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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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das Königreich. Er bat darum, daß sie verwirklicht werden würden, aber mit mehr Rücksicht auf die Bevölkerung. Er berichtete noch von vielen anderen Dingen: von seiner Jugend und von seinem Kummer, daß er nie geheiratet hatte. Nach einer Weile wurde seine Sprache undeutlich. Sein Kopf fiel vor auf die Brust.

    Brucal befahl Wachen herbei, die den König bewachen sollten. Vorsichtig hoben sie ihn empor und trugen ihn ins Zelt. Brucal und Lyam traten ein, während die anderen Adeligen draußen warteten. Immer neue Ankömmlinge versammelten sich, und man erzählte ihnen das Neueste. Fast ein Drittel der Armeen des Königreiches stand vor dem Pavillon des Kommandeurs, ein Meer von emporgewandten Gesichtern, das sich den Hügel hinab erstreckte. Jeder stand stumm, keiner sagte ein Wort, und alle hielten die Totenwache.
    Brucal machte die Zeltklappe hinter sich zu und schloß das rote Glühen der untergehenden Sonne aus. Der Priester von Dala untersuchte den König. Dann sah er die beiden Herzöge an. »Er wird das Bewußtsein nicht wiedererlangen, meine Herren.«
    Brucal nahm Lyam am Arm und führte ihn zu einer Seite. In gedämpftem Flüsterton sagte er:
    »Du darfst nichts sagen, wenn ich dich zum Thronerben ausrufe, Lyam.«
    Lyam zog seinen Arm zurück und starrte den alten Krieger an. »Du bist Zeuge gewesen, Brucal«, flüsterte er zurück. »Du hast gehört, wie mein Vater Martin als meinen Bruder anerkannt, wie er ihn legitimiert hat. Er ist der älteste männliche Träger des Namens conDoin. Rodrics Worte sind ungültig. Er war der Annahme, ich sei der älteste.«
    Brucal sprach ruhig, aber seine Worte waren nicht sanft. »Du hast einen Krieg zu beenden, Lyam. Dann, wenn du diese kleine Aufgabe vollbracht hast, mußt du deinen Vater und Rodric nach Rillanon zurückbringen, um sie in der Gruft Eurer Vorfahren zu bestatten. Vom Tage von Rodrics Beerdigung an wird zwölf Tage lang getrauert werden. Am Mittag des dreizehnten Tages dann werden sich alle, die Anspruch auf den Thron erheben, vor den Priestern von Ishap einfinden, und sie werden auch vor den gesamten, verdammten Kongreß der Herrscher treten. Zwischen jetzt und dann hast du mehr als genug Zeit zu entscheiden, was zu tun ist. Aber jetzt mußt du der Erbe sein.
    Es gibt jetzt keine andere Möglichkeit.
    Oder hast du etwa Bas-Tyra vergessen? Wenn du zögerst, dann ist er mit seiner Armee einen Monat vor dir in Rillanon. Dann haben wir einen bitteren Bürgerkrieg, mein Junge. Sobald du jedoch einwilligst, deinen Mund zu halten, befehle ich meine eigenen Truppen nach Krondor, um den Schwarzen Guy gefangenzunehmen. Sie werden Bas-Tyra in den Kerker werfen, ehe seine eigenen Männer sie daran hindern können. Es wird noch genügend treue Krondorianer geben, das kannst du mir glauben. Du kannst ihn festhalten lassen, bis du Krondor erreichst. Dann kannst du ihn nach Rillanon transportieren lassen, wo er der Krönung beiwohnen kann, entweder deiner eigenen oder Martins. Aber du mußt handeln, oder – bei den Göttern – Guys Lakaien entfachen den Bürgerkrieg, sobald du Martin zum wahren Erben ernannt hast. Verstehst du?«
    Lyam nickte schweigend. Seufzend sagte er; »Aber werden Guys Männer zulassen, daß er ergriffen wird?«
    »Nicht einmal der Hauptmann seiner eigenen Garde wird sich gegen einen königlichen Erlaß erheben, schon gar nicht, wenn er von den Repräsentanten des Kongresses der Herrscher gegengezeichnet ist. Ich werde für die Unterschriften auf dem Erlaß garantieren«, sagte er und ballte eine behandschuhte Faust.
    Lyam schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ihr habt recht. Ich habe nicht den Wunsch, dem Königreich Ärger aufzubürden. Ich werde tun, was Ihr sagt.«
    Die beiden Männer kehrten an die Seite des Königs zurück und warteten. Fast zwei weitere Stunden verstrichen, bis der Priester an der Brust des Königs horchte und sagte: »Der König ist tot.«
    Brucal und Lyam sprachen mit dem Priester ein stilles Gebet für Rodric. Dann zog der Herzog von Yabon einen Ring von Rodrics Hand und wandte sich an Lyam.
    »Kommt, es ist Zeit.«
    Er hielt die Zeltklappe beiseite, und Lyam sah hinaus. Die Sonne war untergegangen, und der Abendhimmel funkelte voller Sterne. Feuer waren entfacht worden. Man hatte Fackeln gebracht, und jetzt sah man auf einen Ozean von Lichtern. Nicht ein Mann unter zwanzig war gegangen, obgleich sie alle müde und hungrig waren nach ihrem Sieg.
    Brucal und Lyam erschienen vor dem Zelt, und der alte Herzog sagte:

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