Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
den neuen Kriegsherrn nicht aufhalten kann? Der Rat wird schnell einen neuen wählen.«
»Ich weiß nicht, Kasumi. Dann werde ich versuchen müssen, den Spalt zu schließen.«
Kulgan zog lange an seiner Pfeife und stieß dann eine dicke Rauchwolke aus. »Mir ist immer noch nicht alles klar, was du gesagt hast, Pug. Nach allem, was du erzählt hast, sehe ich nicht, was sie daran hindern sollte, einen neuen Spalt zu öffnen.«
»Es gibt auch nichts, außer daß Spalte unsichere Dinge sind. Es gibt keine Möglichkeit zu sagen, wohin sich ein Spalt öffnen wird. Es war bloßer Zufall, daß dieser zwischen unserer Welt und Kelewan entstanden ist. Als er erst einmal bestand, konnten andere folgen.
Die Tsuranis könnten jetzt versuchen, den Spalt wiederherzustellen, aber jeder Versuch würde sie wahrscheinlich in andere, neue Welten bringen. Wenn sie hierher zurückkehren, dann bloß durch einen Zufall. Wenn der Spalt geschlossen ist, würde es Jahre dauern, bis sie wiederkommen – wenn überhaupt jemals wieder.«
»Nach allem, was du darüber erzählt hast, daß sich der Kriegsherr das Leben nehmen muß, können wir wohl eine Pause in den Kämpfen erwarten?«
Kasumi war es, der antwortete. »Ich fürchte nicht, Freund Kulgan, denn ich kenne den Rangnächsten dieses Kriegsherrn. Er ist Minwanabi und gehört also einer stolzen Familie aus einem mächtigen Clan an. Es wäre gut für seine Sache und für seinen Clan, wenn er von einem großen Sieg zu berichten hätte, wenn sich der Hohe Rat trifft. Höchstwahrscheinlich wird er innerhalb der nächsten Tage in voller Kraft angreifen.«
Kulgan schüttelte den Kopf. »Meecham, du solltest Lord Lyam bitten, zu uns zu kommen. Er muß uns hören.« Der große Freisasse erhob sich und verließ das Zelt.
Kasumi runzelte die Stirn. »Ich kenne diese Welt jetzt ein bißchen, und ich stimme mit dem Erhabenen überein. Friede wäre sicher von Vorteil für beide Seiten, aber ich sehe ihn nicht kommen.«
Der junge Herzog folgte Meecham wenige Minuten später ins Zelt, und Kasumi wiederholte seine Warnung. »Dann bereiten wir uns wohl besser auf den Angriff vor«, sagte Lyam.
Kasumi sah aus, als fühlte er sich nicht recht wohl. »Ich muß um Verzeihung bitten, mein Herr, aber wenn es zum Kampf kommt, kann ich mich nicht gegen mein eigenes Volk stellen. Habe ich Eure Erlaubnis, zu meinen eigenen Männern zurückzukehren?«
Der Herzog dachte darüber nach, und Pug stellte fest, daß sich Falten in seinem Gesicht zeigten.
Es waren die ersten Spuren der Last des Kommandos. Verschwunden waren die lachenden Augen und das allgegenwärtige Lächeln. Jetzt ähnelte er seinem Vater mehr denn je. »Ich verstehe. Ich werde Befehl geben, Euch passieren zu lassen, wenn ich Euer Wort habe, daß Ihr nichts von dem wiederholt, was Ihr hier gehört habt.«
Kasumi stimmte zu und erhob sich zum Gehen. Auch Pug stand auf und sagte: »Ich habe noch einen letzten Befehl an dich, Kasumi, als Magier aus Tsuranuanni. Kehre zu deinem Vater zurück, denn er braucht dich jetzt. Aber ein weiterer sterbender Soldat wird deiner Nation kaum nützen.«
Kasumi neigte den Kopf. »Euer Wille geschehe, Erhabener.«
Dann umarmte er Laurie und ging mit Lyam davon.
Kulgan meldete sich: »Du hast mir so viel erzählt, was schwer zu verarbeiten ist. Ich glaube, wir sollten uns jetzt besser zurückziehen, denn ich bedarf der Ruhe.«
Als der alte Magier sich erhob, sprach Pug zu ihm: »Da ist noch etwas, was ich fragen muß. Was ist aus Tomas geworden?«
»Der Freund deiner Kinderzeit ist wohlauf. Er lebt bei den Elben in Elvandar. Er ist ein Krieger von enormem Ruf, wie er es sich immer gewünscht hat.«
Pug lächelte. »Ich freue mich, das zu hören. Danke.«
Kulgan, Laurie und Meecham wünschten ihnen eine gute Nacht und gingen. Katala sagte:
»Gatte, du bist müde. Komm schlafen.«
Pug ging zu dem Bett hinüber, auf dem sie saß. »Du überraschst mich. Du hast heute nacht so viel durchgemacht, und dennoch machst du dir Sorgen um mich.«
Sie nahm seine Hand. »Wenn ich bei dir bin, ist alles, wie es sein sollte. Aber du siehst aus, als würde das Gewicht dieser Welt auf deinen Schultern lasten.«
»Ich fürchte sogar, das Gewicht von zwei Welten, meine Liebe.«
Der Klang der Trompeten weckte sie. Als sie sich vom Bett erhoben, wurden Pug und Katala von Laurie überrascht, der ins Zelt stürzte. Das Licht hinter ihm, als er die Zeltklappe beiseite schlug, verriet ihnen, daß sie lange geschlafen
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