Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
die Hand, und Borric beruhigte sich ein wenig und setzte sich wieder hin. Der alte Herzog erklärte: »Ich habe persönlich den Brief des Königs an Guy verfaßt. Alles, was du uns berichtet hast, jede einzelne Information und Vermutung, war darin enthalten. Ich kann nur glauben, daß Guy sichergehen will, daß der König keine Entscheidung trifft, ehe er selbst im Palast eingetroffen ist.«
Borric trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und schaute Caldric an. Wut blitzte aus seinen Augen. »Was hat Bas-Tyra vor? Wenn der Krieg kommt, dann kommt er zuerst nach Crydee und Yabon. Mein Volk wird leiden. Mein Land wird zerstört.«
Caldric schüttelte langsam den Kopf. »Ich will offen sein, alter Freund. Seit der Entfremdung zwischen dem König und seinem Onkel Erland versucht Guy, sein eigenes Banner im Königreich hochzuspielen. Ich glaube, daß Guy sich schon selbst in dem Purpur von Krondor sieht, sollte Erlands Gesundheit versagen.«
Durch zusammengebissene Zähne erklärte Borric: »Dann hör mir gut zu, Caldric. Diese Last würde ich weder mir noch einem Angehörigen aufbürden, wäre es nicht für den besten Zweck. Aber wenn Erland so krank ist, wie ich es vermute - obwohl er dem widerspricht -, dann wird es Anita sein, die den Thron in Krondor besteigt, nicht der Schwarze Guy. Und wenn ich selbst die Armeen des Westens nach Krondor führen und dort die Herrschaft übernehmen muß, dann werde ich das tun, selbst wenn Rodric etwas anderes wünschen sollte. Nur wenn der König es befiehlt, wird ein anderer den westlichen Thron übernehmen.«
Caldric schaute Borric ruhig an. »Willst du als Verräter der Krone gebrandmarkt werden?«
Borric schlug mit der Hand auf den Tisch. »Verflucht sei der Tag, an dem jener Schurke geboren wurde. Ich bedaure, ihn als meinen Verwandten anerkennen zu müssen.«
Caldric wartete eine Minute, bis Borric sich beruhigt hatte. Dann sagte er:
»Ich kenne dich besser als du selbst, Borric. Du würdest niemals die Kriegsfahne des Westens gegen den König erheben, wenngleich du deinen Vetter Guy auch freudestrahlend erwürgen könntest. Es war für mich immer traurig anzusehen, daß die beiden besten Generale des Königreiches einander so hassen.«
»Aye, und dies mit Grund. Jedesmal, wenn der Westen Hilfe erbittet, ist es Vetter Guy, der dagegen spricht. Jedesmal, wenn es Intrigen gibt und jemand einen Titel verliert, ist es einer von Guys Favoriten, der dabei gewinnt. Wie kannst du das nicht sehen? Nur, weil du, Brucal von Yabon und ich selbst stark blieben, hat der Kongreß nicht Guy als Regenten für die ersten drei Jahre von Rodrics Herrschaft eingesetzt. Er ist vor jeden Herzog des Königreiches getreten und hat dich einen müden, alten Mann genannt, der nicht fähig ist, im Namen des Königs zu regieren. Wie kannst du das vergessen?«
Caldric sah wirklich alt und müde aus, als er sich jetzt in einen Sessel setzte und eine Hand über die Augen legte, als wäre das Licht im Raum zu hell für ihn. Leise sagte er: »Ich sehe es, und ich habe es auch nicht vergessen. Aber er ist auch durch Heirat mein Verwandter geworden, und wenn ich nicht hier wäre, was glaubst du, wieviel größer sein Einfluß dann auf Rodric wäre? Als Knabe hat der König ihn angebetet, sah in ihm einen blitzenden Helden, einen erstklassigen Kämpfer, einen Verteidiger des Königreiches.«
Borric lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Verzeih mir, Caldric«, sagte er, und seine Stimme verlor an Schärfe. »Ich weiß, daß du zum Wohle von uns allen handelst. Guy hat tatsächlich den Helden gespielt, als er die keshianische Armee aus Taunton vertrieb, vor all den Jahren. Ich sollte nicht über Dinge reden, die ich nicht aus erster Hand habe.«
Arutha blieb bei all dem still sitzen, aber seine Augen verrieten, daß er denselben Ärger verspürte wie sein Vater. Er rückte in seinem Sessel vor, und die Herzöge sahen ihn an. Borric meinte:
»Du hast etwas zu sagen, mein Sohn?«
Arutha spreizte die Hände. »Mich hat bei all dem folgender Gedanke stark beschäftigt: Wenn die Tsurani kommen, was könnte es Guy nützen, wenn der König zögert?«
Borric trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Das ist ein Rätsel, denn Guy würde niemals das Königreich gefährden, nicht, um mir zu trotzen.«
»Würde es ihm nicht dienlich sein, den Westen ein wenig leiden zu lassen und dann an der Spitze der Armeen des Ostens herbeizueilen, als der erobernde Held, der er auch in Taunton war?«
Caldric dachte über
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