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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
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Robe wellte sich um seine Gestalt wie Wasser, das über einen Felsbrocken fließt. »Du schließt die Augen, und das Bild einer Schriftrolle, die du Wochen zuvor gesehen hast, taucht auf. Du intonierst den Zauberspruch, als würdest du die Schriftrolle in Händen halten, und die Trolle fallen. Absolut unglaublich.« Er hockte sich auf den Stuhl neben dem Fenster und fuhr fort: »Pug, nichts dergleichen ist jemals zuvor getan worden. Weißt du eigentlich, was du getan hast?«
    Pug fuhr aus seinem warmen, dösenden Zustand empor und schaute den Magier an. »Nur, was ich gesagt habe, Kulgan.«
    »Ja, aber hast du eine Ahnung, was das bedeutet?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Der Magier schien innerlich zusammenzubrechen, als seine Aufregung verging. Zurück blieb vollkommene Ungewißheit. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was das alles bedeutet. Magier werfen nicht einfach mit Zaubersprüchen um sich, nur so aus dem Kopf. Geistliche können das, aber sie verfügen über eine andere Art von Magie. Erinnerst du dich, was ich dir von Einstellungen erzählt habe, Pug?«
    Pug zuckte zusammen. Er war nicht in der Stimmung, eine Lektion zu wiederholen, zwang sich aber, sich aufzusetzen. »Jeder, der Zauberei anwendet, muß etwas haben, um diese Macht einzusetzen. Die Priester haben dafür ihr Gebet. Ihre Zaubersprüche sind eine Art von Gebet. Magier nutzen ihren Körper oder Bücher oder Schrittrollen.«
    »Korrekt. Aber du hast dieses Gesetz soeben durchbrochen.. Kulgan zog seine lange Pfeife hervor und stopfte geistesabwesend Tabak hinein. »Der Fluch, den du angewandt hast, wurde entwickelt, um großen Schmerz auf einen anderen zu bringen. Aber er kann nur verhängt werden, indem man ihn von der Schriftrolle abliest, auf die er geschrieben wurde. Es kann eine schreckliche Waffe werden. Und bis zum heutigen Tage hätte ich geschworen, daß niemand diesen Fluch hätte anwenden können, der nicht die Schriftrolle in Händen hielt.«
    Kulgan stützte sich aufs Fensterbrett und paffte einen Moment an seiner Pfeife, dann starrte er ins All hinaus. »Es ist, als hättest du eine völlig neue Form der Magie entdeckt«, murmelte er leise.
    Da er keine Antwort erhielt, schaute Kulgan auf den Jungen herab, der schon tief schlief. Verwundert den Kopf schüttelnd, zog der Magier eine Decke über den erschöpften Knaben. Er löschte die Laterne, die an der Wand hing, und ging hinaus. Als er die Treppe zu seinem eigenen Gemach hinaufschritt, schüttelte er den Kopf. »Absolut unglaublich.«
    Pug wartete, während der Herzog in der großen Halle hofhielt. Jedermann aus Stadt und Burg, dem es gelungen war, Zutritt zu bekommen, war anwesend: reich gekleidete Handwerksleute, Händler und unbedeutende Adlige. Sie standen da und starrten den Jungen an. In ihren Gesichtern spiegelten sich die verschiedensten Empfindungen, von Erstaunen bis zur Ungläubigkeit. Das Gerücht seiner Tat hatte sich in der Stadt herumgesprochen, und sie war beim Erzählen immer enormer geworden.
    Pug trug neue Kleider, die in seinem Raum gelegen hatten, als er erwachte. In seiner neuen Pracht fühlte er sich verlegen. Die Tunika war eine strahlendgelbe Angelegenheit aus teuerster Seide, und die Hose war pastellblau. Pug versuchte, seine Zehen in den neuen Stiefeln zu bewegen, den ersten, die er je getragen hatte. Das Gehen darin war ihm merkwürdig und unbequem erschienen. An seiner Seite hing ein juwelenbesetzter Dolch an einem schwarzen Ledergürtel mit goldener Schließe in der Form einer Möwe im Flug.
    Pug vermutete, daß die Kleider einst einem der Söhne des Herzogs gehört hatten, der sie beiseite legte, als er herausgewachsen war. Aber sie waren immer noch wie neu und wunderschön.
    Der Herzog beendete seine morgendliche Arbeit: Einer der Schiffsbauer bat um Wachen, die eine Holzexpedition in den großen Wald begleiten sollten.
    Borric war wie gewöhnlich ganz schwarz gekleidet, aber seine Söhne und seine Tochter trugen ihre schönsten Gewänder. Lyam lauschte angespannt auf die Geschäfte, die seinem Vater vorgetragen wurden. Roland stand hinter ihm, wie es Sitte war. Arutha war selten guter Laune und lachte hinter vorgehaltener Hand über irgendeine Bemerkung, die Pater Tully gemacht hatte. Carline saß still da. Ein herzliches Lächeln spielte um ihren Mund, als sie Pug offen ansah - was sein Unbehagen nur noch förderte, ebenso wie Rolands Wut.
    Der Herzog genehmigte die Wachen, und der Handwerker verbeugte sich und kehrte zur Menge zurück. So

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