teilweise auf das
    interne Briefpapier des Projekts, teilweise auf schlichtes weißes Papier geschrieben. Es ging um Ergebnisse von
    Belastungstests. Jemand kritisierte den Einbau der Implantate vor eingehenderen Untersuchungen der langfristigen
    Verträglichkeit, warnte vor gesundheitlichen Spätfolgen und Risiken und verlangte eine Verschiebung von Phase II um
    mindestens fünf Jahre. Geschrieben 1988 von einem Professor Doktor Nathaniel Stewart. »Das war der wissenschaftliche Leiter, als ich dazugekommen bin«, erläuterte ich. »Ein
    sympathischer Mann, allerdings schon damals nicht mehr der Jüngste. Er schied ein halbes Jahr später altershalber aus, und danach habe ich, ehrlich gesagt, kaum noch durchgeblickt, wer eigentlich wofür verantwortlich war.«
    Finnan schüttelte den Kopf. »Er ist nicht altershalber
    ausgeschieden«, sagte er. Er deutete auf die Papiere. »Blättern Sie ein paar Seiten weiter. Da finden Sie es.«
    Ich blätterte ein paar Seiten weiter und fand es. Der
    Kohledurchschlag von Professor Stewarts Rücktrittserklärung, von ihm eigenhändig unterschrieben.
    »Hiermit lege ich, Prof. Dr. med. Nathaniel Jefferson Stewart, die Leitung des Projekts >Steel Man< mit sofortiger Wirkung nieder. Der Hauptgrund hierfür ist, dass ich die auf politischer Ebene getroffene Entscheidung, das Projekt im Hinblick auf 207
    einen sich anbahnenden Krieg gegen den Irak zu
    beschleunigen, nicht vor meinem Gewissen verantworten kann.
    Die im Rahmen von >Steel Man< entwickelten Technologien befinden sich nach wie vor im Experimentierstadium. Sie ohne weitergehende Tierversuche und ohne eingehendere
    Untersuchungen ihrer langfristigen Verträglichkeit bereits jetzt bei Menschen einzusetzen ist nach meinem Dafürhalten in höchstem Maße verantwortungslos, ja sogar inhuman. Zum gegenwärtigen

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