Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
hatte sich als einer der fähigsten Kommandeure des Königreiches erwiesen.
Eine Gruppe von Adligen ritt den Hügel hinan auf den Pavillon zu. Der König und Brucal standen und warteten auf sie. Neben jedem Herrn ritt ein Standartenführer, der das Banner des jeweiligen Adligen hielt. Vandros verkündete den Namen einer jeden vertretenen Armee. »Rodez, Timons, Sadara, Ran, Cibon, sie sind alle hier.« Er wandte sich an Kulgan. »Ich zweifle dran, daß es zwischen hier und Rillanon auch nur noch eintausend Soldaten gibt.«
»Es gibt einen, dessen Banner ich nicht sehe. Bas-Tyra«, bemerkte Laurie.
Vandros sah sich um. »Salador, Deep Taunton … nein, Ihr habt recht. Der goldene Adler auf schwarzem Grund ist nicht darunter.«
»Der Schwarze Guy ist kein Dummkopf«, meinte Meecham. »Er sitzt bereits auf dem Thron von Krondor. Sollte Lyam gehängt werden und Rodric im Krieg fallen, dann ist es nur ein kleiner Schritt für ihn auf den Thron in Rillanon.«
Vandros schaute erneut auf die versammelten Adligen. »Fast der gesamte Kongreß der Herrscher ist anwesend. Wenn sie ohne den König nach Krondor zurückkehren, dann dauert es nicht lange, und Guy ist König. Viele hier sind seine Männer.«
»Wer ist das da unter dem Banner von Salador? Das ist nicht Lord Kerus«, bemerkte Pug.
Vandros spie aus. »Das ist Richard, ehemals Baron von Dolth, jetzt Herzog von Salador. Der König hat Kerus hängen lassen, und seine Familie ist nach Kesh geflohen. Jetzt herrscht Richard Über das drittmächtigste Herzogtum im Osten. Er ist einer von Guys Lieblingen.«
Als die Adligen vor dem König versammelt waren, sagte Richard von Salador, ein rotgesichtiger Bär von Mann: »Herr, wir sind versammelt. Wo sollen wir lagern?«
»Lagern? Wir schlagen kein Lager auf, mein lieber Herzog, wir reiten!« Er wandte sich an Lord Brucal. »Ruft die Armeen des Westens zusammen, Brucal.« Der Herzog gab das Signal, und Herolde liefen durch das Lager und erteilten den Befehl, sich vorzubereiten. Gleich darauf hallten die Trommeln und Trompeten durch das westliche Lager.
Vandros zog sich zurück, um sich zu seinen Soldaten zu begeben, und bald waren nur noch wenige Beobachter in der Nähe. Kulgan, Pug und die anderen entfernten sich zur einen Seite, immer bemüht, dem Blick des Königs zu entgehen.
Der König sagte zu den versammelten Adligen: »Neun Jahre lang haben wir die sanfte Art des Kommandeurs des Westens erduldet. Jetzt werde ich den Angriff führen, der den Feind aus unseren Landen vertreiben wird.« Er wandte sich an Brucal. »Aufgrund Eures vorgeschrittenen Alters, mein lieber Herzog, übertrage ich das Kommando über die Infanterie Herzog Richard. Ihr bleibt hier.«
Der alte Herzog von Yabon, der schon im Begriff stand, seine Rüstung anzulegen, sah ihn schmerzlich an. Er sagte aber nur: »Majestät.« Sein Ton war kühl und kummervoll. Er wandte sich steif um und betrat das Kommandozelt.
Das Pferd des Königs wurde gebracht, und Rodric saß auf. Ein Page reichte ihm seinen gekrönten Helm, und der König plazierte ihn auf seinem eigenen Kopf. »Die Infanterie soll so schnell wie möglich folgen. Reiten wir!«
Der König trieb sein Pferd den Hügel hinab, gefolgt von der königlichen Garde und den versammelten Adligen. Als er außer Sichtweite war, wandte sich Kulgan an die anderen und sagte:
»Warten wir.«
Der Tag zog sich lange hin. Jede Stunde, die verging, erschien ihnen wie ein langsam vergehender Tag. Sie saßen in Pugs Zelt und fragten sich, was im Westen vor sich gehen mochte.
Die Armee war mit Trommeln und Trompeten, unter dem Banner des Königs, ausgezogen. Fast zehntausend Reiter und zwanzigtausend Fußsoldaten waren gegen die Tsuranis angetreten. Nur ein paar Soldaten waren im Lager zurückgeblieben, die verwundeten und eine Wachmannschaft. Die Ruhe draußen war nervenaufreibend nach dem fast beständigen Lärm, der an den vorangegangenen Tagen im Lager geherrscht hatte.
William war unruhig geworden, und Katala war mit ihm nach draußen gegangen, um zu spielen.
Fantus war froh über die Gelegenheit, einmal in Ruhe schlafen zu können.
Kulgan saß stumm da und paffte seine Pfeife. Gelegentlich sprachen er und Pug von magischen Angelegenheiten, aber meistens schwiegen sie.
Laurie war der erste, der die Spannung durchbrach. Er stand auf. »Ich kann dieses Warten nicht mehr länger aushalten. Ich finde, wir sollten zu Lord Lyam gehen und entscheiden, was zu geschehen hat, wenn der König
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