Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
Vom Netzwerk:
Einheit
    ausgedruckt, gefolgt von etwas, das laut Überschrift
    MEDICAL CONGRUENCE hieß, eine Zahl mit drei Stellen
    210
    hinter dem Komma, die bei mir 0.988 betrug und nach der, wie ich jetzt bemerkte, die Liste sortiert war. Der Grad der medizinischen Eignung für das Projekt Steel Man, durfte man annehmen.
    Den Schluss jeder Zeile bildete eine Reihe von
    Minuszeichen, hier und da von einer Ziffer unterbrochen. Ich studierte die Kopfzeile der Tabelle. RELATIVE stand da und darunter folgende Buchstaben: WI, CH, PA, BS, GP, OT. Bei mir war genau unter dem PA die Zahl 2 gedruckt. Und diese Zahl wiederum – jede Zahl eigentlich hinter den ersten zehn Einträgen der Liste, insgesamt drei davon gab es – war mit Rotstift eingekringelt. Darunter stand ein handschriftlicher Vermerk. Regeln Sie das. Und eine Unterschrift, die ich sofort erkannte.
    Ich zögere, den Namen des Mannes zu nennen. Dies hier ist brisant genug. Sagen wir im Moment nur das: Er ist mächtig.
    Der Geheimdienst tut, was er sagt. Der Präsident hört auf ihn.
    Eine Menge Leute gehen davon aus, dass er einmal dessen
    Nachfolger wird.
    Und dieser Mann war damals maßgeblich am Projekt Steel Man beteiligt gewesen? Das hatte ich nicht gewusst.
    »Was heißt das?«, fragte ich.
    Finnan tippte mit dem Finger auf die Buchstaben. »WI. Wife.
    Ehefrau. CH. Children. Kinder.«
    Ein Entsetzen erfasste mich, so bodenlos, dass ich im ersten Augenblick glaubte, das Gefühl in den Tiefen meines Bauchs käme von einer jäh leckgeschlagenen, auslaufenden
    Nuklearbatterie. »PA. Parents. Eltern, mein Gott...!«
    Ich betrachtete das Datum in der Kopfzeile des
    Computerausdrucks noch einmal. Mir schwindelte. Das konnte nicht wahr sein...
    211
    »SELECT-6M«, sagte Finnan. »Ich nehme an, das hier ist
    die Auswertung, wer medizinisch für das Projekt Steel Man infrage kommt, oder?«
    »Ja«, nickte ich. »Sie sind alle da.«
    Und wie immer man die MEDICAL CONGRUENCE
    ausgerechnet hatte, es war eine verdammt aussagekräftige Zahl: Die fünf Cyborgs, die noch am Leben waren, belegten auch die ersten fünf Plätze der Liste. Die Männer, die im Lauf des Jahres 1990 gestorben waren, weil sie die schweren
    Eingriffe nicht überstanden oder die Implantate nicht ertragen hatten, fanden sich alle irgendwo weiter unten.
    »Welche?«, fragte Finnan.
    Ich zeigte auf die Namen. Und dabei sah ich endlich, was hier stand. »Dieser medizinische Wert macht nach der vierten Zeile einen Sprung. Nur die ersten sind besser als 0.98, alle anderen sind 0.95 oder schlechter. Von denen hat man nur die genommen, die keine Familie hatten. Aber bei uns scheint es...« Ich deutete auf das Datum des Ausdrucks. »Eine Woche später ist meine Mutter gestorben, an einem Herzinfarkt, hieß es. Sie lebte damals schon lange von mir und meinem Vater getrennt, wir haben nur die Nachricht bekommen, und Vater musste sie beerdigen lassen. Zehn Tage danach ist er – er war Feuerwehrmann – bei einem Hotelbrand ums Leben
    gekommen.«
    Ich deutete auf die erste Zeile. Gabriel Whitewater. »Seine ganze Familie ist zur gleichen Zeit ermordet worden, während eines Kampfes rivalisierender Drogendealer, hieß es.« Und dann war da noch, in der vierten Zeile, Juan Gomez. Unter PA stand eine 1. »Und er hier hat mal erzählt, dass es ihn
    gewundert hat, wie plötzlich sein Vater gestorben ist. Er sei noch rüstig gewesen, immer hinter den Frauen her und so
    212
    weiter, und eines Morgens habe er einfach tot im Bett gelegen.
    Wann das passiert ist, weiß ich allerdings nicht.«
    »Morde im Auftrag der Regierung?«, sprach Finnan aus, was mir nicht über die Lippen wollte. »Man brauchte diese
    Kandidaten mit den hohen Punktzahlen so unbedingt, dass man ihre lästige Verwandtschaft aus dem Weg räumte?« Er stieß angehaltenen Atem mit einem unheilvollen Pfeifgeräusch aus.
    »Wenn das stimmt, dann ist es keine fremde, unbekannte
    Macht, die hinter diesen Unterlagen her ist. Dann sind das Ihre eigenen Leute, Mister Fitzgerald.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.« Ich starrte die roten Kringel an, die lapidaren Worte in dieser fahrigen Handschrift, und wartete auf einen Einfall, wie all dies anders zu erklären sein mochte. Vergeblich.
    Finnan schwieg. Bridget auch. Mir fiel plötzlich wieder ein, was zu tun war.
    Ich faltete das angegilbte Computerpapier zusammen und
    klappte den Ordner zu. »Wie auch immer«, sagte ich und sah sie an, »Sie sind in Gefahr. Ich denke, das Beste wird sein, ich nehme

Weitere Kostenlose Bücher