Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
fanden die Jungen kleine Gegenstände, die umherlagen. Die Wellen hatten sie zwischen die Felsen getrieben. Sie entdeckten gebrochene Bretter, Stücke von rotem Segeltuch und Tauenden.
Tomas versuchte, sich zur Reling hochzuziehen, konnte aber auf den schlüpfrigen Felsen keinen Halt finden. Er deutete hinter Pug. »Wenn wir auf diese Kante hinaufklettern, können wir uns auf Deck hinablassen.«
Pug sah, was er meinte: einen Felsen, der zwanzig Schritt links von ihnen begann, sich aufwärts reckte und dann nach vorne, so daß er über den Bug hing- Er schien leicht zu erklimmen, und Pug stimmte zu. Sie zogen sich hinauf und schoben sich bäuchlings das Sims entlang. Der Pfad war schmal, aber so gingen sie kaum das Risiko ein, zu fallen. Als sie einen Punkt oberhalb des Rumpfes erreichten, rief Tomas: »Sieh nur! Körper!«
An Deck lagen zwei Männer. Beide trugen hellblaue Rüstungen von einer ihnen unbekannten Art. Ein fallender Sparren hatte dem einen den Kopf zerschmettert, aber der andere wies keinerlei Verletzungen auf. Er lag einfach reglos auf dem Gesicht da. Über den Rücken dieses Mannes war ein fremdartig aussehendes Großschwert mit merkwürdig gezackten Rändern geschnallt.
Seinen Kopf bedeckte ein blauer Helm, topfartig, mit einer vorstehenden Kante an den Seiten und im Nacken.
Tomas rief über den Lärm der Brandung hinweg: »Ich lasse mich hinunter.
Wenn ich an Deck bin, reichst du mir das Schwert, und dann läßt du dich selbst hinab, so daß ich dich packen kann.«
Tomas reichte Pug sein Schwert und drehte sich dann langsam um. Er kniete jetzt mit dem Gesicht zum Felsen. Langsam ließ er sich rückwärts hinabgleiten, bis er fast frei in der Luft hing. Dann stieß er sich ab und ließ sich die restlichen anderthalb Meter fallen. Sicher landete er auf den Füßen. Pug drehte das Schwert um und reichte es Tomas hinab. Dann folgte er dem Beispiel seines Freundes, und einen Augenblick später standen sie beide an Deck. Das Vordeck neigte sich gefährlich dem Wasser zu, und sie konnten fühlen, wie sich das Schiff unter ihren Füßen bewegte.
»Das Wasser steigt«, brüllte Tomas. »Es wird das, was vom Schiff noch übrig ist, hochheben und auf die Felsen schmettern. Alles wird verlorengehen.«
»Sieh dich um«, rief Pug zurück. »Alles, was so aussieht, als wäre es wert, gerettet zu werden, können wir versuchen, auf das Sims zu werfen.«
Tomas nickte, und die Jungen fingen mit ihrer Suche auf Deck an. Pug legte so viel Raum wie möglich zwischen sich und die Leichen, als er an ihnen vorbeiging. Überall an Deck lagen Trümmer herum, und es war schwer zu entscheiden, was wertvoll war und was nicht. Hinten an Deck befand sich ein zerschmettertes Geländer, zu beiden Seiten einer Leiter, die zum Rest des ehemaligen Hauptdecks hinaufführte. Ungefähr anderthalb Meier Planken davon ragten aus dem Wasser. Pug war sicher, daß kaum noch mehr unter dem Wasser sein könnte, denn sonst würde das Schiff höher auf den Felsen liegen.
Das Heck des Schiffes mußte bereits von der Flut fortgetragen worden sein.
Pug legte sich bäuchlings an Deck und lugte über den Rand. Rechts von der Leiter entdeckte er eine Tür. Er rief Tomas zu, ihm zu folgen, und stieg dann vorsichtig die Leiter hinab. Das untere Deck hing durch, und er mußte sich am Griff der Leiter festhalten. Einen Moment später stand Tomas neben ihm.
»Was glaubst du eigentlich, wohin du gehst?« brüllte der Junge.
»Hinein. Wenn es überhaupt etwas zu finden gibt, dann höchstwahrscheinlich da drinnen.«
»Nun, ich werde dich nicht allein gehen lassen. Wer weiß, was dir dann wieder passiert.« Tomas’ Tapferkeit wurde von einem nervösen Lächeln Lügen gestraft. Trotzdem trat er an Pug vorbei und öffnete die Tür. Dann quetschte er sich durch den Spalt, dicht gefolgt von Pug.
In der Kabine war es dunkel, denn es gab nur ein einzelnes Bullauge neben der Tür. Im Dämmerlicht konnten sie viele Stücke kostbaren Stoffes sehen und außerdem die zerschmetterten Überreste eines Tisches. Etwas, das wie eine Pritsche oder ein niedriges Bett aussah, lag umgestürzt in einer Ecke. Es gab ein paar kleine Kommoden, deren Inhalt im Raum verstreut lag, wie von einer Gigantenhand herumgeworfen.
Tomas versuchte, das Durcheinander zu durchsuchen, aber nichts war als wichtig oder wertvoll zu erkennen. Er fand eine kleine Schüssel von ungewöhnlicher Art, mit farbenprächtigen Gestalten an den Seiten. Er stopfte sie in seine Tunika.
Pug stand
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