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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
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gerade den Namen der Prinzessin rufen, als er erstickte Schluchzer aus einem Gebüsch dringen hörte. Er bahnte sich einen Weg hindurch und fand Carline hinter dem Gestrüpp kauern. Sie hatte die geballten Fäuste in ihren Magen gebohrt. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, und ihr Gewand war schmutzig und zerrissen. Als Pug auftauchte, bekam sie einen Schrecken, sprang auf und flog dann förmlich in seine Arme und barg ihren Kopf an seiner Brust. Laute Schluchzer schüttelten ihren Körper, als sie sich an sein Hemd klammerte. Mit leicht ausgestreckten Armen - in einer Hand das Brot, in der anderen den Wein - stand Pug da. Er war verwirrt und wußte nicht, was er tun sollte. Verlegen plazierte er einen Arm um das verängstigte Mädchen. »Ist schon gut. Sie sind alle fort. Ihr seid in Sicherheit.«
    Noch einen Augenblick länger hing sie so an ihm. Dann, als ihre Tränen versiegten, trat sie zurück. Schnüffelnd erklärte sie:
    »Ich dachte schon, sie hätten dich umgebracht und würden jetzt zurückkommen, um mich zu holen.«
    Pug fand diese Situation überraschender als alle anderen, die er bisher erlebt hatte. Gerade hatte er das schrecklichste Erlebnis seines jungen Lebens hinter sich gebracht, da machte er eine Erfahrung, die seinen Versland auf andere Weise ebenso verwirrte. Ohne darüber nachzudenken, hatte er die Prinzessin in den Armen gehalten. Jetzt war er sich des Kontaktes plötzlich bewußt, und auch ihrer weichen, warmen Formen. Ein beschützendes, männliches Gefühl wallte in ihm auf, und er schickte sich an, auf sie zuzutreten.
    Als spürte sie die Veränderung seiner Laune, zog sich Carline zurück. Trotz ihrer höfischen Art und Erziehung war sie doch immer noch ein fünfzehnjähriges Mädchen, und die Woge von Emotionen, die sie verspürt hatte, als er sie in den Armen hielt, machte ihr angst. Sie suchte Zuflucht bei dem, was sie am besten beherrschte; bei ihrer Rolle als Prinzessin. Sie versuchte, befehlsgewohnt zu klingen, als sie sagte: »Ich bin froh, daß du unverletzt bist, Bursche.« Pug zuckte sichtbar zusammen. Sie kämpfte, um ihre Haltung zurückzugewinnen, aber ihre rote Nase und das tränenverschmierte Gesicht vereitelten diesen Versuch. »Bring mein Pferd, und dann wollen wir in die Burg zurückkehren.«

    Pug hatte das Gefühl, seine Nerven lägen bloß. Mit nur mühsam beherrschter Stimme erwiderte er; »Es tut mir leid, Eure Hoheit, aber die Pferde sind davongelaufen. Ich fürchte, wir werden zu Fuß gehen müssen.«
    Carline fühlte sich verraten und mißhandelt. Es war nicht Pugs Schuld, daß die Ereignisse dieses Nachmittags stattgefunden hatten, aber sie ließ ihre bekannte Laune an dem Nächstbesten aus. »Zu Fuß! Ich kann doch nicht den ganzen Weg in die Burg zurück zu Fuß gehen!« Sie schaute Pug an, als müßte er auf der Stelle etwas dagegen unternehmen.
    Pug fühlte, wie all die Wut, die Verwirrung, der Schmerz des Tages in ihm aufwallte. »Dann bleibt Ihr eben hier sitzen, verdammt noch mal, bis man Euch vermißt und jemanden schickt, um Euch zu holen.« Er schrie jetzt. »Ich schätze, das wird ungefähr zwei Stunden nach Sonnenuntergang der Fall sein.«
    Carline trat mit aschgrauem Gesicht zurück. Sie sah ihn an als hätte er sie geschlagen. Ihre Unterlippe zitterte, und sie schien wieder den Tränen nahe.
    »Ich dulde nicht, daß du so zu mir sprichst, Bursche.«
    Pugs Augen wurden groß. Mit der Weinflasche wild gestikulierend, trat er auf sie zu. »Ich wäre fast umgebracht worden bei dem Versuch, Euch am Leben zu erhalten«, brüllte er. »Höre ich auch nur ein einziges Wort des Dankes? Nein!
    Alles, was ich kriege, ist eine geheulte Beschwerde, daß Ihr nicht zu Fuß zum Schloß zurückkehren könnt. Wir aus der Burg sind vielleicht niedrig geboren, aber wir haben wenigstens so viel Manieren, daß wir jemandem danken, wenn er es verdient.« Während er sprach, konnte er fühlen, wie sein Zorn nachließ.
    »Ihr könnt ja hierbleiben, wenn Ihr wollt, aber ich gehe…«
    Ihm wurde plötzlich bewußt, daß er mit über den Kopf erhobener Flasche in einer lächerlichen Pose dastand. Die Augen der Prinzessin ruhten auf dem Brotlaib. Er entdeckte, daß er ihn an seinen Gürtel hielt, den Daumen durch eine Schlaufe gesteckt, was nur noch zu seiner linkischen Erscheinung beitrug.
    Er stotterte einen Moment. Dann fühlte er, wie sein Zorn verrauchte und senkte die Flasche.
    Die Prinzessin schaute ihn an. Ihre großen Augen spähten über ihre Fäuste

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