Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
höchstwahrscheinlich tot sein werde, wenn er nach Rillanon kommt. Und es wird gut sein, denn ich müßte mich gegen jeden stellen, der eine Waffe gegen das Königshaus erhebt.«
Ehe Laurie oder Kasumi noch etwas antworten konnten, öffnete er die Tür. Zwei Wachen standen davor. Der Herzog befahl ihnen, Laurie und Kasumi zu den Docks zu geleiten. »Die Königliche Schwalbe liegt im Hafen vor Anker. Übergebt das dem Kapitän.« Er hielt Laurie ein Stück Papier entgegen. »Das ist ein königlicher Erlaß. Er erhält den Befehl, Euch nach Salador zu bringen.« Dann reichte er ihm ein zweites Papier. »Dieses hier enthält den Befehl an jedes Mitglied einer Armee des Königreiches, Euch bei Eurer Reise weiterzuhelfen.« Sie reichten sich die Hand.
Dann folgten die beiden Boten den Wachen den Flur entlang. Als sie gingen, sah Laurie sich über die Schulter noch einmal nach Caldric um. Der alte Herzog wartete, gebeugt und müde. Tiefe Falten von Kummer, Sorge und Angst waren in sein Gesicht eingegraben. Als sie um eine Ecke bogen und den Herzog aus den Augen verloren hatten, sagte sich Laurie, daß er um nichts in der Welt den Platz mit dem alten Mann tauschen wollte.
Die Pferde waren schaumbedeckt, als die Reiter sie den Hügel hinaufpeitschten. Es war das letzte Stück ihrer Reise zu Lord Borric, die sie vor mehr als einem Monat angetreten hatten, und das Ende war in Sicht. Die Königliche Schwalbe hatte sie eiligst nach Salador getragen, wo sie sofort gen Westen aufgebrochen waren. Sie hatten unterwegs nur wenig geschlafen, hatten frische Pferde gekauft oder gefordert, wann immer es möglich gewesen war. Die königliche Vollmacht hatte ihnen dabei gute Dienste erwiesen. Laurie war sich nicht sicher, aber er vermutete, daß sie die Strecke schneller zurückgelegt hatten als irgend jemand vor ihnen.
Mehrere Male waren sie von Soldaten angehalten worden, nachdem sie Zun verlassen hatten.
Jedesmal hatten sie die Vollmacht des Kanzlers präsentiert und durften weiterziehen. Jetzt näherten sie sich dem Lager des Herzogs.
Der Kriegsherr der Tsuranis hatte seine Großoffensive begonnen. Die Streitkräfte des Königreichs hatten ihm eine Woche lang standgehalten. Dann waren sie zusammengebrochen, als zehntausend frische Tsurani-Soldaten sich über sie ergossen hatten. Die Schlacht war bitter und hart gewesen und hatte drei volle Tage gedauert. Schließlich wurde die Armee des Königreichs zurückgetrieben. Als die Schlacht beendet war, war ein großer Teil der Front gefallen, und die Tsuranis hatten aus dem Nördlichen Paß heraus einen großen Keil getrieben. Jetzt waren die Elben und die Zwerge, ebenso wie die Burgen der Fernen Küste, vom Hauptteil der Armee des Königreichs getrennt. Es gab keinerlei Verbindung mehr zwischen ihnen, denn die Tauben, die sonst die Nachrichten überbracht hatten, waren getötet worden, als das alte Lager überrannt worden war. Das Schicksal der anderen Frontlinien war unbekannt.
Die Armeen des Westens gruppierten sich neu, und es dauerte einige Zeit, bis Laurie und Kasumi das Hauptquartier ausfindig gemacht hatten. Als sie zum großen Zelt des Kommandierenden ritten, bemerkten sie auf allen Seiten Zeichen einer bitteren Niederlage. Es war der schlimmste Schlag für das Königreich, den es in diesem Krieg hatte einstecken müssen. Wohin sie auch schauten, sie sahen verwundete oder kranke Männer, und diejenigen, die keine Wunden aufwiesen, schauten niedergeschlagen aus.
Ein Hauptmann der Wache inspizierte ihre Vollmacht und gab ihnen dann einen Posten mit, der sie zum Zelt des Herzogs führte. Sie erreichten das große Kommando-Zelt, und ein Lakai nahm ihnen ihre Pferde ab, während der Wachtposten hineinging. Einen Augenblick später trat ein großer, junger Mann mit blondem Bart und im Wappenrock von Crydee heraus. Hinter ihm erschien ein untersetzter Mann mit grauem Bart – seiner Kleidung nach ein Magier –, und noch ein weiterer großer folgte, mit einer zackigen Narbe im Gesicht. Laurie fragte sich, ob sie alte Freunde sein könnten, die Pug erwähnt hatte. Er richtete seine Aufmerksamkeit dann aber schnell auf den jungen Offizier, der vor ihm stehenblieb. »Ich bringe eine Nachricht für Lord Borric.«
Der junge Mann lächelte ein bitteres Lächeln. »Ihr könnt mir die Nachricht geben, mein Herr. Ich bin Lyam, sein Sohn.«
»Ich möchte nicht unhöflich sein, Hoheit, aber ich muß mit dem Herzog persönlich sprechen. Das hat mir Herzog Caldric ausdrücklich
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