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Middlesex

Middlesex

Titel: Middlesex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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Hand gelassen. Nun aber blieb er eisern. »Hör mal zu, Milton. Du hast noch keinen Brand überlebt. Du weißt nicht, was alles passieren kann. Manchmal brennt auch eine Versicherungsgesellschaft nieder. Und was dann?«
    »Aber drei...«
    »Wir brauchen drei«, beharrte Lefty.
    »Lass ihn doch«, sagte Tessie Milton am Abend. »Deine Eltern haben einiges durchgemacht:«
    »Natürlich haben sie einiges durchgemacht. Aber wir sind es, die diese Prämien in Zukunft bezahlen müssen.« Dennoch folgte er seiner Frau und behielt alle drei Policen.
    Der Zebra Room, wie ich ihn aus der Zeit, als ich Kind war, in Erinnerung habe: Er war voller Kunstblumen, gelbe Tulpen, rote Rosen, Zwergbäume, die Wachsäpfel trugen. Aus Teekannen sprossen Plastikgänseblümchen, aus Porzellankühen brachen Narzissen. Fotos von Artie Shaw und Bing Crosby zierten die Wände, daneben handgemalte Schilder mit der Aufschrift GENIESSEN SIE EINEN LECKEREN LIMONEN-RICKEY! oder UNSER FRANZÖSISCHER TOAST IST DER TOAST DER STADT! Weitere Fotos zeigten Milton, wie er die krönende Kirsche auf einen Milchshake setzte oder, nach Art eines Bürgermeisters, ein Baby küsste. Auch Fotos von tatsächlichen Bürgermeistern hingen da, von Miriani und Cavanaugh. Der große Baseballer AI Kaline, der auf dem Weg zum Training im Tiger-Stadion immer mal hereinschaute, hatte sein Porträt signiert: »Für meinen Kumpel Milt, tolle Rühreier!« Als in Flint eine griechisch-orthodoxe Kirche niederbrannte, fuhr Milton hin und holte sich eines der unversehrt gebliebenen Buntglasfenster. Er hängte es an die Wand über den Sitznischen. »Athena«-Olivenöldosen säumten das vordere Fenster, dazwischen eine Büste von Donizetti. Es war ein einziger Mischmasch: Omalampen standen neben Reproduktionen von El Greco, Stierhörner hingen am Hals einer Statuette von Aphrodite. Über der Kaffeemaschine marschierte eine bunte Reihe Figurinen übers Regal: Paul Bunyan und sein blauer Ochse Babe, Mickymaus, Zeus und Felix der Kater.
    In dem Bemühen, sich nützlich zu machen, fuhr mein Großvater eines Tages los und kam mit einem Stapel von fünfzig Tellern wieder.
    »Teller hab ich schon bestellt«, sagte Milton. »Bei einem Restaurantausstatter. Da kriegen wir zehn Prozent Rabatt.«
    »Du willst sie nicht?« Lefty machte ein enttäuschtes Gesicht.
    »Na schön. Dann bring ich sie wieder zurück.«
    »He, Paps«, rief sein Sohn ihm nach. »Nimm doch mal einen Tag frei. Ich schaff das hier schon allein.«
    »Du brauchst keine Hilfe?«
    »Geh nach Hause. Ma soll dir Mittagessen machen.«
    Lefty tat, wie ihm geheißen. Doch als er mit dem Gefühl, nicht gebraucht zu werden, den West Grand Boulevard entlangfuhr, kam er an Sanitätsbedarf Rubsamen vorbei - einem Geschäft mit schmutzigen Schaufenstern und einer Neonreklame, die selbst am Tag blinkte -, und da regte sich eine alte Versuchung.
    Am Montag darauf eröffnete Milton das neue Diner. Er öffnete es um sechs Uhr morgens mit einer frisch angeheuerten Zweierbelegschaft, Eleni Papanikolas in einer Kellnerinnen uniform, die sie von ihrem eigenen Geld gekauft hatte, und ihrem Mann Jimmy, einem Schnellimbisskoch. »Denk dran, Eleni, du arbeitest hauptsächlich für Trinkgeld«, spornte Milton sie an. »Also lächle.«
    »Und für wen?«, fragte Eleni. Denn trotz der roten Nelken in Knospenvasen, die jeden Tisch zierten, trotz der zebrage streiften Speisekarten, Streichholzbriefchen und Servietten war der Zebra Room leer.
    »Kluges Kind«, sagte Milton grinsend. Elenis Frotzelei störte ihn nicht. Er hatte alles geplant. Er hatte einen Bedarf erkannt und ihn gedeckt.
    Aus Zeitgründen liefere ich Ihnen nun eine stereotype Kapitalistenmontage. Wir sehen, wie Milton seine ersten Gäste begrüßt. Wir sehen, wie Eleni die Rühreier serviert. Wir sehen, wie Milton und Eleni abseits stehen und sich auf die Lippen beißen. Aber schon lächeln und nicken die Gäste! Eleni eilt hinzu, um Kaffee nachzuschenken. Dann begrüßt Milton, nun in anderer Kleidung, weitere Gäste, und Jimmy, der Koch, schlägt einhändig Eier auf, und Lefty schaut übergangen drein. »Zwei Spiegel, Roggen braun!«, brüllt Milton, stolz auf seinen neuen Jargon. »Weiß trocken, 68, ohne Eis!« Nahaufnahme der Kasse, wie sie klingelnd auf und zu gestoßen wird, von Miltons Hand, wie sie Geld zählt, von Lefty, wie er den Hut aufsetzt und unbemerkt geht. Dann noch einmal Eier; Eier, die aufgeschlagen, gebraten, herumgewirbelt und gerührt werden, Eier, die durch die

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