Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
ersetzte
das nichtssagende Lächeln der regulären Sprecherin,
und Ninas Stimme ertönte laut und glücklich und
völlig unbesorgt, wie der Hauch einer frischen Brise
in einem Schlachthof.
»Hallo wieder mal, ihr Lieben! Hier spricht Nina
Malapert, Stimme und Gesicht der bevorstehenden
Rebellion! Wisst ihr was? König Douglas ist zurück,
und Mann, ist der sauer auf Finn! Derzeit stellt der
wahre König eine Armee auf, die den so genannten
Imperator vom geraubten Thron zerren wird, und der
König möchte euch mitteilen, dass die Sache sehr
bald in Gang kommt. Rechnet mit offenen Ausbrüchen von Abspaltung, Rebellion und einfach nur
schlichter Verrücktheit auf ganz Logres und besonders in Parade der Endlosen. Die Rebellion hat begonnen, so viel ist offiziell, und ihr habt als Erste davon erfahren! Und hier folgt jetzt ein ganzer
Schwung von Nachrichten, die ihr nach Ansicht
Finns und seiner Kreaturen nicht erfahren solltet.«
An dieser Stelle folgte eine lange Reihe von Nachrichten. Sie drehten sich um Dinge, die Finn angeordnet hatte oder zu tun plante, und das meiste davon sollte eigentlich streng geheim bleiben. Manches
davon überraschte sogar Diana. Weitere Meldungen
folgten und drehten sich um die Dinge, die schiefgingen, weil man Finn nicht mit alltäglichen Problemen belasten konnte und sich seine Leute dementsprechend auch nichts daraus machten. Und
noch mehr Meldungen über all den Murks und die
allgemeine Unfähigkeit von Finns Herrschaft. Diana
fing gerade an, richtig Spaß zu haben, als Ninas Gesicht und Stimme plötzlich von der überlegenen Tech
des Nachrichtensenders vom Bildschirm gefegt wurden. Eine Mitteilung wurde eingeblendet: Das Programm wird in Kürze fortgesetzt!, also setzte Diana
ihren Weg zum Slum fort.
Es war gut zu wissen, dass Douglas Feldglöck
schließlich doch seinen königlichen Arsch hochbekam und wieder tätig wurde. Sie hatte sich schon gefragt, ob sie seiner Motivation erst einen Kickstart
verpassen musste, und einige ihrer Ideen dazu waren
besonders unerfreulich ausgefallen. Aber immerhin
hatte sie als Diana Vertue oder als Johana Wahn nie
gezögert, das Nötige zu tun - egal wie abscheulich,
egal wer vielleicht zu Schaden kam, und sei es sie
selbst. Sie hatte ihre Lektionen in den Folterzellen
des alten Imperiums gut gelernt, damals in Silo
Neun, auch die Hölle des Wurmwächters genannt.
Die Rebellion brauchte ein Leitbild, und Diana
wusste von jeher, dass sie selbst das nicht verkörpern
konnte. Sie war vielleicht eine offizielle Legendengestalt, aber die Leute brauchten einen Anführer, in
dessen Gesellschaft sie sich wohlfühlten, und vorzugsweise einen, der nicht das Wort Wahn im Namen trug. Niemand zweifelte an Dianas kämpferischen Fähigkeiten, aber sie gab jederzeit bereitwillig
zu, dass sie den Umgang mit Menschen nicht zur
Vollendung entwickelt hatte. Nein, Douglas machte
das bestimmt prima. Wenn man ihn richtig unterstützte und führte.
Sie überquerte zuversichtlich die Grenze zum
Slum, und die Wachleute der Militanten Kirche, die
dort Dienst schoben, unternahmen nicht mal den
Versuch, sie aufzuhalten. Sie hatte den Abstoßungseffekt aufgehoben, damit man sie sehen konnte, und
ihre Kraft knisterte rings um sie in der Luft. Die
Wachleute konnten gar nicht schnell genug Reißaus
nehmen. Manche bekreuzigten sich sogar im Laufen.
Auch etliche unschuldige Bürger gaben Fersengeld,
auf beiden Seiten der Grenze. Diana Vertue lächelte.
Schön zu wissen, dass sie immer noch Eindruck
machte. Sie blieb stehen und blickte sich um.
Sie musste jetzt eine andere Art von Eindruck machen. Etwas Dramatisches, passend für die Rückkehr
einer alten Legende. Sie brauchte nur einen Augenblick, um mit ihren suchenden Gedanken einen Elfensklaven zu entdecken, einen unscheinbaren kleinen Mann, der unauffällig vor einer Tür herumlungerte. Diana ging schnurstracks auf ihn zu, hielt gedanklich seine Beine fest, als er ausreißen wollte,
und pustete dann den lenkenden Esper direkt aus seinem Gehirn. Das Elfenbewusstsein ergriff schreiend
die Flucht, und der nicht mehr besessene Mann fiel
zitternd und schluchzend auf die Knie, war aber wieder ganz er selbst. Er versuchte, plappernd seinen
Dank auszudrücken, während ihm die Tränen über
die Wangen liefen, aber Diana hatte dafür keine Zeit.
Weitere Gedankensklaven näherten sich. Sie spürte
sie überall ringsherum, spürte ihre Gedanken, die wie
wütende Wespen summten. Es waren
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