Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Wort von den Lippen
ablasen und ihn mit großen Augen voller Verehrung
anblickten. Er war alt genug, um ihr Vater zu sein,
oder doch zumindest beinahe, und er wusste nie so
recht, ob ihr ständiges Flirten wirklich so beiläufig
zu deuten war, wie es schien. Nicht, dass er irgendetwas in dieser Hinsicht unternommen hätte, natürlich nicht! Es lag lange zurück, dass er im Bett mal
was anderes getan hatte als zu schlafen. Zumindest
hatte er es sich verbeten, dass sie ihm in der Öffentlichkeit in den Hintern kniffen.
Er entschied, dass er nun genug Luft - oder was im
Slum dafür durchging - geschnappt hatte, und kehrte
wieder ins Hotel zurück. Alessandra und Joanna
wünschten ihm gute Nacht, warfen ihm Kusshände zu
und bezogen Stellung vor der Tür. Das war das Äußerste an Distanz, was sie ihm zubilligten. Ursprünglich hatten sie mal am Fußende seines Bettes schlafen
wollen, um ihn auch sicher gegen nächtliche Angriffe
verteidigen zu können, aber das hatte er sehr entschieden abgelehnt. Esper betrachteten das Thema
Privatsphäre mit notorischer Lässigkeit, aber Douglas
hielt es da anders. Alessandra forderte ihn auf, es laut
zu sagen, falls er in der Nacht irgendetwas brauchte,
und er schloss die Tür sehr entschieden vor ihrer Nase. Gerade war er im Sessel zusammengesunken, als
jemand kurz anklopfte und Nina Malapert hereingeschneit kam. Douglas konnte nicht umhin zu lächeln.
Ihre grenzenlose Energie und ihr niemals endendes
Lächeln munterten ihn einfach immer wieder auf.
»Hast du bei der Konferenz irgendwas vergessen,
Nina?« »Als ob das möglich wäre, Schatz! Ich bin
immer hundertprozentig vorbereitet und professionell, das weißt du doch. Nein, ich wollte nur mal
kurz hereinblicken und nachsehen, ob mit dir alles
okay ist. Du hast während der Konferenz einen unübersehbar niedergeschlagenen und missmutigen Eindruck gemacht.«
Douglas seufzte schwer. »Ich gebe mir Mühe, eine
optimistische Miene zu zeigen, aber Tatsache ist nun
mal, dass wir nicht annähernd so gute Fortschritte
machen, wie es nötig wäre. Wir können unser Gebiet
nicht laufend vergrößern, um mehr Flüchtlinge aufzunehmen, ohne dass Finn irgendwann nicht mehr
anders kann, als zurückzuschlagen. Und ich denke
nicht, dass wir schon bereit sind für einen ausgewachsenen Krieg.«
»Finn ist nicht so dumm, dass er etwas anfängt,
ohne sich des Sieges sicher zu sein«, wandte Nina
lässig ein und setzte sich auf die Armlehne des Sessels. »Falls er seine Truppen in einen Frontalangriff
wirft und wir ihm in den Arsch treten, wird er sich
mit Aufständen auf allen Planeten des Imperiums
konfrontiert sehen.«
»Du vergisst die Materiewandler. Solange Finn sie
kontrolliert, hält er damit jedermann die Pistole an
den Kopf.«
»Ach, puuh, vergiss die Maschinen! Du wirst dir
schon eine Möglichkeit ausdenken, sie aufzuhalten.
Das tust du doch immer.«
Sie schwatzte munter weiter, und Douglas duldete
es. Er genoss ihre Gesellschaft, als Ratgeberin wie
als Freundin. Sie war immer so lebhaft, so voller
Energie und praktisch. Er wusste gar nicht, was er
ohne sie hätte tun sollen. Nina ... war gut für ihn.
Und sie hatte Grips hinter all dem Geschnatter. Sie
half, die Ausfälle der Rebellen in die äußere Stadt zu
planen, und arbeitete dabei mit den Informationen,
den Fakten und den Gerüchten, die ständig von den
diversen Korrespondenten eingingen. Sie hatte inzwischen ihre Leute überall, und die Nachrichtensite
lief vierundzwanzig Stunden am Tag, ungeachtet aller Maßnahmen Finns, sie abzuschalten. Douglas
fand toll, was Nina tat.
»Oh! Oh! Beinahe hätte ich es vergessen!«, sagte
sie unvermittelt und schlug wie ein Kind die Hände
zusammen. »Wir haben schließlich die Bestätigung
erhalten, dass die beiden Flotten aufeinander geprallt
sind und eine Schlacht ausgetragen haben, und dass
sich Finns Flotte Lewis ergeben hat!«
Douglas setzte sich kerzengerade auf. »Wie zum
Teufel konntest du etwas so Wichtiges vergessen?«
»Sei doch nicht so ein Nörgler, Douglas! Wenn du
weiter so finster guckst, bekommst du noch Falten.
Ich wusste doch, dass ich einen Grund hatte, um
wieder hereinzukommen; er war mir nur kurz entfallen. Jedenfalls haben wir einige tolle Schlachtenbilder erhalten, auch mit Lewis, wie er einige Sachen
anstellt, die du einfach nicht glauben wirst, aber ...
die ganz große Nachricht lautet: die vereinte Flotte
ist unterwegs nach Logres!«
»Eine Exklusivstory«,
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