Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Geschichte hat ihre eigenen Erfordernisse. Was
Ihr in kommenden Jahren tut, wird letztlich zu einem besseren Imperium führen. Meine schönste
Vergeltung ... besteht in dem Wissen, dass Ihr das
künftige Imperium wirklich hassen werdet.«
»Es ist noch nicht vorbei«, sagte Ethur.
Er gab seinen Wachleuten einen Wink. Augenblicklich umzingelten sie Ruhmhild und Dominik und
richteten die Waffen auf sie. Owen blickte die Wachen an und dann wieder den Imperator.
»Ihr hängt an den beiden«, sagte Ethur. »Ihr macht
Euch etwas aus ihnen. Wir haben entsprechende Meldungen erhalten. Also ergebt Euch, oder sie sterben.
Gleich hier und jetzt. Oder opfert Ihr Eure neu gefundenen Freunde der Notwendigkeit und erweist Euch
als so unmenschlich wie der Verrückte Verstand?«
»Man trifft an diesem Hofe nur ein Monster an,
Ethur«, entgegnete Owen.
Er sammelte Rumhild und Dominik mit seinen
Gedanken ein, und innerhalb eines Augenblicks waren sie zurück auf dem Raumhafen. Der Investigator
und der Verteidiger blickten sich benommen um, erschrocken von dieser plötzlichen Versetzung. Mächtige Silberschiffe ragten über ihnen auf, und Menschen kamen und gingen, nur auf die eigenen Geschäfte bedacht. Ruhmhild erholte sich als Erste und
bedachte Owen mit einem harten Blick.
»Ich wusste nicht, dass Ihr so was könnt.«
»Ich auch nicht«, sagte Owen. »Ich lerne inzwischen ständig dazu. Es scheint, dass ich Euer beider
Leben ruiniert habe, einfach indem ich Euch begegnete. Ich fürchte, Ihr könnt nicht zum Hofe zurückkehren - niemals wieder. Ihr könnt darauf wetten, dass
Ethur nach jemandem Ausschau hält, um seinen Zorn
an ihm zu stillen, da er jetzt mich nicht mehr hat.«
»Er würde uns umbringen lassen«, sagte Dominik
benommen. »Wir haben ihm unser Leben gewidmet,
und letztlich bedeutet es ihm nichts.«
»Na ja«, sagte Owen. »Imperatoren sind meist so.«
»Er hat uns verraten!«, sagte Ruhmhild. Etwas
hatte sich in ihrer Miene, ihren Augen verändert.
»Man muss etwas unternehmen, um Imperatoren ihre
Macht zu nehmen!«
»Nicht mal Herzwelt ist jetzt noch ein sicherer Ort
für uns«, sagte Dominik. »Wir müssen versuchen,
auf den Grenzplaneten unterzutauchen. Müssen unseren Familien, unseren Freunden Lebwohl sagen... Ich
hatte mir nie etwas anderes gewünscht, als ein Verteidiger der Menschheit zu sein, und auch das muss
ich jetzt aufgeben. Verdammt sollt Ihr sein, Owen!
Warum musstet Ihr uns aussuchen?«
»Es tut mir Leid«, sagte Owen. »Glaubt mir, ich
weiß, wie Ihr Euch fühlt.« Er blickte sich auf dem
Raumhafen um und zur Stadt in der Ferne hinüber.
»Dieses Imperium ist zu meiner Zeit eine Legende; die
größte Blüte der menschlichen Zivilisation. Ich hatte ...
das hier nicht erwartet. So viel mehr, und so viel weniger! Aber falls irgendjemand hätte wissen sollen, dass
man Legenden nicht trauen darf, dann ich.«
Ruhmhild runzelte die Stirn. »Falls Ihr aus der
Zukunft stammt, müssten die Verhältnisse bei uns für
Euch Geschichte sein. Habt Ihr diese Zeit nicht erforscht, ehe Ihr aufbracht?«
»Wir haben keine Unterlagen darüber«, antwortete
Owen. »Nur ... Erzählungen.«
Dominik musterte Owen forschend. »Etwas wird
passieren - etwas. .. Schlimmes? Was verheimlicht
Ihr uns, Owen?«
»Wird der Verrückte Verstand zurückkehren?«,
fragte Ruhmhild.
»Nein.« Owen betrachtete sie beide voller Mitgefühl. Er hätte sie gern angelogen, schuldete ihnen
jedoch die Wahrheit. »Euer Imperium wird verfallen
und stürzen. Wir wissen nicht genau, wann oder
warum. Vielleicht wärt Ihr auf einem Grenzplaneten
letztlich doch sicherer.«
Dominik und Ruhmhild rückten näher zusammen,
als suchten sie Trost und Schutz. Eine unbestimmte
Furcht tauchte in ihren Blicken auf, eine Furcht vor
schlechten Zeiten, die näher rückten und die sie, wie
sie jetzt wussten, nicht würden aufhalten können.
»Wer seid Ihr, Owen?«, fragte Ruhmhild. »Wer
seid Ihr in Wirklichkeit?«
»Nur ein Mann, der das Richtige zu tun versucht«,
sagte Owen. »Letztlich bleibt einem nie etwas anderes.«
»Wohin ... wendet Ihr Euch als Nächstes?«
»Meine Freundin - Euer Verrückter Verstand - lässt
eine Fährte zurück, wenn sie durch die Zeit reist. Ich
werde die Fährte neu aufnehmen und ihr folgen, wohin immer sie führt. Und ich hoffe dabei, dass ich
meine Freundin einhole, ehe sie weiteres Unheil anrichtet. Ich habe sie hier nur um zwölf Jahre verpasst,
und das ist nach einer Reise von fast
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