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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Sonnenschein. Aber eine unterschwellige Spannung erfüllte die Atmosphäre in den Straßen und auf den Märkten. Wo sie auch hinkamen, sprachen die Menschen in gedämpften Tönen, als fürchteten sie, daß jemand sie belauschen könnte. Selbst die Händler in ihren Ständen schienen ihre Waren nur halbherzig anzubieten.

     
    Es war fast Mittag, und ohne sich erst eine Unterkunft zu suchen, begaben sie sich direkt zum Palast. Als sie das Haupttor erreichten, fragte ein Offizier in der purpur- und goldfarbenen Livree des königlichen Haushalts nach ihrem Anliegen.
    Laurie erklärte: »Wir bringen Nachrichten von größter Wichtigkeit für den König. Es geht um den Krieg.«
    Der Offizier dachte nach. Sie waren gut genug gekleidet und schienen keine von den üblichen Wahnsinnigen zu sein, die das Verhängnis vorhersagten. Auch keine Propheten einer namenlosen Wahrheit. Andererseits waren sie aber auch keine Beamten oder Mitglieder der Armee. Er entschied sich für den Weg, der zu allen Zeiten und in allen Nationen am häufigsten eingeschlagen wird: sie an eine höhergestellte Persönlichkeit weiterzureichen.
    Ein Wachtposten begleitete sie zum Büro eines Helfers des königlichen Kanzlers. Hier mußten sie eine halbe Stunde warten, ehe der Assistent bereit war, sie zu empfangen. Sie betraten das Büro und fanden sich dem Haushofmeister des königlichen Haushalts gegenüber. Er war ein wichtigtuerischer kleiner Mann mit dickem Bauch, und er sprach immer keuchend. »Was haben die Herren für einen Wunsch?« erkundigte er sich.
    »Wir bringen Kunde zum König, den Krieg betreffend«, antwortete Laurie.
    »Oh?« schnüffelte er. »Und weshalb werden diese Dokumente oder Nachrichten oder was immer durch Euch geschickt wird, nicht durchs Militär überbracht?«
    Kasumi, der offensichtlich vom langen Warten jetzt, wo sie bereits im Palast waren, verärgert war, sagte: »Laßt uns mit jemandem sprechen, der uns zum König bringen kann.«
    Der Haushofmeister des königlichen Haushalts sah wütend aus. »Ich bin Baron Gray. Ich bin es, mit dem Ihr sprechen werdet, Mann! Und ich hätte große Lust, die Wachen aufzufordern, Euch auf die Straße hinauszuwerfen. Seine Majestät kann sich nicht mit jedem Scharlatan belasten, der um eine Audienz bittet. Ich bin es, den Ihr zufriedenstellen müßt, und das habt Ihr nicht getan.«
    Kasumi trat vor und packte den Mann vor ihm an seiner Tunika. »Und ich bin Kasumi von den Shinzawai. Mein Vater ist Kamatsu, Herr der Shinzawai, Kriegsherr des Kanazawai Clans. Ich will Euren König sprechen!«
    Lord Gray wurde sichtbar blasser. Verzweifelt zerrte er an Kasumis Hand und versuchte zu sprechen. Sein Entsetzen darüber, was er gerade gehört hatte und was er empfand, als er so behandelt wurde, war zu groß. Es war alles zu viel für ihn. Er konnte nicht sprechen. Er nickte heftig, bis Kasumi ihn losließ.

    Während er seine Tunika glattstrich, sagte der Mann: »Der königliche Kanzler wird unterrichtet werden – unverzüglich.«
    Er ging zur Tür. Laurie sah ihm nach, falls er die Wachen in der Annahme rufen sollte, sie wären wahnsinnig. Was immer der Mann sonst dachte: Kasumis Verhalten hatte ihn überzeugt, daß er etwas ganz anderes war als alles, was er bisher hier gesehen hatte. Ein Bote wurde ausgesandt, und einige Minuten später betrat ein ältlicher Mann den Raum.
    Er fragte bloß: »Was gibt es?«
    »Euer Gnaden«, erklärte der Haushofmeister, »ich glaube, es wäre das beste, wenn Ihr selbst mit diesen Männern sprechen und entscheiden würdet, ob Seine Majestät sie empfangen soll.«
    Der Mann wandte sich um, um die beiden anderen Männer im Büro zu mustern. »Ich bin Herzog Caldric, der königliche Kanzler. Welchen Grund habt Ihr, um Seine Majestät zu sehen?«
    Kasumi antwortete: »Ich bringe eine Nachricht vom Kaiser von Tsuranuanni.«

     
    Der König saß auf einem Balkon, von dem aus er den Hafen überblicken konnte. Unter ihm strömte ein Bergbach direkt vor dem Palast. Er war Teil der ursprünglichen Verteidigung, wurde aber schon lange nicht mehr als Burggraben benutzt. Graziöse Brücken spannten sich darüber, auf denen Menschen von einer Seite des Flusses zur anderen hinüberschritten.
    König Rodric saß da und hörte scheinbar aufmerksam zu, was Kasumi sagte. Geistesabwesend spielte er mit einer goldenen Kugel in seiner rechten Hand, während Kasumi die Friedensbotschaft des Kaisers bis ins Detail überbrachte.
    Nachdem er geendet hatte, war Rodric noch eine Weile

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