Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
Vom Netzwerk:
Nebelwelt herrschte stets Winter.
Schnee, Eis und Nebel breiteten sich unter einer blassen roten Sonne aus. Nirgendwo erblickten Lewis und
seine Gefährten Spuren von Leben. Brett blies sich in
die Hände und rieb sie heftig aneinander.
»Ich hasse die Kälte! Sie ist unnatürlich in unserem zivilisierten Zeitalter der Wettersteuerung. Ich
spüre richtig, wie mir die Eier einschrumpfen.«
»Alles in allem zu viele Informationen, Brett«,
sagte Jesamine.
Brett fuhr trotzdem fort. Er war niemand, der sich
jemals bremsen ließ, wenn sich die Gelegenheit dazu
ergab, ordentlich zu jammern. »Ich dachte, Schwejksam würde mit uns herabfliegen. Warum ist er nicht
hier? Weiß er etwas, was wir nicht wissen?«
»Er war vor über zweihundert Jahren schon mal
hier«, sagte Lewis und blickte sich in den kreiselnden Nebelschwaden geistesabwesend um. »Er gehörte zur Invasionsstreitmacht der Eisernen Hexe. Nebelweltler haben ein langes Gedächtnis, und sie neigen dazu, ihre Ressentiments zu pflegen. Kennt Ihr
nicht die eigene Geschichte?«
»Ich bin nur gelegentlich zur Schule gegangen«,
räumte Brett ein.
»Na, da bin ich aber überrascht!«, mischte sich Jesamine ein. »Passt lieber auf, Schleimbeutel: damals,
als Schwejksam nur Kapitän in Löwensteins Flotte
war, ist das Militär in Nebelhafen einmarschiert, hat
Hunderttausende Menschen massakriert und einen
großen Teil der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Für
uns ist Johann Schwejksam eine Legendengestalt.
Für die Nebelweltler ist er ein Kriegsverbrecher, der
davongekommen ist. Warum möchtet Ihr Schwejksam überhaupt hier unten haben? Ihr wisst sehr gut,
dass er Euren Anblick nicht erträgt.«
»Es kann nie schaden, einen legendären Kämpfer
zur Seite zu haben«, behauptete Brett düster. »Besonders, wenn Verhandlungen anstehen.«
»Zweihundert Jahre, seit Schwejksam zuletzt hier
war«, sagte Lewis nachdenklich. »Man vergisst allzu
leicht, wie alt er wirklich ist. Was er alles gesehen,
was er alles getan hat... Für ihn sind unsere Legenden
Erinnerungen. Er ist wahrscheinlich der einzige lebende Mensch, der tatsächlich mit der Eisernen Hexe
persönlich gesprochen hat. Er war dabei, und das
während der ganzen Epoche, deren Erinnerung Robert und Konstanze später unterdrücken ließen. Ich
wette, er könnte einige unglaubliche Geschichten
erzählen, falls wir ihn nur dazu brächten, sich ein
wenig zu öffnen.«
»Ich denke nicht, dass er sich erinnern möchte«,
wandte Jesamine ein. »Ich glaube nicht, dass ihm
gefällt, wer er früher war. Dass ihm die Dinge gefallen, die sein altes Selbst tun musste.«
»Hat etwas für sich«, räumte Lewis ein. »Die Legenden stellen ihn als ehrenhaften Mann dar, aber
nicht mal die Legenden können verbergen, dass er...
auch Zweifelhaftes getan hat.«
Brett schniefte lautstark. »Dann sollte er sich hier
auf Nebelhafen wie zu Hause fühlen. Sie haben ihre
gesamte Kultur darauf aufgebaut, dass sie Diebe,
Schläger und Gesetzlose sind.«
»Sie verstehen auch eine Menge vom Töten«, warf
Rose ein.
»Du darfst hier nichts anfangen, Rose!«, erklärte
Brett streng. »Lewis, sagt ihr, dass sie hier nichts anfangen darf!«
»Das riskiere ich nicht«, lehnte Lewis ab.
»Rose ist Euer Problem, Brett«, sagte Jesamine.
»Ihr seid es, der mit ihr schläft, was für meine Begriffe das Tapferste ist, was ihr jemals getan habt.«
»Ihr habt ja keine Ahnung«, sagte Brett.
Sie standen noch einige Zeit in der Kälte und stampften mit den Füßen auf den Landeplatz, damit der
Kreislauf in Gang blieb. Sie alle trugen schwere Pelze,
die man ihnen auf der Verwüstung gegeben hatte, aber
die Kälte schnitt wie ein bitteres Messer hindurch.
Brett hatte außerdem Echsenhautstiefel an und Rose
einen schönen neuen Umhang aus Echsenhaut. Keiner
erwähnte ihren früheren Gefährten und ausgewiesenen
Verräter, das Echsenwesen namens Samstag.
»Wozu die Verzögerung?«, fragte Jesamine ärgerlich. »Sie wussten doch, dass wir kommen. Verdammt, sie haben unser Schiff heruntergelotst!«
»Sie überprüfen uns wohl aus sicherer Entfernung
mit Scannern und Espern«, überlegte Lewis. »Stellen
sicher, dass wir die sind, die wir zu sein vorgeben, und
dass wir keine versteckten Waffen oder verbotenen
Implantate tragen. In Nebelhafen hat man guten Grund,
sich vor trojanischen Pferden zu schützen; vor langer
Zeit stand eine gehirngewaschene Esperin namens Typhus-Marie kurz davor, die ganze Stadt

Weitere Kostenlose Bücher