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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

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Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jojox
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der Lage war, mir eine Entschuldigung auszudenken.
    Als ich ungefähr eine Stunde später das Schulgelände betrat, hatte ich nur eine Hoffnung: Er möge es doch mit der Angst zu tun bekommen haben.
    Im Flur roch es stark nach brennendem Papier. Ich begann zu laufen, immer in die Richtung, aus welcher der Rauch kam. So kam ich in den Trakt mit den Klassenzimmern. Sekunden später fand ich John über ein kleines Loch gebeugt, während schwarzer Rauch aus einem eingeschlagenen Entlüftungsrohr drang. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da sah. Ich hätte nie gedacht, dass er es wirklich tun würde.
    »John! «, schrie ich.
    John hob schnell den Kopf. »Mensch, Kerl, wo hast du denn gesteckt? Komm her ... hilf mir!« Ich stand hinter ihm und war mir meiner Sache immer noch nicht sicher. »Los, komm, hilf mir! Hilf mir, das Feuer zu löschen!«, schrie er.
    Wie gelähmt stand ich da und musste mir erst den Kopf frei schütteln, während weiterhin Rauch aus dem offenen Rohr quoll. In Johns Gesicht stand die nackte Angst. Nach ein paar Sekunden fiel er nach hinten.
    »Hat keinen Zweck,

    Mann! Außer Kontrolle! Ich mach', dass ich hier weg-komme! Los, komm, lass uns abhauen! « Und ehe ich noch etwas sagen konnte, sah ich ihn schon wie einen 166

    Schatten in der Eingangshalle verschwinden. Ich beugte mich zum Lüftungsrohr hinab und wandte meinen Kopf ab, weil ich von dem dunklen Rauch husten musste. Ein kleines orangerotes Feuer begann Gestalt anzunehmen. Blitzartig riss ich die Dose mit Brandbeschleuniger, die John zurückgelassen hatte, aus dem Lüftungsrohr. Dabei drückte ich die Dose so fest, dass Flüssigkeit austrat und sich entzündete. Der Feuerschwall lief von der Dose auf meine Hand zu, die mit der klaren Flüssigkeit getränkt war. Einen Augenblick lang dachte ich, die Dose würde explodieren - und meine rechte Hand gleich mit.
    Ich schleuderte die Dose hinter mich und suchte nach Hilfe. Die Zeit schien stillzustehen, bis ich schließlich das Geräusch von zwei kleinen Schuhen hörte, die den Flur entlang kamen. Etwa einen Meter entfernt von mir hielt ein kleines Mädchen an und glotzte mich dumm an. »Los, hol Hilfe! «, schrie ich. »Alarm! Lös Feueralarm aus! « Aber das Mädchen hielt nur seine beiden Hände vor den kleinen Mund. »Los, mach schon!«, kommandierte ich. »Beweg endlich deinen Hintern! «
    Das Mädchen blinzelte mit den Augen. »Au weia ...
    das wird gemeldet! «, sagte die Kleine, ehe sie davonlief. Einige Augenblicke später hörte ich das Lärmen des Feueralarms. Mit beiden Händen schaufelte ich Kies zusammen und warf die Steinchen in die Flammen. Ich wusste, dass Feuer Sauerstoff benötigt, um größer zu werden, und wollte genug Kies darauf werfen, bis es erstickte.
    Als ich sehen konnte, dass der Kiesberg dabei war, die Flammen zu ersticken, ließ ich mich nach hinten fallen, um die kleinen grauen Rauchschwaden zu beobachten, die immer noch aufstiegen. Mit meinen 167

    geschwärzten Händen wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Ich wandte den Kopf nach rechts, als ich jemand schreien hörte: »Hierher! Das Feuer ist da drüben! « Angstgefühle krochen mir die Wirbelsäule hinauf. Als ich kurz darauf die Straße entlang rannte, drangen mir die kreischenden Geräusche der Feuerwehrautos in die Ohren. Eine kleine Fahrzeugflotte raste vorüber. Aus alter Gewohnheit winkte ich den Feuerwehrleuten zu. Einer von ihnen, der hinten an seinem Wagen festgegurtet war, winkte lächelnd zurück.
    Am nächsten Morgen traf ich John an der Straßenecke bei seinem Haus. Wir sprachen uns ab, dass wir beide jede Beteiligung an dem gestrigen Feuer abstreiten wollten. Nachdrücklich erneuerte John seine Drohungen. »Außerdem«, sagte er mit breitem Lächeln,
    »bist du ja jetzt Bandenmitglied. Du bist Vizepräsident.«
    Ich fühlte mich obenauf - aber nur so lange, bis ich in mein Klassenzimmer kam. Alle Gesichter waren mir zugewandt, als mein Klassenlehrer, Mr. Smith, von seinem Pult aufsprang, mich am Arm packte und sofort ins Direktorenzimmer abführte. »Wie konntest du das nur tun?«, fragte mein Lehrer. »So was hätte ich nie von dir gedacht. «
    Später saß ich dem Direktor gegenüber, der mich informierte, dass er die Polizei, die Feuerwehr und meine Pflegeeltern anrufen werde. Besonders der letzte Teil dieser Aussage ließ mich erschauern. Ich konnte jetzt nur noch an Rudys Gesicht denken. »Und bevor du jetzt irgendwas sagst«, verkündete der Direktor,
    »lass dir gesagt

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