Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Troubadour wissen.
»Mein Wort darauf. Ich habe es selbst erst heute morgen einem Händler aus Ludland abgenommen. Gilt noch einen ganzen Monat.«
»Abgemacht«, erklärte Laurie und gab dem Knaben einen weiteren Edelstein.
Als der die Juwelen sicher in seiner Tasche verstaut hatte, sagte der Dieb: »Wir werden bald großen Lärm am Tor hören. Ein paar der Jungs lenken die Wachen ab. Wenn alles wild durcheinander ist, schleichen wir uns vorbei.«
Er kehrte zur Tür zurück und schaute ohne weiteren Kommentar hinaus. Während sie warteten, frage Kasumi leise: »Können wir ihm trauen?«
»Nein, aber uns bleibt keine andere Wahl. Wenn es für den Aufrechten Mann profitabler ist, uns hereinzulegen, dann wird er das vielleicht tun. Aber die Spötter lieben die Wachen nicht gerade, und jetzt noch weniger als sonst, wenn man Lucas Glauben schenken darf. Also ist es unwahrscheinlich. Trotzdem, sei auf der Hut.«
Die Zeit zog sich endlos dahin. Dann konnten sie plötzlich Rufe vernehmen. Jimmy stieß einen scharfen Pfiff aus, der von draußen beantwortet wurde. »Es wird Zeit«, erklärte er und schlüpfte auch schon durch die Tür.
Laurie und Kasumi führten ihre Pferde hinter ihm her. »Folgt mir, schnell und dicht«, sagte ihr kleiner Führer.
Sie umrundeten eine Ecke des Gebäudes und konnten das Nordtor sehen. Eine Gruppe von Männern war in einen Kampf verwickelt. Viele von ihnen schienen Seeleute von den Docks zu sein.
Die Wachen taten ihr Bestes, um die Ordnung wiederherzustellen, aber jedesmal, wenn einer einen Kämpfenden aus dem Knäuel zog, tauchte aus dem Schatten am Tor ein anderer auf und kämpfte für ihn weiter. Nach ein paar Minuten waren alle Posten damit beschäftigt, den Kampf zu beenden, und Jimmy sagte: »Jetzt!«
Mit den Reisenden dicht auf den Fersen, löste er sich vom Gebäude und schoß zu der Mauer, die dem Haus der Wachen am Tor am nächsten war. Sie hielten sich im Schatten der Mauer. Das Hufgeklapper ihrer Pferde wurde von dem Lärm des Kampfes überdeckt. Als sie ganz nah am Tor waren, konnten sie einen einsamen Wachtposten entdecken. Er stand auf der anderen Seite, und so hatten sie ihn von ihrem vorherigen Aufenthaltsort aus nicht sehen können.
Laurie packte Jimmy an der Schulter. »Mit dem müssen wir schnell fertig werden.«
»Nein«, widersprach Jimmy. »Wenn die Waffen gezogen werden, dann verlassen die Posten den Spaß hier, als wäre es ein brennendes Hurenhaus. Überlaßt den einfach mir.«
Jimmy sprang vor und lief zu dem Posten. Als der seinen Speer ausstreckte und »Halt!« rief, trat Jimmy ihn oberhalb des Stiefels kräftig ans Bein. Der Mann heulte auf. Dann sah er seinen kleinen Angreifer mit wutverzerrtem Gesicht an. »Du.«
Jimmy streckte ihm die Zunge heraus und rannte auf den Hafen zu. Wütend schickte sich der Posten an, ihn zu verfolgen, und die beiden Reisenden schlüpften schnell durch das Tor. Kaum befanden sie sich außerhalb der Stadt, da bestiegen sie hastig ihre Pferde und ritten davon. Noch aus der Ferne konnten sie den Lärm des Kampfes hören.
Das Schiff stemmte sich gegen die Wellen, während die Mannschaft die Segel reffte. Laurie und Kasumi standen an Deck und betrachteten die Türmchen und Zinnen von Rillanon, als das Schiff in den Hafen einlief. »Eine fabelhafte Stadt«, bemerkte der einstige Tsurani-Offizier. »Nicht so groß wie die Städte meiner Heimat, aber so anders. All diese winzigen Finger aus Stein und die Farben der Banner lassen sie wie eine Stadt aus einem Märchen aussehen.«
»Merkwürdig«, sagte Laurie. »Pug und ich hatten dasselbe Gefühl, als wir Jamar zum erstenmal gesehen haben. Ich nehme an, das liegt daran, daß sie so verschieden voneinander sind.«
Sie standen in der kalten Brise an Deck und spürten doch immer noch die Wärme der Sonne.
Beide trugen die feinsten Kleider, die sie in Salador hatten kaufen können, denn sie wollten bei Hofe einen guten Eindruck machen. Sie wußten, daß sie kaum Chancen haben würden, vom König empfangen zu werden, wenn sie wie einfache Landstreicher aussehen würden.
Der Kapitän des Schiffes gab Anweisung, die letzten Segel einzuholen, und einen Augenblick später ging das Schiff an den Docks vor Anker. Taue wurden den Männern zugeworfen, die am Kai warteten, und schnell war das Schiff festgemacht.
Sobald es möglich war, gingen die beiden Reisenden an Land und durch die Stadt. Rillanon, die berühmte ehemalige Hauptstadt des Königreichs der Inseln, leuchtete bunt im
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