Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
fiel.
Tomas öffnete die Augen. Einen Augenblick lang hatte er keine Ahnung, wo er war. Sein Mund war trocken und sein Kopf schmerzte. Ein Gesicht tauchte über ihm auf, eine Hand stützte seinen Kopf und Wasser wurde an seine Lippen gehalten. Er trank gierig; anschließend fühlte er sich schon wohler. Er drehte den Kopf ein wenig beiseite und sah zwei Männer in seiner Nähe sitzen.
Zuerst fürchtete er, er wäre gefangengenommen worden, aber dann sah er, daß diese Männer dunkelgrüne Ledertuniken trugen.
»Ihr seid sehr krank gewesen«, sagte der eine, der ihm das Wasser gegeben hatte. Jetzt erkannte Tomas erst, daß es Eiben waren. »Dolgan?« krächzte er.
»Die Zwerge sind zu unserer Herrin geführt worden, um zu beratschlagen.
Wir konnten nicht riskieren, Euch zu bewegen, aus Angst vor dem Gift. Die Außerweltlichen verfügen über ein Mittel, das uns unbekannt ist und das sehr schnell zum Tod führt. Wir behandeln es, so gut wir können, aber die damit Verwundeten sterben ebensooft, wie sie überleben.«
Er fühlte, wie seine Kraft langsam wiederkehlte. »Wie lange?«
»Drei Tage. Ihr wart dem Tode nahe, seit wir Euch aus dem Fluß gefischt haben. Wir haben Euch dann so weit getragen, wie wir es wagten.«
Tomas sah sich um. Man hatte ihn entkleidet, und er lag unter einem Dach aus Baumzweigen, mit einem Laken bedeckt. Er roch, daß über einem Feuer in der Nähe ein Mahl zubereitet wurde, und er konnte auch den Topf sehen, aus dem das delikate Aroma aufstieg. Sein Gastgeber bemerkte es und ließ eine Schüssel für ihn herbeibringen.
Tomas setzte sich auf. Einen Augenblick wirbelte es in seinem Kopf. Man reichte ihm ein großes Stück Brot, das er anstelle eines Löffels benutzte. Die Speise war köstlich, und jeder Bissen schien ihn mit wachsender Kraft zu erfüllen. Während er aß, musterte er die anderen, die in der Nähe saßen. Die beiden schweigsamen Eiben betrachteten ihn mit ausdruckslosen Mienen. Nur der Sprecher zeigte Zeichen von Gastlichkeit.
Tomas sah ihn an. »Was ist mit dem Feind?«
Der Elb lächelte. »Die Außerweltlichen fürchten sich immer noch, den Fluß zu überqueren. Hier ist unsere Magie stärker, und sie sind verwirrt und verloren. Kein Außerweltlicher hat unser Ufer erreicht und ist wieder auf die andere Seite zurückgekehrt.«
Tomas nickte. Nachdem er gegessen hatte, fühlte er sich überraschend wohl.
Er versuchte zu stehen und stellte fest, daß er nur ein wenig zittrig war. Nach ein paar Schritten konnte er spüren, wie die Kraft in seine Beine zurückkehrte.
Er verbrachte ein paar Minuten damit, sie zu recken und zu strecken, um die Steifheit daraus zu vertreiben. Dann zog er sich an.
»Ihr seid Prinz Calin. Ich erinnere mich noch an Euch vom Hofe des Herzogs.«
Calin lächelte zur Antwort. »Und ich mich an Euch, Tomas aus Crydee, obgleich Ihr Euch im Laufe dieses einen Jahres sehr veränden habt. Diese anderen hier sind Galain und Algavins. Wenn Ihr Euch wohl genug fühlt, können wir zu Euren Freunden am Hofe der Königin gehen.«
Tomas lächelte. »Also dann.«
Sie brachen ihr Lager ab und zogen los. Zuerst gingen sie langsam, damit Tomas sich daran gewöhnen konnte, aber nach einer Weile war es klar, daß er erstaunlich kräftig war für seinen erst kürzlich beendeten Kampf mit dem Tode.
Schon bald liefen die vier Gestalten durch die Bäume. Trotz seiner Rüstung hielt Tomas mit ihnen Schritt. Fragend blickten seine Gastgeber einander an.
Sie liefen fast den ganzen Nachmittag über, ehe sie eine Rast einlegten.
Tomas schaute sich im Wald um. »Ein wunderschöner Ort.«
»Die meisten Eurer Rasse wären da anderer Ansicht, Mann«, bemerkte Galain. »Sie finden den Forst erschreckend, erfüllt von merkwürdigen Schatten und furchterregenden Geräuschen.«
Tomas lachte. »Die meisten Menschen haben entweder überhaupt keine Phantasie oder gleich zuviel davon. Der Wald ist ruhig und friedlich. Ich glaube, es ist der friedlichste Ort, den ich kenne.«
Die Eiben sagten nichts, aber ein Ausdruck milden Erstaunens zog über Calins Antlitz. »Wir sollten besser weiterziehen, wenn wir Elvandar vor Einbruch der Dunkelheit noch erreichen wollen.«
Als die Nacht sich auf sie herabsenkte, gelangten sie auf eine gigantische Lichtung. Tomas blieb wie angewurzelt stehen bei dem Anblick, der sich ihm bot. Jenseits davon erhob sich eine riesige Stadt aus Bäumen. Mächtige Stämme, neben denen jede vorstellbare Eiche zwergenhaft wirken würde, drängten sich
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