Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
versuchte ihn anzuziehen, aber das Pferd hielt die Luft an. Pug versetzte ihm einen Schlag in die Seite, und das Tier stieß sie zischend aus.
Schnell zerrte Pug den Gurt fest und sagte: »Irgendwann heute wärest du wahrscheinlich zu einer Seite gerutscht, eine ausgesprochen ermüdende Haltung.« Er beruhigte das Pferd. »Außerdem hat er dir ein temperamentvolles Tier gegeben. Ich tausche mit dir.« Tomas schien erleichtert und kletterte in den Sattel des anderen Pferdes, während Pug die Steigbügel für beide Reiter neu richtete. Dann besänftigte er auch das nervöse Kriegspferd und stieg auf.
Sobald es sicherere Hände an den Zügeln spürte, beruhigte es sich.
»Ho! Martin!« rief Tomas, als der Jagdmeister des Herzogs in Sicht kam.
»Reist du mit uns?«
Ein Grinsen trat auf das Gesicht des Jägers, der über seiner Waldkleidung seinen schweren grünen Umhang trug. »Eine kurze Weile lang, Tomas. Ich soll ein paar Fährtensucher an den Grenzen von Crydee entlangführen. Ich werde mich nach Osten schlagen, wenn wir den südlichen Zweig des Flusses erreichen. Zwei meiner Fährtensucher sind vor zwei Stunden aufgebrochen, um den Weg für den Herzog zu bereiten.«
»Was hältst du von dieser Tsurani-Sache, Martin?« fragte Pug.
Das Gesicht des jugendlichen Jagdmeisters umwölkte sich. »Wenn die Elben sich schon Sorgen machen, dann gibt es wirklich Grund dazu.« Er wandte sich der ersten Reihe der Versammelten zu. »Entschuldigt mich, ich muß meinen Männern Weisung geben.« Er ließ die Jungen allein. »Was macht dein Kopf heute morgen?« fragte Pug Tomas. Tomas verzog das Gesicht. »Er ist inzwischen ungefähr zwei Nummern kleiner als vorhin, als ich wach wurde.«
Sein Gesicht erhellte sich ein bißchen. »Aber die Aufregung scheint wenigstens das Klopfen darin besänftigt zu haben. Ich fühle mich fast wohl.«
Pug schaute zur Burg hinüber. Erinnerungen an sein Erlebnis in der vergangenen Nacht nagten an ihm, und plötzlich bedauerte er es, mit dem Herzog zu ziehen.
Tomas bemerkte die nachdenkliche Stimmung seines Freundes. »Warum so ernst? Bist du gar nicht aufgeregt, daß wir ausziehen?«
»Doch, doch. Ich dachte bloß nach.« Tomas musterte Pug einen Moment.
»Ich glaube, ich verstehe.«
Die Türen zur Burg öffneten sich, und der Herzog und Arutha kamen heraus, begleitet von Kulgan, Tully, Lyam und Roland. Carline folgte ihnen. Sie hatte Lady Marna an ihrem Rockzipfel. Der Herzog und seine Begleiter begaben sich zur Spitze der Reihe, aber Carline hastete hinüber zu Pug und Tomas. Die Wachen salutierten, als sie vorüberkam, aber sie kümmerte sich überhaupt nicht darum. Als sie Pug erreichte und er sich höflich verbeugte, sagte sie: »Ach, steig von diesem blöden Pferd.«
Pug stieg ab, und Carline warf ihre Arme um seinen Hals und zog ihn einen Augenblick an sich. »Paß auf dich auf, und bleib gesund«, sagte sie. »Laß dir nichts zustoßen.« Sie rückte ein Stückchen von ihm ab, dann küßte sie ihn kurz. »Und komm zurück.« Mit den Tränen kämpfend, eilte sie dann zum Kopf des Zuges, wo ihr Vater und ihre Brüder darauf warteten, sich von ihr zu verabschieden. Lady Marna warf Pug einen wütenden Blick zu, als er langsam wieder in den Sattel kletterte.
Roland kam zu ihnen und reichte beiden die Hand. »Paßt jetzt gut auf euch auf, ihr zwei. Da draußen wartet eine Menge Ärger.« Dann wandte er sich an Pug. »Ich werde die Dinge für dich im Auge behalten.«
Pug bemerkte sein schelmisches Lächeln. »Kein Zweifel.«
Tomas lachte, als Roland mit einem freundlichen Winken davonschritt. Als er dem Junker nachsah, wie er sich zu der Gruppe gesellte, die den Herzog umgab, und als er Carline sah, wandte sich Pug an seinen Freund. »Damit wäre es klar. Ich brauche eine Pause. Ich bin froh, daß wir ziehen.«
Hauptmann Gardan ritt heran und brachte den Befehl, daß sich der Zug in Bewegung setzen solle. Der Herzog und Arutha ritten an der Spitze, gefolgt von Kulgan und Gardan. Martin Langbogen und seine Fährtensucher rannten neben dem Pferd des Herzogs her. Zwanzig Paar berittener Wachen mit Tomas und Pug folgten ihnen, und dahinter kam der Lastzug mit fünf Paar Wachen.
Sie bildeten den Abschluß. Zuerst langsam, dann mit zunehmender Geschwindigkeit bewegten sie sich durch die Tore der Burg und dann die Straße gen Süden hinunter.
Sie waren seit drei Tagen geritten. Die beiden letzten hatten sie durch dichten Wald geführt. Martin Langbogen und seine Männer hatten sich
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