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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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stand ein Spielbrett, und darauf waren Figuren, die ihm bekannt vorkamen. Kamatsu bemerkte seinen Blick. »Du kennst dieses Spiel?« Er griff danach und zog das Brett vor, bis es zwischen ihnen lag.
    »Ja, Herr, ich kenne das Spiel. Wir nennen es Schach.«
    Hokanu schaute seinen Bruder an, der sich vorbeugte. »Wie es schon viele behauptet haben, Vater: Es muß schon früher Kontakt mit den Barbaren gegeben haben.«
    Sein Vater winkte ab. »Das ist eine Theorie.« Zu Pug gewandt sagte er: »Setz dich und zeige mir, wie die Figuren ziehen.«
    Pug setzte sich und versuchte sich zu erinnern, was Kulgan ihm beigebracht hatte. Er war bei diesem Spiel kein guter Schüler gewesen, aber er kannte ein paar einfache Eröffnungen. Er zog einen Bauern vor und erklärte: »Diese Figur darf nur ein Feld vorrücken, außer beim ersten Zug, Herr. Da darf sie zwei Felder vorgehen.« Der Herr des Hauses nickte und bedeutete ihm, fortzufahren. »Dies hier ist ein Springer. Er bewegt sich so.«
    Nachdem Pug die Züge der verschiedenen Figuren demonstriert hatte, sagte der Herr der Shinzawai: »Wir nennen dieses Spiel échec. Auch die Figuren haben andere Namen, aber es ist dasselbe. Komm, laß es uns spielen.«
    Kamatsu reichte Pug die weißen Figuren. Er eröffnete mit einem konventionellen Zug des Bauern, und Kamatsu konterte. Pug spielte schlecht und war bald geschlagen. Die anderen sahen dem Spiel zu, ohne einen Ton von sich zu geben. Als es vorbei war, sagte der Herr: »Giltst du bei deinen Leuten als guter Spieler?«
    »Nein, Herr. Ich spiele schlecht.«
    Der alte Herr lächelte. Falten zeigten sich in seinen Augenwinkeln. »Dann ist dein Volk wohl doch nicht so barbarisch, wie wir allgemein annehmen. Wir werden bald wieder miteinander spielen.«
    Er nickte seinem älteren Sohn zu, und Kasumi erhob sich. Er verneigte sich vor seinem Vater und befahl Pug und Laurie: »Kommt.«
    Sie verbeugten sich vor dem Gebieter und folgten Kasumi aus dem Zimmer. Er führte sie durchs Haus zu einem kleineren Gemach mit Kissen und Schlafplätzen. »Ihr werdet hier schlafen. Mein Zimmer ist nebenan. Ich möchte euch jederzeit in meiner Nähe haben.«
    Laurie meldete sich kühn zu Wort. »Was wünscht der Herr von uns?«
    Kasumi betrachtete ihn einen Augenblick lang. »Ihr Barbaren werdet niemals gute Sklaven abgeben. Ihr Vergeßt zu oft, wo euer Platz ist.«
    Laurie stammelte eine Entschuldigung, wurde aber unterbrochen. »Es ist nicht wichtig. Ihr sollt mir einiges beibringen, Laurie. Ihr werdet mir zeigen, wie man reitet, und ihr werdet mich auch eure Sprache lehren. Alle beide. Ich möchte lernen, was diese« – er machte eine kurze Pause und stieß dann ein paar nasale Laute aus – »Töne zu bedeuten haben, wenn ihr miteinander sprecht.«
    Ihre weitere Unterhaltung wurde durch ein Klingeln unterbrochen, das durch das ganze Haus hallte. Kasumi erklärte: »Ein Erhabener kommt. Bleibt in eurem Zimmer. Ich muß ihn mit meinem Vater willkommen heißen.« Er eilte davon. Die beiden Midkemianer blieben in ihrem neuen Quartier sitzen und fragten sich, was diese Wendung in ihrem Leben mit sich bringen würde.
    In den folgenden beiden Tagen erhaschten Pug und Laurie zweimal einen kurzen Blick auf den wichtigen Besucher der Shinzawais. Er sah fast so aus wie der Gebieter der Shinzawais. Er war etwas dünner, und er trug die schwarze Robe eines Erhabenen der Tsuranis. Pug stellte den Bediensteten im Haus ein paar Fragen und erfuhr auch einiges. Noch nie hatten Pug und Laurie etwas gesehen, das sich mit der Ehrfurcht der Tsuranis vor ihren Erhabenen vergleichen ließ. Sie schienen eine Macht für sich zu sein. Pug wußte nur wenig von der Gesellschaftsordnung der Tsuranis, aber gerade deshalb begriff er nicht, wie sie sich in dieses Schema fügten. Zuerst hatte er gedacht, daß sie von der Gesellschaft ausgestoßen wären, denn das einzige, was man ihm je erzählt hatte, war, daß sie »außerhalb des Gesetzes« standen. Doch dann erklärte ihm ein Tsurani-Sklave, der einfach nicht glauben konnte, daß jemand so unwissend war, wenn es um so wichtige Dinge ging, daß die Erhabenen keinerlei gesellschaftliche Verpflichtungen hatten. Es war ihr Lohn für einen unbekannten Dienst, den sie dem Kaiserreich erwiesen hatten.
    Inzwischen hatte Pug etwas entdeckt, was sein Gefühl, ein Gefangener zu sein, beträchtlich milderte. Hinter den Needra-Pferchen hatte er einen Zwinger mit japsenden, schwanzwedelnden Hunden gefunden. Sie waren die einzigen Tiere in

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