Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
kann.«
Die ersten Adligen ritten herbei, als der Stuhl für den König gebracht wurde. Er wurde hineingesetzt und angelehnt. Sein Kopf fiel zur Seite. Sein Gesicht war von Blut überzogen, und durch seine Wunde konnte man den weißen Knochen sehen.
Kulgan trat an Rodrics Seite. »Mein König, darf ich helfen?«
Der König bemühte sich zu erkennen, wer ihn ansprach. Seine Augen schienen ihn im ersten Augenblick nicht recht wahrzunehmen, dann aber wurden sie klar. »Wer spricht da? Der Magier? Ja, Magier. Bitte, ich habe Schmerzen.«
Kulgan schloß die Augen und brachte seine Kräfte durch schiere Willenskraft dazu, die Leiden des Königs zu verringern. Er legte eine Hand auf Rodrics Schulter, und die Männer in der Nähe konnten sehen, wie sich der Herrscher des Königreiches sichtbar entspannte. »Ich danke Euch, Magier. Ich fühle mich schon viel besser.« Rodric bemühte sich, den Kopf leicht zu wenden.
»Lieber Lord Brucal, bitte, bringt Lyam zu mir.«
Lyam befand sich streng bewacht in seinem Zelt, und ein Soldat wurde ausgeschickt, um ihn zu holen. Einen Augenblick später kniete der junge Mann vor seinem Cousin. »Wie geht es Eurer Wunde?«
Ein Priester aus Dala gesellte sich zu Kulgan und stimmte seiner Beurteilung der Wunde zu. Er schaute Brucal an und schüttelte ganz leicht den Kopf. Krauter und Verbände wurden gebracht, und der König wurde versorgt. Kulgan überließ den Priester seinen Aufgaben und begab sich selbst zu den anderen. Katala kam nun auch, mit William auf den Armen. »Ich fürchte, es ist eine tödliche Wunde. Der Schädel ist gebrochen, und Flüssigkeiten scheinen durch den Spalt auszutreten.«
Schweigend sahen sie zu. Der Priester trat auf eine Seite und fing an, für Rodric zu beten. Alle Adligen, abgesehen von denen, die die Infanterie befehligten, standen jetzt vor dem König aufgereiht. Immer mehr Reiter konnten gehört werden, die in das Lager eindrangen. Sie gesellten sich zu den anderen, die bereits zusahen, und man erzählte ihnen, was geschehen war. Schweigen senkte sich über das Lager, als der König sprach.
»Lyam«, sagte er leise, mit schwacher Stimme, »Ich war sehr krank, nicht wahr?« Lyam antwortete nicht, aber sein Gesicht spiegelte seine widersprüchlichen Gefühle wider. Er empfand kaum Liebe für seinen Cousin, aber er war immer noch der König.
Mit Mühe gelang Rodric ein schwaches Lächeln. Eine Seite seines Gesichts bewegte sich nur leicht, als könnte er seine Muskeln nicht richtig beherrschen. Er streckte die gesunde, rechte Hand aus, und Lyam ergriff sie. »Ich weiß nicht, was ich m letzter Zeit gedacht habe. So viel von dem, was geschehen ist, erscheint mir wie ein Traum, dunkel und erschreckend. Ich war in diesem Traum befangen, aber jetzt bin ich frei davon.« Schweiß trat auf seine Stirn, und sein Gesicht war nahezu weiß. »Ein Dämon ist aus mir vertrieben worden, Lyam, und ich kann erkennen, daß viel von dem, was ich getan habe, falsch, ja böse war.«
Lyam kniete vor dem König nieder. »Nein, mein König, nicht böse.«
Der König hustete heftig und keuchte, als der Anfall nachließ. »Lyam, meine Zeit wird knapp.«
Seine Stimme wurde etwas lauter, als er sagte: »Brucal, du bist Zeuge.« Der alte Herzog sah ihn an.
Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske. Er trat neben Lyam und sagte: »Hier bin ich, Eure Majestät.«
Der König ergriff Lyams Hand und zog ihn ein wenig hoch. Dann erklärte er: »Wir, Rodric, der Vierte dieses Namens, Herrscher über das Königreich der Inseln, verkünden hiermit, daß Lyam conDoin, unser Cousin durch das Blut, von königlichem Blut ist. Als ältester männlicher Träger des Namens conDoin wird er zum Erben des Thrones des Königreiches ernannt.«
Lyam warf Brucal einen entsetzten Blick zu, aber der alte Herzog schüttelte nur kurz den Kopf und befahl zu schweigen. Lyam neigte den Kopf, und alle konnten seinen Kummer fühlen. Fest umklammerte er die Hand des Königs. Brucal erklärte: »Ich, Brucal, Herzog von Yabon, kann das bezeugen.«
Rodrics Stimme wurde schwach. »Lyam, eine Gefälligkeit erbitte ich noch. Dein Cousin Guy hat das, was er getan hat, auf mein Kommando hin getan. Ich bedauere den Irrsinn, der mich getrieben hat, Erland zu beseitigen. Ich weiß, daß es seinen Tod bedeutete, ihn ins Verließ zu werfen, und doch habe ich nichts getan, um das zu verhindern. Hab Mitleid mit Guy. Er ist ein ehrgeiziger, aber kein böser Mann.«
Dann sprach der König von seinen Plänen für
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