Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
blieb Pug allein vor dem Herzog stehen. Der Junge trat vor, wie Kulgan es ihm aufgetragen hatte, und verbeugte sich vor dem Herrn von Crydee anständig, wenngleich auch ein wenig steif.
Borric lächelte den Jungen an und machte Pater Tully ein Zeichen. Der Priester zog ein Dokument aus dem Ärmel seiner voluminösen Robe und händigte es einem Herold aus. Dieser trat vor und wickelte die Schriftrolle auf.
Mit lauter Stimme trug er dann vor: »An alle Einwohner unserer Domäne: In Anbetracht dessen, daß der Knabe Pug, aus der Burg Crydee, beispielhaften Mut bewiesen hat, indem er Leib und Leben riskiert hat, um die königliche Person der Prinzessin Carline zu retten, und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß wir glauben, für immer in der Schuld des Knaben Pug aus Crydee zu stehen, ist es mein Wunsch, daß er allen in meinem Reiche als unser geliebter und treuer Diener bekannt ist. Weiter wünschen wir, ihm einen Platz am Hofe Crydee zu geben. Er erhält den Titel eines Junkers, mit allen Rechten und Privilegien, die sich daraus ergeben.
Weiterhin verkünde ich hiermit, daß er den Anspruch auf die Ländereien von Waldtiefe erhält, mit Dienern und allem, was sich darauf befindet. Bis zum Tage seiner Volljährigkeit wird dieser Landsitz von der Krone verwaltet.
Aufgesetzt an eben diesem Tage durch meine Hand und mein Siegel, Borric conDoin, dritter Herzog von Crydee, Prinz des Königreichs, Herr über Crydee, Carse und Tulan, Gouverneur des Westens, Generalritter der Königlichen Armee, mutmaßlicher Erbe des Thrones von Rillanon.«
Pug fühlte, wie seine Knie unter ihm nachgeben wollten, riß sich aber zusammen, ehe er fallen konnte. Im Saal brach Jubel los. Menschen drängten sich um ihn, gratulierten ihm, schlugen ihm auf den Rücken. Er war ein Junker und Landbesitzer! Mit Freisassen, einem Haus und Viehbestand. Er war reich.
Oder würde es wenigstens in drei Jahren sein, wenn er volljährig wurde. Mit fünfzehn Jahren galt er zwar bereits als Mann des Königreiches, Länder und Titel jedoch konnten ihm erst in Alter von achtzehn Jahren übertragen werden.
Die Menge zog sich zurück, als der Herzog näher trat, seine Familie und Roland hinter sich. Beide Prinzen lächelten Pug zu, und die Prinzessin schien förmlich zu glühen. Roland warf Pug ein trauriges Lächeln zu, als könnte er es noch nicht so recht glauben.
»Ich fühle mich sehr geehrt, Euer Gnaden«, stammelte Pug, »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Dann sag nichts, Pug. Das läßt dich weise erscheinen, wenn alle anderen plappern. Komm, wir wollen uns unterhalten.«
Der Herzog gab Anweisung, daß ein Sessel neben seinen eigenen gestellt werden sollte. Dann legte er einen Arm um den Jungen und ging mit ihm durch die Menge. Er setzte sich und erklärte: »Ihr mögt uns jetzt alle verlassen. Ich möchte mit dem Junker reden.« Die Menge murmelte enttäuscht, strömte aber aus der Halle. »Außer euch beiden«, fügte der Herzog hinzu und deutete auf Kulgan und Tully.
Carline stand neben dem Sessel ihres Vaters und hatte den zögernden Roland neben sich. »Auch du, mein Kind«, erklärte der Herzog.
Carline wollte protestieren, aber ihr Vater unterbrach sie streng. »Du kannst ihn später noch plagen, Carline.«
Die beiden Prinzen standen neben der Tür, offensichtlich belustigt über ihren Zorn. Roland versuchte, der Prinzessin den Arm zu bieten, aber sie riß sich los und rauschte an ihren kichernden Brüdern vorbei. Lyam schlug Roland auf die Schulter, als der verlegene Junker zu ihnen trat.
Als die Türen zufielen und die Halle leer war, meinte der Herzog: »Pug, ich habe noch ein zusätzliches Geschenk für dich, aber zuerst möchte ich dir etwas erklären.
Meine Familie zählt zu den ältesten des Königreiches. Ich selbst stamme von einem König ab, denn mein Großvater, der erste Herzog von Crydee, war der dritte Sohn des Königs. Da wir von königlichem Geblüt sind, sorgen wir uns sehr um Pflicht und Ehre. Du bist jetzt sowohl Mitglied meines Hofes als auch Lehrling bei Kulgan. In Angelegenheiten der Pflicht bist du ihm verantwortlich, in denen der Ehre mir. Dieser Saal ist erfüllt von den Trophäen und Bannern unserer Triumphe. Ob wir der Düsteren Bruderschaft in ihrem endlosen Bemühen, uns zu zerstören, Widerstand geboten oder Piraten abgewehrt haben - immer haben wir tapfer gekämpft. Wir sind Träger eines stolzen Erbes, das niemals in seiner Ehre befleckt wurde. Kein Mitglied unseres Hofes hat je Schande
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